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Kommunionspendung in Zeiten von Corona – aber wie?

Bischof Gerhard Feige

Gegenwärtig beobachten wir im Episkopat ein Ringen um Wege zur behutsamen Rückkehr zur gemeinsamen Feier von Gottesdiensten, insbesondere von heiligen Messen. Der Magdeburger Bischof Dr. Gerhard Feige plädiert, vorwiegend aus medizinischen Erwägungen, für den vollständigen Verzicht in der Zeit der Krise. Grundlage seiner energisch, betroffenen und emotional vorgebrachten Darlegungen  ist sicherlich auch die persönliche Verunsicherung und Sorge, die menschlich verständlich ist und viele von uns gegenwärtig spüren. Zugleich macht er auf die Form der Spendung der heiligen Kommunion aufmerksam: „Ich kann mir bis jetzt jedenfalls kaum vorstellen, wie Gottesdienste mit Zugangsbegrenzung, Anwesenheitsliste, Abstandswahrung, Mundschutz, Handschuhen, einem Desinfektionsritus vor der Gabenbereitung und der Austeilung der Kommunion mittels einer – noch zu erfindenden – liturgischen Zange gottgefällig und heilsdienlich sein sollen."

Ich kann das verstehen, denn ich sehe mein eigenes Staunen und meine vorausschauende Verwunderung. Eine Kommunionzange? Wäre das eine würdige Form der Spendung und des Empfangs des Sakraments? Wir hätten uns das alles vor Wochen noch nicht vorstellen können. Aber Begriffe wie „gottgefällig" und „heilsdienlich" mögen vorsichtig oder am besten gar nicht verwendet werden. Denn woher sollten wir das genau wissen? Der Bereich unserer Unwissenheit reicht immer weiter als die Meinung, die im Augenblick vorgebracht wird. Wir kennen nicht Gottes Wege, und auch jene Glaubensstreiter, die mit allem weltlichen Recht ihre Meinung frei äußern, auch wenn einige von ihnen forsch mit apokalyptischen Begriffen hantieren, wissen höchstwahrscheinlich auch nicht mehr als – analog gedacht – Ijobs kluge Freunde. Kursierende Mutmaßungen, dass etwa bei der Spendung des Leibes Christi grundsätzlich gar keine Ansteckungsgefahr bestehen kann, stehen im Gegensatz zur Theologie des heiligen Thomas von Aquin. Kardinal Joseph Ratzinger weist in der Predigt in seiner Titelkirche Santa Maria Consolatrice am 2. September 1979 auf einige Behauptungen aus dem 12. Jahrhundert hin: „In der Eucharistie kauen wir das Fleisch des Herrn." Das sei ein „Mißverständnis": „Denn Jesus ist auferstanden. Wir kauen nicht Fleisch, wie Menschenfresser es tun würden. … Jesus ist nicht da wie ein Stück Fleisch, nicht im Bereich des Meßbaren und Quantitativen. Wer so die Wirklichkeit anfaßt, der täuscht sich über sie und damit über sich selbst. Damit aber lebt er verkehrt. … Auf die Eucharistie hin wird uns gesagt: Die Substanz wird verwandelt, das heißt, der eigentliche Grund des Seins. Um ihn geht es und nicht um das Vordergründige, zu dem all das Meßbare und Greiftbare gehört. … Der Herr bemächtigt sich des Brotes und des Weins, er hebt sie gleichsam aus den Angeln ihres gewöhnlichen Seins in eine neue Ordnung hinein; auch wenn sie rein physikalisch gleichbleiben, sind sie zutiefst Anderes geworden." (Joseph Cardinal Ratzinger: Gott ist uns nah, Augsburg 2001, 85-87)

So wie die Infektion mit der regulären Influenza – für mich bleibt unverständlich, warum etwa im Winter nicht auf die Einladung zum Friedensgruß mit Händereichen verzichtet wurde – im Gottesdienst möglich ist, so verhält es sich natürlich genauso mit dem Covid-19-Virus. Kehren wir aber zurück zu den neuen Formen der Spendung der Sakramente. Der Leipziger Propst Gregor Giele berichtete über den ersten öffentlichen Gottesdienst: „Fast wie gewohnt, denn auf den direkten Spende-Dialog »Der Leib Christi« und »Amen« in der Begegnung miteinander wird verzichtet. Ich spreche das am Altar einmal für alle, und alle antworten mit »Amen«. Bei der Kommunionausteilung herrscht dann Schweigen. Und die Gemeindemitglieder sind gebeten worden, die Hand weit auszustrecken, sodass man auch eine Distanz über dann zwei ausgestreckte Arme schaffen kann." Auf welche Formen der Spendung und des Empfangs der Sakramente gehen wir zu? Werden wir das aushalten oder dafür dankbar sein? Wie lange wird es dauern, bis wir zur katholischen Normalität zurückkehren dürfen? Vielleicht könnte in Zeiten wie diesen vertieft über die stille Anbetung mit der Spendung des eucharistischen Segens nachgedacht werden? Wäre dies nicht segensreich? Tröstlich bleibt, dass wir in allem uns dem Herrn anvertrauen dürfen, verwurzelt im Credo der Kirche. Mögen wir darin einig bleiben, möglichst in katholischer Gelassenheit.

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