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"Verletzte Einheit": Theologe Brüske über Papst Franziskus und die Kirche in Deutschland

Synodalkerze und Synodalkreuz bei der dritten Synodalversammlung des umstrittenen "Synodalen Weges" in Frankfurt im Februar 2022.

Eine "Explosion" befürchtet der Theologe Martin Brüske nach den Berichten über eine Distanzierung von Papst Franziskus vom deutschen "Synodalen Weg".

Tatsächlich habe der Papst "von Anfang an" vor den Risiken der deutschen Debattenveranstaltung gewarnt und hoffe nun offenbar, die Lage beim Besuch der deutschen Bischöfe in Rom im Herbst entschärfen zu können.

Doch die Gemeinschaft der Kirche sei bereits "schwer verletzt", so Brüske, und eine "Explosion" mittlerweile unvermeidbar.

"Alles wird darauf ankommen, ihre Zerstörungskraft zu begrenzen, um danach auf dem Weg des Evangeliums den neuen Anfang zu wagen", analysiert der Theologe in einem Beitrag auf der Webseite der Initiative "Neuer Anfang", der den Titel "Posen, Polen und der Papst" trägt.

Steine aus dem deutschen Glashaus

Die öffentlich geäußerte Sorge der polnischen Bischöfe ebenso wie der nordischen Bischofskonferenz über die deutsche Debattenveranstaltung sei aus drei Gründen keine Einmischung, betont Brüske, der vor falschen Ressentiments warnt. 

Erstens schrieben sich Vertreter des "Synodalen Weges"  gerne eine "modellhafte Rolle für Reformen in der Kirche insgesamt zu, auch wenn sie – logisch etwas unausgeglichen – wenn es nützt, gerne auf die Besonderheiten unseres Kulturraums verweisen", so Brüske.

Die "Umdeutung des Bischofsamtes und das Zerbrechen der Lehreinheit in wesentlichen, biblisch fundierten Fragen der Ethik und des Menschenbildes" bleibe ohenhin nicht ohne Auswirkungen auf die weltweite Gemeinschaft der Kirche: "Es handelt sich ja nicht um irgendwelche Randfragen, sondern um fundamentale Weichenstellungen".

Der wichtigste Punkt sei jedoch ein anderer: "Die Kollegialität des Bischofsamtes, wie sie auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil entfaltet worden ist, schließt eine Verantwortung jedes einzelnen Bischofs für die universale Gemeinschaft der Kirche ausdrücklich ein. Also: Mitnichten Einmischung in fremde Angelegenheiten, sondern Wahrnehmung von mit dem Bischofsamt gegebener Verantwortung und Ausdruck kollegialer, wirklich brüderlicher Mitsorge", betont der Theologe. Wer im Glashaus sitzt, solle nicht mit Steinen schmeißen.

Das in deutscher und anderen Sprachen veröffentlichte Kommuniqué der polnischen Bischöfe über die Audienz bei Papst Franziskus mache klar, wie groß offensichtlich die Sorge über den "Synodalen Weg" sei. Ebenso wie die Tatsache, dass bei der Audienz neben dem Ukraine-Krieg über dieses Thema gesprochen wurde. 

Noch deutlicher sei der weitere Text der Bischofskonferenz über eine Gefahr der Protestantisierung, die auch viele Protestanten skeptisch sehen würden.

Die Distanz des Papstes

Ob Papst Franziskus einer Veröffentlichung über die Themen der Audienz zustimmte, sei nicht leicht zu beantworten, schreibt Brüske mit Blick auf die Tatsache, dass auf Nachfrage aus Deutschland der Vatikan kein Dementi veröffentlichte

Entweder sei der Schritt mit dem Papst abgesprochen gewesen. Oder die Sorgen der polnischen Bischöfe seien "unermesslich".

"Tatsächlich beinhaltet das Kommuniqué gegen Ende nicht nur den Hinweis auf den Gesprächsgegenstand 'Synodaler Weg', sondern den Hinweis auf eine deutliche Distanzierung des Papstes von diesem Vorgang in Deutschland." 

Indessen habe Papst Franziskus bereits im Jahr 2019 in seinem Brief an die deutschen Katholiken seine Distanz zur Veranstaltung in Deutschland signalisiert.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Der Grund für die sonstige Zurückhaltung des Papstes, so der deutsche Theologe, sei klar: "Ein direkter Eingriff in die Situation in Deutschland würde zur Explosion der Lage führen – mit unabsehbaren Folgen vom tatsächlichen Schisma über Massenaustritte bis zur Auflösung der kirchlichen Struktur". 

Eine Explosion und ein neuer Anfang

"Vielleicht will man nach einer mittleren Linie suchen, nach praktischen Zugeständnissen unter Wahrung der lehrmässigen Integrität", schreibt der Theologe.

Doch die Chancen auf eine solche Entschärfung sieht Brüske skeptisch, auch angesichts der jüngsten Äußerungen mehrerer deutscher Bischöfe. Er konstatiert: "Die Gemeinschaft der Kirche, ihre Communio (wie die Theologen sagen) ist schwer verletzt."

"Die Situation – ohne kirchenrechtlich festgestellt zu sein – ist bereits schismatisch, weil die Wahrung der Communio längst keine verbindliche und erstrangige Instanz im Denken und Empfinden der Protagonisten mehr ist – auch wenn sie das Gegenteil behaupten", so Brüske wörtlich.

Der in der Schweiz lebende Theologe fährt fort: "Ihre substanziellen Einlassungen – dort wo sie nicht nur beteuern, sondern zur Sache sprechen – und ihre Taten sprechen längst eine eindeutige Sprache".

Daher müsse es vielmehr darum gehen, die Explosion in ihrer Zerstörungskraft zu begrenzen, "um danach auf dem Weg des Evangeliums den neuen Anfang zu wagen."

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