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Kardinal Arborelius über Ausschreitungen, Integration und Religion in Schweden

Der Stockholmer Kardinal Anders Arborelius beim Konsistorium im Petersdom am 28. Juni 2017

Kardinal Anders Arborelius von Stockholm hat über die schweren Ausschreitungen von Muslimen in Schweden während der Ostertage gesprochen. In einem Interview mit "Vatican News" konstatierte der Kardinal, dass es – neben der islamischen Gewalt – auch "antireligiöse Gefühle in der schwedischen Bevölkerung" gebe und sprach zudem über die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs.

Der schwedische Polizeichef Anders Thornberg sagte laut BBC nach den Zusammenstößen am Oster-Sonntag in Norrkoping, das etwa 160 km südwestlich von Stockholm liegt, und im nahe gelegenen Linkoping, er habe noch nie so gewalttätige Ausschreitungen gesehen.

In diesen beiden Städten war es am Karfreitag ebenfalls zu Ausschreitungen gekommen, ebenso wie im Stockholmer Vorort Rinkeby und in der westlichen Stadt Orebro. Am Samstag kam es zu Ausschreitungen in der südlichen Stadt Malmö, so die BBC weiter.

Am Ostermontag teilte die Polizei mit, dass bei den Ausschreitungen 26 Polizeibeamte und 14 Bürger verletzt und mehr als 20 Fahrzeuge beschädigt oder völlig zerstört worden seien. Hunderte Personen beteiligten sich an den Aktionen, die nach Einschätzungen der Behörden durch kriminelle Gangs organisiert oder zumindest unterstützt wurden.

Die Gewalt wurde offenbar durch eine Reihe von Kundgebungen ausgelöst, die der dänisch-schwedische Politiker Rasmus Paludan (Partei "Stram Kurs") organisiert hatte. Paludan hat nach eigenen Angaben ein Koran-Buch verbrannt, und will dies wieder tun: Eine Provikation für gläubige Muslime.

Ein Konvertit als Kardinal

Kardinal Arborelius steht der der einzigen Diözese Schwedens vor, nachdem er als 20-Jähriger vom Protestantistus zum Katholizismus konvertiert ist. Zwei Jahre später trat er in das Karmelitenkloster von Norraby in Tågarp ein und wurde 1979 in Malmö zum Priester geweiht. Papst Franziskus nahm Arborelius 2017 ins Kardinalskollegium auf.

Kürzlich war der Bischof von Stockholm als Mitglied der nordischen Bischofskonferenz an einem aufsehenerregendem Brief an den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, beteiligt. "Wir machen uns (...) Sorgen um die Richtung, die Methodik und den Inhalt des synodalen Weges der Kirche in Deutschland", heißt es in dem veröffentlichten Schreiben (hier im Volltext).

Islam und eine weltliche Gesellschaft 

Im gestern veröffentlichten Interview mit "Vatican News" ging Kardinal Anders Arborelius auf die Ausschreitungen und Gewaltexzesse ein: "Die Polizei wurde von jungen Menschen angegriffen, die gegen die Koran-Verbrennungs-Aktion dieses Politikers demonstrieren wollten", bestätigte Arborelius.

In manchen Teilen Schwedens sei es ein "sehr gewalttätiges Ostern" gewesen. "Das macht deutlich", so der Kardinal weiter, "dass Schweden sich um die Tatsache kümmern muss, dass es in manchen Gegenden des Landes fast nur Ausländer mit geringem Einkommen, ohne Arbeit, mit Kriminalität gibt. Für unsere Gesellschaft ist es wirklich wichtig, etwas gegen diese Absonderung zu unternehmen."

Neben der Reaktion muslimischer Einwanderer und deren Gewaltpotential ist ein weiterer Aspekt der schwedischen Gesellschaft für den Kardinal wichtig: Die zunehmende Weltlichkeit. Zunehmende nehme er mittlerweile "antireligiöse Gefühle" in der schwedischen Bevölkerung wahr.

Der Bischof von Stockholm sagte wörtlich:

"Nun, wir sehen, dass Schweden ein sehr säkulares Land ist, und die Behörden sehen einfach darüber hinweg, dass viele der Einwanderer starke religiöse Überzeugungen haben. Und bei den Einwanderern kommt das dann so an, als würden sie nicht akzeptiert – erst recht, wenn der Koran verbrannt wird. Es gab auch schon Fälle, in denen Statuen der Gottesmutter verstümmelt oder zerstört wurden...

Ich würde schon sagen, dass es antireligiöse Gefühle in der schwedischen Bevölkerung gibt. Das heißt natürlich nicht, dass man die Polizei angreifen darf. Aber wir müssen den Hintergrund verstehen: dass Menschen das Gefühl haben, dass sie außerhalb der Gesellschaft stehen und dass niemand sie respektiert. Bei so einem Eindruck ist es unausweichlich, dass es irgendwann zu Gewalt in unseren Vorstädten kommt."

Daher sei es wichtig, so Arborelius weiter, "einen vertieften Dialog zu beginnen". Stattdessen wollen nun einige Parteien Schwedens konfessionelle Schulen verbieten, "das ist also auch ein Zeichen, das uns heute beunruhigt".

Bischof Arborelius: Integration der Migranten ist wichtig

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Angesichts brennender Polizei-Autos und randalierender Gruppen junger Muslime betont der Kardinal, dass die Integration von Einwanderern ein wichtiges Thema sei. Er hoffe, dass Schweden "weiterhin eine tolerante, offene und gute Gesellschaft für die meisten unserer Bürger sein wird", trotz des gewalttätigen Verhaltens einer Minderheit der Migranten. Anders Arborelius wörtlich:

"Natürlich wollen wir die aufnehmen, die jetzt Hilfe brauchen – aber wir wissen: Wenn zu viele Menschen hierherkommen, ist es nicht so einfach, sie zu integrieren. Und genau das haben wir jetzt in unseren Vorstädten gesehen, dass auf die Migration unbedingt die Integration folgen muss – das hat gefehlt. Ich denke also, dass die schwedische Gesellschaft in naher Zukunft einige sehr dringende Fragen zu bewältigen hat."

Gleichzeitig hoffe er, dass die Religionen "in unserem säkularisierten Land mehr Gehör finden werden". Es gebe bereits Anzeichen, dass auch die Behörden zu begreifen beginnen, dass viele der Migranten einen tiefen Glauben haben, die religiös sind, "und dass sie womöglich einen Mangel an Respekt spüren, wenn sie in dieses säkulare Land kommen", so der schwedische Kardinal.

Große Hilfsbereitschaft für ukrainische Flüchtlinge

Angesichts des Kriegs in der Ukraine beobachtet Kardinal Anders Arborelius, dass es in Schweden auch Bestrebungen gibt, über einen NATO-Beitritt nachzudenken. "Es ist wirklich schwierig zu erkennen, wie wir uns in dieser Situation verhalten sollten", so der Stockholmer Bischof.

Dafür gebe es eine hohe Bereitschaft in der Bevölkerung, Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen. Auch in der Diözese Stockholm gebe es zwei ukrainische Priester des byzantinischen Ritus, die sehr aktiv seien und versuchen, die Menschen zu erreichen. "Wir sehen, dass die schwedische Bevölkerung im Allgemeinen sehr offen für diese Gruppe von Menschen ist", erklärt Arborelius. Er sei "ein wenig überrascht, denn in letzter Zeit hatten wir eher weniger Offenheit und Solidarität für Flüchtlinge gesehen".

Er betonte jedoch auch, dass die Caritas vor Menschenhandel gewarnt habe, weil einige der ukrainischen Frauen zur Prostitution gezwungen wurden. Es bestehe auch die Gefahr, dass es "diese tragischen Fälle gibt, in denen Flüchtlinge missbraucht und misshandelt werden", so der Bischof.

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