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Bischof Genn: Kirche muss "weg von einer rigiden Sexualmoral", um Missbrauch zu verhindern

Bischof Felix Genn

Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat mit Blick auf den deutschen "Synodalen Weg" gefordert, die Kirche müsse "weg von einer rigiden Sexualmoral", um sexuellen Missbrauch zu verhindern. Im Gespräch mit dem Online-Magazin des Bistums Münster, "Kirche+Leben", sagte Genn am Mittwoch: "Hier muss auch das kirchliche Lehramt zu Neubewertungen kommen, die die Erkenntnisse der modernen Sexualforschung und Wissenschaft berücksichtigen."

Er halte den "Synodalen Weg" für "unbedingt notwendig", machte der Bischof deutlich. "Wir müssen die systemischen Ursachen, die sexuellen Missbrauch in der Kirche begünstigt haben und immer noch begünstigen, bekämpfen und verändern. Wir brauchen ein neues Miteinander von Priestern und Laien, von Frauen und Männern, von Haupt- und Ehrenamtlichen. Wir brauchen neue Amts- und Rollenverständnisse."

Genn kritisierte im Zusammenhang mit dem Thema Synodalität auch die Kommunikation: "Wer nicht direkt miteinander kommuniziert, sondern über unterschiedliche Medien sehr kritisch über andere spricht, hat aus meiner Sicht wenig von Synodalität verstanden." Und weiter: "Die medialen Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen haben zu einem guten synodalen Miteinander aus meiner Sicht keinen konstruktiven Beitrag geleistet."

Im Juli hatte der Heilige Stuhl eine Erklärung veröffentlicht, worin es hieß, der "Synodale Weg" sei "nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten". Es sei "notwendig", dies zur "Wahrung der Freiheit des Volkes Gottes und der Ausübung des bischöflichen Amtes" klarzustellen.

In der Folge hatten sich zahlreiche Beobachter über die Medien zu der Erklärung geäußert.

Auf die Frage, ob es bei der nächsten Synodalversammlung in Frankfurt "zum großen Knall" kommen könnte, sagte Genn, man müsse "im Blick haben, worum es geht: Jesus Christus nachfolgen und den Menschen von heute und morgen die Frohe Botschaft verkünden. Da geht es nicht darum, irgendeinem Zeitgeist hinterherzurennen."

Auch "der Anlass" für den "Synodalen Weg" müsse im Blick bleiben, nämlich "das Verbrechen sexuellen Missbrauchs im Raum der Kirche. Wenn kritisch argumentiert wird, sexueller Missbrauch werde instrumentalisiert, um Veränderungen in der Kirche voranzutreiben, dann verstehe ich das nicht. Es braucht Veränderungen, auch um sexuellen Missbrauch in der Kirche künftig zu verhindern."

"Warum immer vom Knall im Blick auf die Beschlussfassungen und Diskussionen reden?", fragte der Bischof. "Der sexuelle Missbrauch war und ist der Knall!"

Die Mitglieder des "Synodalen Wegs" kommen vom 8. bis zum 10. September zur nunmehr vierten Synodalversammlung in Frankfurt zusammen. Mehrere Texte liegen in zweiter Lesung vor und könnten damit bereits offiziell verabschiedet werden. Dabei zielen verschiedene Textstellen darauf ab, die überlieferte Lehre der Kirche etwa auf dem Gebiet der Sexualmoral (besonders in Sachen praktizierter Homosexualität) oder der priesterlichen Ehelosigkeit zu ändern.

Für Genn gilt: "Die Kirche hat sich immer verändert und wird sich weiter verändern – oft zu langsam, diese Kritik ist sicher richtig. Von daher verstehe ich auch die Ungeduld vieler Menschen sehr: Es braucht Veränderungen, und die braucht es sehr bald."

Die kirchliche Einheit sei aber "ein hohes Gut, gerade auch für mich als Bischof". Der Begriff "Einheit der Kirche" beziehe sich indes nicht nur auf die Einheit der Bischöfe, sondern meine auch "Einheit der Kirche als Volk Gottes. Von daher muss vielleicht auch neu justiert werden, wieviel und an welchen Stellen Vielfalt in der Einheit möglich sein kann."

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