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Kardinal Marx fordert, „lebensdienliche Moral und Lehre weiterzuentwickeln“

Kardinal Reinhard Marx

Kardinal Reinhard Marx hat am Samstag erklärt, es habe unter den deutschen Bischöfe zum Thema Sexualität „eine Entwicklung“ gegeben. Ebenfalls am Samstag sagte der Erzbischof von München und Freising: „Es ist um der Menschen willen an der Zeit, eine lebensdienliche Moral und Lehre weiterzuentwickeln, die auf der Höhe der gegenwärtigen Debatten die Menschenfreundlichkeit Gottes verkündet.“

„Leidenschaft, Lust und Sex gegen Vernunft, Liebe und Moral?“, so der Kardinal in einem Beitrag für die Sendung „Zum Sonntag“ des Bayerischen Rundfunks. „Es klingt manchmal ein wenig so, als gebe es entweder ein sündiges, triebgesteuertes und unvernünftiges Leben oder das Ideal der reinen Liebe.“

Diese Sicht gebe es auch in der Kirche, aber derartige „überzeichneten Extreme haben wenig mit der Realität zu tun.“ Im Kern gelte: „Das christliche Menschenbild will auch im persönlichsten und intimsten Bereich menschlichen Lebens positive und befreiende Perspektiven eröffnen, sowohl für das Leben der einzelnen als auch für das Zusammenleben.“

Bei der Eröffnung der Ausstellung „Verdammte Lust! Kirche. Körper. Kunst“ im Diözesanmuseum Freising sagte Marx unterdessen, es habe beim Synodalen Weg eine „große Diskussion“ darüber gegeben, „dass der Text über die Sexualität nicht – noch nicht jedenfalls – die Zweidrittelmehrheit der Bischöfe gefunden hat“. Dennoch sei festzuhalten: „60 Prozent haben einem Text zugestimmt, der vor zwanzig oder dreißig Jahren überhaupt nicht auf die Tagesordnung der Bischofskonferenz gekommen wäre.“ Es habe also „eine Entwicklung“ gegeben.

In dem beim Synodalen Weg gescheiterten Text hieß es etwa: „Die Anerkennung der Gleichwertigkeit und Legitimität nicht-heterosexueller Orientierungen, deren Praktiken und Beziehung, sowie im Zusammenhang die Beseitigung von Diskriminierung, die auf sexueller Orientierung basiert, ist dringend geboten.“

Und mit Blick auf die Gender-Ideologie: „Die Selbstgewissheit über die eigene geschlechtliche Identität stellt bei allen Menschen eine unverzichtbare Grundlage für das persönliche Lebensglück dar. Als Kirche haben wir das individuelle Selbstverständnis der geschlechtlichen Identität jedes Menschen als unantastbaren Teil seiner je einzigartigen Gottesebenbildlichkeit (Jes 43,7) zu respektieren.“

Marx sagte, das Thema Sexualität sei für die Kirche „nicht beendet, wenn wir meinen, nun haben wir all die Schattenseiten, all das, was im Bereich zu Sexualität und Theologie gesagt wurde, hinter uns gelassen, und nun stehen wir vor dem Zeitalter der befreiten Sexualität. Da mache ich ein großes Fragezeichen dahinter. Es wird immer eine Lebensaufgabe bleiben, das so zu gestalten, dass es dem Menschen dient und dass es der Liebe dient.“

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