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Er hatte den Überblick: Zum 1. Todestag würdigt führende Philosophin Benedikt XVI.

Benedikt XVI.
Papst Benedikt XVI. am 31. Oktober 2007.
Papst Benedikt XVI. bei der Begegnung mit tausenden Schulkindern an der Hochschule im Jahr 2010.
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz in Rom (2022)
Die Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz.

Eine führende katholische Religionsphilosophin hat zum ersten Todestag von Papst Benedikt XVI. dessen bleibende Bedeutung für die Kirche, die Theologie und die Gläubigen in aller Welt gewürdigt.

Joseph Alois Ratzinger hatte viele Qualitäten, so Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz im Interview mit K-TV und Vatican News. Dazu gehörte, „einen Überblick zu haben, den nur wenige Menschen gewinnen.“

Die Leiterin des Europäischen Instituts für Philosophie und Religion der Katholischen Hochschule von Heiligenkreuz ist unter anderem Empfängerin des Ratzinger-Preises, der als „Nobelpreis der Theologie“ gilt. 

Die Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz. Bistum Münster

Der am Silvestertag 2022 verstorbene Benedikt war für sie ein „Mann von einer tiefen Durchdringung dessen, was Kirche heißt – in ihrer langen, langen Tradition, mit den unglaublich vielen Meinungen großer, kleiner und mittlerer Qualität von Kirchenvätern und Kirchenmüttern (die wir auch haben) über die Renaissance, die Reformation (in der er sehr gut Bescheid wusste!) bis zu den heutigen spätmodernen Tagen.“

Gerl-Falkovitz wörtlich: „Das bedeutet ja einen Überblick, den nur wenige Menschen gewinnen. Vielleicht könnte man an dieser Stelle Hans Urs von Balthasar nennen, der einen ähnlich großen Überblick hatte; die beiden kannten und schätzen sich außerordentlich…“

Als Theologe hatte Benedikt die Fähigkeit, auf den Kern eines Problems zu kommen, betonte Gerl-Falkovitz.

„Das habe ich mehrfach erlebt. Vielleicht waren manche Details nicht so wichtig, aber er konnte die Fragen einordnen und konnte sie auch beantworten, und das ist eine unglaubliche Fähigkeit angesichts dieser Verwirrung, in der wir letztlich auch im Blick auf die Kirche heute stehen.“

Ratzinger werde weiter weltweit gelesen, stellte sie fest. „In den nichtdeutschsprachigen Ländern ist der Name Ratzinger selbstverständlich an der allervordersten Front, sowohl in den Bibliotheken als auch in den Doktorarbeiten.“

Diese Wirkung darf nicht unterschätzt werden, so die Philosophin. „Ich glaube, je länger das währen wird, umso stärker wird die Bedeutung von Papst Benedikt und auch des Theologen Ratzinger hervortreten. Das geht gar nicht anders. Wenn man wirklich seine Werke liest, diese Qualität des Denkens… die wird unabweisbar aufleuchten.“

Ein Grund dafür, so die Gelehrte: Dass Ratzinger für die Menschen schrieb, nicht für die Elfenbeintürme. 

Gerl-Falkovitz sagte K-TV und Vatican News, sie glaube, dass Benedikt „wirklich nicht für die Theologen geschrieben hat.“

Sie kenne persönlich einen ziemlich bekannten Mann, der nach der Lektüre der „Einführung in das Christentum“ zum Katholiken wurde. 

Der „einfache Gläubige, die einfache Frau findet in diesem Schriften und auch in seinen Predigten ganz kurze Sätze – und wenn man die auf sich wirken lässt, kommt man wirklich in die Tiefe.“

„Es hat gar nichts mit Intelligenz oder Abitur zu tun, sondern man hört den Herzschlag des Christentums. So auch beispielsweise in seinen Jesus Büchern, in denen durchaus Sätze stehen, die einen dann nicht wieder loslassen. Dann, glaube ich, kommt man mal weg von dem Bild des Professors, der halt auf seinem Schreibtisch versucht, eine neue Theorie aufzustellen.“

(Die Geschichte geht unten weiter)

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