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Kreuzweg, Tod und Auferstehung: Was ist das Triduum?

Kreuzweg mit Papst Franziskus im Kolosseum Roms am 14. April 2017
Kreuzweg-Andacht am Kolosseum in Rom am Karfreitag, 30. März 2018
Pater Martin Wolf OMI

Die Karwoche beendet die Fastenzeit und leitet zum wichtigsten Fest der Christenheit über: Ostern. Der in Rom lebende Priester Pater Martin Wolf OMI sprach mit EWTN News über die Bedeutung dieser „heiligen Woche“ und erklärte auch, warum der Papst sich zu politischen Fragen äußert.

Pater Martin Wolf, die Fastenzeit biegt ein auf ihr großes Finale. Die Karwoche steht an und Ostern ist nicht mehr weit…

Vielleicht kann man sagen, dass die Heilige Woche, die Karwoche, die wichtigste Woche im Leben der Kirche ist. Sie beginnt mit dem Palmsonntag. Der Palmsonntag ist wie eine Tür, die sich öffnet. Durch diese Tür gehen wir hinein und gehen mit Jesus einen Weg.

Wie begehen Sie in Rom die Karwoche?

Hier in Rom haben wir die großen Feiern mit dem Heiligen Vater, mit Papst Franziskus. Wir verbinden uns mit den anderen Feiern auf der ganzen Welt, in all den Pfarreien weltweit, dort, wo eben Christen zusammen sind. Es beginnt am Palmsonntag und erreicht den Höhepunkt im sogenannten „Triduum“, also in den „drei heiligen Tagen“. Diese werden vom Gründonnerstag eingeleitet mit der Messe vom Heiligen Abendmahl.

Die Heilige Messe am Gründonnerstag ist etwas besonderes…

Ja, denn in dieser Messe werden zum Beispiel die Füße gewaschen von zwölf Personen wie damals bei den Jüngern. Das soll uns noch einmal daran erinnern, dass Jesus gekommen ist, um zu dienen, und wir als seine Jünger ihm dienen müssen. Es war schon immer ein sehr eindrückliches Zeichen, wenn das Oberhaupt der katholischen Kirche einfachen Menschen die Füße wäscht. Dieser Tag erinnert aber auch an die Einsetzung des Sakraments der Eucharistie und des Priestertums. Beides ist für die katholische Kirche ganz zentral. Interessant ist, dass an diesem Tag die Heilige Messe nicht mit einem Segen endet, sondern sie bleibt gewissermaßen „offen“. Denn das, was am Gründonnerstag beginnt, geht am Karfreitag weiter.

Und wie genau?

Nun, bei der sogenannten Karfreitagsliturgie gedenken wir dem Leiden und Sterben Jesu. Wir Gläubige versuchen, diesen Leidensweg mit Christus noch einmal nachzugehen. Hier in Rom gibt es am Abend die wunderbare Gelegenheit, mit dem Heiligen Vater den Kreuzweg zu gehen. Der findet rund um das Kolosseum statt und ist immer sehr eindrücklich. Viele Tausende von Menschen werden daran teilnehmen. Der Papst nutzt diese Gelegenheit, auf die unterschiedlichen „Kreuzwege“ der Menschheit hinzuweisen. Jedes Jahr legt der Heilige Vater an diesem Tag den Finger in die Wunden der Zeit und erinnert an das Leid in der Welt.

Was sagt der Papst dann zum Beispiel?

Wir wissen alle, dass Papst Franziskus ein großes Herz hat, vor allem für die Menschen, die unter Krieg leiden. Er denkt immer wieder an die Ukraine, an Israel, an Palästina, aber auch an die anderen vielen Länder, wo Leid – nicht nur Krieg, sondern auch sonstige menschliche Tragödien – stattfindet. Papst Franziskus will uns immer wieder aufrütteln und das kann auch den einen oder anderen Machthaber durchaus provozieren. Auch die Gesellschaft versteht es vielleicht nicht immer. Aber es sind Anregungen, mit denen er auf den Frieden hinarbeiten will. Das ist sein Job.

Aber sollte sich Papst Franziskus nicht eher um das geistliche Wohl seiner Schäfchen kümmern, statt sich auch bei politischen Dingen einzumischen?

Beides geht ja Hand in Hand. Wir müssen verstehen: Der Heilige Vater ist nicht nur der Stellvertreter Christi auf Erden, sondern er ist auch derjenige, der aufgrund der globalen Situation der Katholischen Kirche über die Situation der Menschen vor Ort genauestens Bescheid weiß. Bei ihm laufen alle möglichen politischen Informationen zusammen. Wenn er gewisse Dinge benennt, dann kann man davon ausgehen, dass er weiß, wovon er spricht. Manchmal ist es vielleicht klug, mehr auf ihn zu hören als auf Politiker, denn der Papst hat immer eine große Priorität: den Frieden. Es geht ihm um das Heil der Menschen und nicht um irgendwelche politischen Interessen.

Die Osternacht feiert der Papst aber schon relativ früh im Petersdom.

Genau, am Karsamstag beginnt dieses Jahr um 19:30 Uhr die Ostervigil im Petersdom, so wie man es auch von zu Hause kennt. Es gibt ein Osterfeuer, der Papst zieht in den Petersdom ein. Die Osternacht ist die große Feier der Auferstehung Jesu. Am Ostersonntag folgt die Auferstehungsfeier mit dem Papst auf dem Petersplatz und sie endet mit dem berühmten „Urbi et Orbi“-Segen, dem Segen für die Stadt Rom und den Erdkreis.

Was macht Ostern in Rom so besonders?

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Rom ist ein Zentrum für die Christenheit. Das heißt, hier trifft sich die ganze Welt und das merkt man in diesen Feiern. Das sind eben nicht nur Italiener, sondern es kommen Menschen aus allen Ländern, Männer und Frauen, die Jesus folgen. Dieses Fest, das man nicht nur hier feiert, sondern auch parallel in allen Ländern, wo es Christen gibt, bringt die Hoffnung zum Ausdruck, dass das Christentum die Menschen vereinen kann. Es ist ein gewaltiges Zeichen der Hoffnung für die Menschheit. 

Wie kann ich mich spirituell auf das Triduum vorbereiten?

Es ist nicht möglich, dass man Ostern feiert, ohne dass man die Tage davor mitgefeiert hat. Mein Vorschlag wäre, dass jeder von Ihnen diese Tage intensiv miterlebt. Einmal, indem Sie in der Familie miteinander beten, dass Sie gemeinsam oder auch alleine in der Heiligen Schrift lesen, vielleicht gerade diese Texte, die Ostern und das, was davor geschehen ist, beschreiben. Und dann versuchen Sie doch einmal, sich in Ihrer Pfarrei einzubringen, indem Sie nach Kräften mitbeten, mitfeiern, also in die Kirche gehen, und zwar an allen diesen Tagen und diese Zeit bewusst erleben. Es muss wie eine Auszeit sein für uns Christen. Lassen Sie doch den Alltag einmal draußen, konzentrieren Sie sich wenigstens in diesen drei heiligen Tagen voll auf Christus! Das lohnt sich wirklich.

Und wenn die Karwoche und die Auferstehungsfeier am Ostersonntag „überstanden“ ist, kann ich mich endlich ins Sofa plumpsen lassen und die Füße hochlegen?

Natürlich dürfen Sie das. Aber vergessen Sie nicht, für uns Katholiken ist es am Ende auch wichtig, dass wir, wenn wir Ostersonntag gefeiert haben, mittags um 12 Uhr den Fernseher einschalten – zum Beispiel EWTN – und dann auf den Apostolischen Segen „Urbi et Orbi“ warten. Das ist ein ganz besonderer Segen, der feierlichste, den der Papst überhaupt spenden kann. Nicht nur, weil der Papst von Rom aus die ganze Stadt und die Menschen auf der ganzen Welt segnet, sondern auch, weil damit unter den üblichen Bedingungen ein vollkommener Ablass der zeitlichen Sündenstrafen verbunden ist.

Benjamin Crockett und Rudolf Gehrig trugen zur Berichterstattung bei.

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