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Christen im Nahen Osten fühlen sich vom Westen "verlassen und verraten"

Der Syrisch-Katholische Patriarch von Antiochien, Ignatius Joseph III. Younan, bei einem Gebetstreffen in der Pfarrei Santa Maria ai Monti im Rom am 17. April 2015.

Die Christen im Nahen Osten fühlen sich von der Internationalen Gemeinschaft preisgegeben. Der Westen habe bislang zu wenig getan, um ihnen in einer äußerst schwierigen Situation zu helfen – und islamische Gesellschaften machen sie in der eigenen Heimat zu Bürgern zweiter Klasse, so der Syrisch-Katholische Patriarch von Antiochien, Ignatius Joseph III. Younan.

Statt die Rechte der Christen in der Region zu verteidigen, und ihnen eine gleiche Chance zu geben, in ihrer Heimat zu leben, habe der Westen die Christen im Stich gelassen, so der Patriarch.

"Als wären wir Rufer in der Wüste"

"Wir fühlen uns preisgegeben, ja, verraten", so der Patriarch. Angesichts der Brutalität der Umwälzungen im Irak und Syrien sei es für Christen schwer, dort auszuhalten. Doch westliche Nationen hätten eher opportunistisch agiert, statt wirklich zu helfen. Einfache Christen wie die kirchliche Führungsebene fühle sich von den Staaten des Westens verlassen und verraten. 

"Wir, die Oberhäupter der Kirchen, versuchen wie der heilige Johannes der Täufer, gemeinsam mit prominenten Laien, die sich um ihre Gemeinden kümmern,  unserer Stimme, unseren Rechten Gehör zu verschaffen. Doch es scheint als wären wir Rufer in der Wüste".

Younan macht eine "opportunistische Geopolitik" mit dafür verantwortlich, dass die Christen im Nahen Osten ihre Heimat verlieren. Viele seien obdachlos, ohne Mittel, ihre Häuser und Städte wieder aufzubauen, verbringen Jahre in Flüchtlingslagern.

Der Patriarch weiter:

"Unser Glaube interessiert die Politiker, welche die Länder des Westens regieren, nicht. Wir sind nicht besonders zahlreich, wir haben kein Öl, wir stellen keine terroristische Bedrohung für die zivilisierte Welt dar, und deshalb hat man uns beiseite geschoben und vernachlässigt".

Der Patriarch besuchte in Rom die vom 9. bis 12. Oktober abgehaltene Versammlung anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Kongregation für die Orientalischen Kirchen und des Päpstlichen Orientalischen Instituts. Beide wurden von Papst Benedikt XV. gegründet.

 
Verlorene Heimat, unklare Zukunft

Über die Hälfte der Christen im Irak habe das Land verlassen, und von den im Land verbliebenen Christen lebe ein Drittel als Binnenvertriebene, so Younan weiter. 

In Syrien habe mindestens ein Drittel der christlichen Bevölkerung das Land verlassen, und viele harrten der Aufnahme in neue Länder.

Die Kirche bemühe sich, den Flüchtlingen und Vertriebenen mit der Grundversorgung zu helfen. Dies reiche jedoch nicht aus für Menschen, die seit Jahren keine Heimat hätten.

"Wir leiden mit ihnen in der Seele denn wir wissen nicht, was wir für sie tun können. Wir können nicht Visas als Flüchtlinge für sie beantragen, denn dann würden die christlichen Gemeinden in ihren Heimatländern verlassen werden, und das ist für uns ein großer Verlust", sagte er. "Aber wir versuchen, ihnen mit dem Nötigsten zu helfen".

Dialog mit Islam trotz Unterdrückung

Mit Blick auf einen Dialog zwischen Christentum und Islam sagte der Patriarch, dass dieser im aktuellen Kontext ein bisweilen schwieriges Unterfangen sei. Auf Ebene der Gläubigen beider Religionen müsse er jedoch stattfinden.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Für Christen im Nahen Osten gehe es erst einmal darum, das Recht zu haben, als freie, gleichberechtigte Bürger im eigenen Land leben zu können. In islamischen Gesellschaften werden Christen und Juden nicht nur traditionell, sondern auch heute vielerorts als Menschen zweiter Klasse behandelt. Selbst schwere Diskriminierung werde oft nicht rechtlich geahndet, so Patriarch Younan. 

Ein zweites wichtiges Recht sei die Religionsfreiheit. Doch Christen werde – außer im Libanon – nicht erlaubt, zu evangelisieren.

"Wir wurden in unseren eigenen Ländern zur Minderheit gemacht, weil man uns verboten hat, in der eigenen Heimat zu missionieren".

Younan appellierte an die internationale Gemeinschaft, Christen und andere Minderheiten nicht "als Zahlen, sondern als Menschen, Personen zu betrachten, die seit Jahrhunderten verfolgt werden".

Appell an Westen, Rechte der Christen zu schützen

"Wir wurden zu Minderheiten reduziert, nicht weil wir unsere Länder verlassen mussten, sondern weil wir nicht als gleichberechtigte Bürger mit der muslimischen Mehrheit betrachtet werden", sagte er. Deshalb rufe er "die sogenannte zivilisierte Welt auf, nicht nur auf ihre eigenen politischen und wirtschaftlichen Interessen zu achten", sondern die Rechte derer zu schützen, "die wegen ihres Glaubens und ihrer Religion verfolgt werden".

"Auf diese Weise lösen wir unsere Probleme, unsere sehr kritische Situation", sagte er. Und wenn die Welt die Menschenrechte und Religionsfreiheit aller Menschen nicht verteidige, dann "wird der Nahe Osten seiner christlichen Gemeinden entleert und das wäre ein sehr großer Verlust".

EWTN News Nightly trug zur Berichterstattung bei.

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