Vatikanstadt, 16 Juli, 2019 / 12:05 AM
Schwere Bedenken am Arbeitspapier zur kommenden "Amazonas-Synode" hat Kardinal Gerhard Ludwig Müller angemeldet, vor allem an dessen Verständnis der christlichen Offenbarung. In seiner Kritik erhebt der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation zudem eine Reihe schwerer Vorwürfe, in deren Zusammenhang auch der "synodale Weg" in Deutschland zur Sprache kommt.
Trotz des guten Willens und einzelner wichtiger Anliegen, die dem Instrumentum zugrunde liegen, leide es an erheblichen theologischen wie handwerklichen Schwächen, bis hin zu eklatanten Fehlern in Form und Inhalt, so der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation in seiner am heutigen 16. Juli von mehreren Medien - darunter "Kath.net" und "LifeSiteNews" - veröffentlichten Stellungnahme.
Beim Instrumentum Laboris handle es sich nicht nur um ein unnötig langes Dokument - "nähme man alle Wiederholungen konsequent heraus, ließe sich der Text leicht auf die Hälfte und weniger reduzieren".
Das Arbeitspapier hantiere auch mit ungeklärten Begriffen, um gleichzeitig eine "radikale Kehrtwende" zu propagieren, kritisiert der Kardinal. Dies gehe soweit, dass das Arbeitspapier in "seiner Verwirrung" behaupte, dass es "neue Quellen der Offenbarung" gebe, was "eine falsche Lehre ist", so der Kurienkardinal wörtlich.
"Ist die Kirche Christi von ihrem Stifter nur wie ein Rohmaterial in die Hände der Bischöfe und Päpste gegeben worden, die sie nun – unmittelbar erleuchtet vom Heiligen Geist – zu einem zeitgemäßen Instrument auch mit innerweltlichen Zielen umbauen können?"
Im Kern, warnt der deutsche Kurienkardinal, propagiere das Arbeitspapier "eine falsche Lehre", was die christliche Offenbarung betrifft.
Zudem fehle, so Müller weiter, "ein klares Bekenntnis zur Selbstmitteilung Gottes im verbum incarnatum, zur Sakramentalität der Kirche, zu den Sakramenten als objektiven Gnadenmitteln".
Den vollen Wortlaut des Dokuments lesen Sie hier.
Gleichzeitig Synode und "synodaler Weg"
Auch am Autoren-Team sowie der Vorbereitung des Synodenpapiers übt Kardinal Müller mit seiner Stellungnahme scharfe Kritik - und knüpft eine Verbindung zum "synodalen Weg" in Deutschland.
So seien die Autoren "eine geschlossene Gesellschaft von absolut Gleichgesinnten", die "überproportional viele, meist deutschsprachige Europäer" aufweise. Diese Gruppe zitiere sich im Dokument vor allem selbst und sei gegen ernsthafte Einwände immun, moniert Müller.
"Nicht alle haben Südamerikaerfahrung und gehören nur dazu, weil sie auf Linie sind und auch bei dem gleichzeitigen synodalen Weg der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken die Themen bestimmen (Abschaffung des Zölibates, Frauen ins Priesteramt und an die Schalthebel der Macht gegen Klerikalismus und Fundamentalismus, Anpassung der geoffenbarten Sexualmoral an Genderideologie und Wertschätzung homosexueller Praxis)".
Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation ist nicht der erste prominente Kopf, der grundsätzliche, schwerwiegende Bedenken anmeldet, was das Instrumentum Laboris betrifft.
Wie CNA Deutsch berichtete, hat Kardinal Walter Brandmüller Ende Juni dem Schreiben vorgeworfen, es mute "der Bischofssynode und schließlich dem Papst eine Abkehr von der Lehre und schwerwiegenden Bruch mit dem Glaubensgut der Kirche" zu. Wörtlich warnte der Kirchenhistoriker:
"Das Instrumentum Laboris für die Amazonien-Synode stellt einen bislang kaum für möglich gehaltenen Angriff auf die Grundlagen des Glaubens dar und muss deshalb mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen werden."
Der offizielle Titel der "Panamazonas-Synode" ist "Neue Wege für die Kirche und die integrale Ökologie". Drei Wochen lang wird, vom 6. bis 27. Oktober, dabei offiziell über die Lage im Amazonas gesprochen werden. Grundlage für die Gespräche des Bischofstreffens ist dabei das Instrumentum Laboris.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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