Das Amazonas-Arbeitspapier und die Frage der Einführung verheirateter Priester

Was steht wirklich auf dem Spiel bei dem Bischofstreffen über "Neue Wege für die Kirche und die integrale Ökologie" im Oktober?

Papst Franziskus in der peruanischen Region "Madre de Dios" des Amazonas am 19. Januar 2018
Vatican Media / CNA Deutsch

Die nächste Synode der Bischöfe soll die Weihe verheirateter Männer zum Priestertum beraten. Das geht aus dem Arbeitspapier hervor, das der Vatikan am heutigen Montag vorgestellt hat.

Begründet wird die Empfehlung an die Bischöfe, über die Weihe sogenannter "bewährter Männer" – viri probati – nachzudenken, einerseits mit der Situation in der Amazonas-Region wie auch der Kirche.

So heißt es wörtlich im Abschnitt 129:

"In der Bekräftigung, dass der Zölibat ein Geschenk an die Kirche ist, wird darum gebeten, für die entlegensten Gebiete der Region die Möglichkeit der Priesterweihe für ältere Menschen zu prüfen, vorzugsweise Indigene, die von ihrer Gemeinschaft respektiert und akzeptiert werden, auch wenn sie bereits eine konstituierte und stabile Familie haben, um die Sakramente zu gewährleisten, die das christliche Leben begleiten und erhalten."

Gleichzeitig betont das – bislang nur auf Italienisch und Spanisch veröffentlichte -- Arbeitspapier jedoch, dass die Region kein Einzelfall ist, sondern ein Prüffall mit Modellcharakter: Die Verkündigung und das Handeln der Kirche in diesem Teil der Welt seien ein "Test" für die gesamte Kirche und Gesellschaft.

Das Kirchenrecht der lateinisch-katholischen Kirche verbietet die Weihe verheirateter Männer zu Priestern, mit Ausnahme der Weihe ehemals anglikanischer und protestantischer Geistlicher, die zum Katholizismus übergetreten sind.

Das Arbeitsdokument, das "eine Kirche mit indigenem Antlitz" fordert, empfiehlt der Synode ferner, "einen offiziellen Dienst zu bestimmen, der den Frauen übertragen werden kann, wobei die zentrale Rolle, die sie in der amazonischen Kirche spielen, zu berücksichtigen ist".

Monsignore Fabio Fabene, Untersekretär der Bischofssynode, hob die Forderung des Dokuments nach neuen Laienämtern hervor.

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"In diesem Sinne fragt man sich, welches offizielle Amt der Frau übertragen werden kann", sagte Fabene auf der Pressekonferenz des Vatikans am 17. Juni.

Der Kurienbeamte weiter: "Das Dokument spricht nicht vom weiblichen Diakonat, da sich der Papst bereits in der Versammlung der Generaloberen zu diesem Thema geäußert hat und erklärt hat, dass das Thema weiter untersucht werden muss. Tatsächlich hat sich die 2016 eingesetzte Studienkommission nicht einstimmig zu diesem Thema geäußert."

Der offizielle Titel der "Panamazonas-Synode" ist "Neue Wege für die Kirche und die integrale Ökologie".

Drei Wochen lang soll, vom 6. bis 27. Oktober, dabei offizielle also über die Lage im Amazonas gesprochen werden, anhand des Instrumentum Laboris, das bei genauerem Hinseehn bereits zahlreiche Hinweise in Form wie Inhalt darauf enthält, was bei dem Treffen auf dem Spiel steht.

So ist die Sprache des Arbeitspapiers einerseits dramatisch in der Beschreibung von Raubbau an der Natur und der "Kolonialisierung" armer Menschen – seien sie Indigene oder Nachfahren afrikanischer Sklaven. Zudem ist das Schreiben im Ton einerseits pastoral, andererseits dediziert politisch, kulturkritisch und ökologisch, auch und gerade, was die Rolle der Kirche Christi betrifft, wenn es etwa heißt:

"Die Kirche mit dem Antlitz Amazoniens in ihren vielen Nuancen muss eine Kirche im Aufbruch sein, die eine sich aufdrängende monokulturelle, klerikale und koloniale Tradition ablehnt und die vielen verschiedenen kulturellen Ausdrucksweisen der Völker zu unterscheiden weiß".

Generalsekretär der Veranstaltung wird – wie bei den bisherigen Synoden unter Papst Franziskus – Kardinal Lorenzo Baldisseri sein.

Der italienische Kurienkardinal sagte am heutigen Montag vor Journalisten, dass neben mehreren Behördenleitern des Vatikans alle Bischöfe der neun kirchlichen Amazonasregionen teilnehmen werden. Dies sind die Nationen Bolivien, Brasilien, Ecuador, Peru, Kolumbien, Venezuela, Französisch-Guayana, Guayana und Suriname.

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Darüberhinaus sollen als Auditoren auch Vertreter anderer Religionen, indigener Stämme sowie mehrere Experten am Treffen teilnehmen.

Der brasilianische Kardinal Claudio Hummes wird die Rolle des Generalrelators der Synode ausüben. Ihn unterstützen der spanische Dominikanerpater David Martínez de Aguirre Guinea, der als Apostolischer Vikar von Puerto Maldonado in Peru fungiert, sowie der tschechische Jesuitenpater Michael Czerny, der Untersekretär der Migranten-Sektion des "Dikasteriums für die Förderung der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen" im Vatikan ist.

Courtney Grogan trug zur Berichterstattung bei.

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