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Kardinal Becciu im Zentrum der Finanz-Ermittlungen des Vatikans

Kardinal Giovanni Angelo Becciu im Jahr 2015

Die Razzia in den Räumlichkeiten des Vatikans steht im Zusammenhang mit einem Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts, dass Gelder des Vatikans den Bau von Luxus-Immobilien in London finanziert haben – und sich Investmentmanager des Vatikans dabei bereichert haben.

Das berichtet die "Financial Times" am heutigen Montag.

Demnach ermitteln die Polizei und Staatsanwaltschafts des Vatikans wegen des Verdachts auf "mögliche Unregelmäßigkeiten" bei einer Investition von 200 Millionen Dollar im Jahr 2014 durch "Athena Capital", einen luxemburgischen Investmentfonds.

Dieser Fonds in Luxemburg finanziert dann mit dem Geld der Kirche offenbar die Realisierung von Luxus-Immobilien in London. Diese Investition, zusammen mit einer Anlage von fast 50 Millionen Dollar im Jahr 2018 in das gleiche Projekt, hat Fragen über die interne Finanzaufsicht aufgeworfen – und besonders darüber, wie Summen angelegt werden, angesichts der Bemühungen um mehr Rechenschaft und Transparenz.  

Die "Financial Times" berichtet, dass die Investitionen des Vatikans in den Jahren 2014 und 2018 von Kardinal Giovanni Becciu genehmigt wurden, der von 2011 bis 2018 der zweithöchste Amtsträger im Staatssekretariat des Vatikans war und 2018 von Papst Franziskus zum Präfekten der Kongregation für die Heiligsprechungsverfahren ernannt wurde.

Becciu war 2016 maßgeblich daran beteiligt, die von Kardinal George Pell eingeleiteten Finanzreformen im Vatikan zum Erliegen zu bringen. Obwohl Papst Franziskus der neu geschaffenen Präfektur für die Wirtschaft die autonome Aufsichtsbefugnis über die Finanzen des Vatikans übertragen hatte, mischte sich Becciu ein, als die Präfektur eine externe Prüfung aller vatikanischen Abteilungen plante, die von der Firma PriceWaterhouseCooper durchgeführt werden sollte.

Alleine und ohne Erlaubnis von Papst Franziskus sagte Becciu die Wirtschaftsprüfung ab und kündigte in einem Brief an alle vatikanischen Abteilungen an, dass es nicht stattfinden würde.

Als Pell die Annullierung der Prüfung intern beanstandete, überredete Becciu persönlich Papst Franziskus, seine Entscheidung ex post facto zu genehmigen – so Quellen innerhalb des Vatikans gegenüber CNA. Die Wirtschaftsprüfung fand nie statt.

Im Jahr 2017 war Becciu auch für die Entlassung des allerersten General-Auditors des Vatikans, Libero Milone, verantwortlich.

Milone wurde auf dramatische Weise von Becciu gefeuert: Der Kirchenmann beschuldigte den Auditor, die Finanzen von hohen Amtsträgern, darunter Becciu selbst, "auszuspionieren".

Der damalige Erzbischof Becciu drohte Milone mit strafrechtlicher Verfolgung, wenn dieser nicht zustimmte, sein vatikanisches Amt stillschweigend niederzulegen.

Milone sagte nach diesem Vorgang, dass er gefeuert wurde, weil er seine Aufgabe "zu gut" erledigt hatte – und weil er und die Reformbemühungen Pells von Teilen der Kurie als bedrohlich für deren bisheriges Finanzgebaren bewertet wurden.

Der Finanzexperte sagte, er sei wegen frei erfundener Vorwürfe gefeuert worden, weil er Beweise für finanzielles Fehlverhalten unter Beccius Führung aufgedeckt hatte.

Im Mai 2018 gab der Vatikan stillschweigend bekannt, dass er alle Anklagepunkte gegen Milone fallen gelassen habe. 

Gesandter des Papstes im Malteserorden

Im Jahr 2017 war Becciu in eine komplizierte Kette von Ereignissen beim Souveränen Malteserorden verwickelt, die mit der Absetzung des Großmeisters des Ordens und der Installation von Becciu als Sondergesandter des Papstes endete, der dadurch mit der Leitung des Ordens beauftragt wurde.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Franziskus teilte damals mit, dass Becciu den Orden "spirituell und moralisch erneuern" sollte.

Im Mittelpunkt der Kontroverse standen Vorwürfe, dass die Finanzbehörden des Vatikans über 30 Millionen Euro aus einer Erbschaft in Höhe von 120 Millionen Euro von einem Schweizer Bankkonto abgebucht habe, um "Liquiditätsprobleme" zu lösen.

Am 1. Oktober 2019 ordnete die Staatsanwaltschaft des Vatikans eine Razzia im Staatssekretariat an. Wie CNA Deutsch berichtete, wurden Dokumente und Geräte beschlagnahmt, obwohl der Vatikan nicht erklärte, was genau die Ermittlungen ausgelöst hatte.

Am nächsten Tag gelangte ein vertrauliches Memo an die Öffentlichkeit, in dem die Suspendierung von fünf Mitarbeitern des Vatikans, darunter zwei Amtsträgern entschieden wird: Monsignore Mauro Carlino, der die Dokumentation im Staatssekretariat beaufsichtigt, sowie der Laie Tomasso Di Ruzza, Direktor der finanziellen Aufsichtsbehörde des Vatikans.

Am 14. Oktober gab der Vatikan bekannt, dass Domenico Giani, der Leiter der Polizei des Staates der Vatikanstadt, zurückgetreten sei – offenbar weil dieser "Vatileak" unter seinem Kommando geschehen sei. Die Pressestelle des Vatikans betonte aber, dass Giani "keinerlei persönliche Verantwortung" an dem eigentlichen Vorgang hatte.

Vertreter des Vatikans haben den Bericht der "Financial Times" bislang nicht kommentiert.

Übersetzt und redigiert von AC Wimmer aus dem englischen Original.

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