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Neuer Bericht: Dramatischer Anstieg dschihadistischer Gruppen in Afrika

Eine Beerdigung in Nigeria

Das Hilfswerk Kirch in Not – Aid to the Church in Need – (ACN) hat am Dienstag einen Bericht zur Religionsfreiheit veröffentlicht, der einen "dramatischen Anstieg" der Anzahl dschihadistischer Gruppen, von denen einige mit dem Islamischen Staat verbündet sind, in Subsahara- und Ostafrika dokumentiert.

Das katholische Hilfswerk stellt fest, dass es in jedem dritten Land schwerwiegende Verstöße gegen das Recht auf Religionsfreiheit gibt. Dem Bericht zufolge, den die Päpstliche Stiftung heute in Rom und in den darauffolgenden Tagen in anderen großen Städten der Welt vorstellt, wurde dieses Grundrecht zwischen 2018 und 2020 in 62 von 196 Ländern der Welt nicht respektiert; das entspricht 31,6 Prozent. 

„Religionsfreiheit weltweit“ erscheint in diesem Jahr zum 15. Mal. „Kirche in Not“ legt den Bericht seit 1999 alle zwei Jahre vor. Insgesamt 30 Autoren, unabhängige Experten und Forschungsteams aus verschiedenen Kontinenten haben daran mitgewirkt.

Nach dem Bericht sind die Menschen in 26 dieser Länder Verfolgung ausgesetzt; und in 95 Prozent dieser Brennpunktländer hat sich die Situation im Berichtszeitraum erheblich verschlechtert. Neun tauchen zum ersten Mal in der „Kategorie rot“ auf: sieben in Afrika (Burkina Faso, Kamerun, der Tschad, die Komoren, die Demokratische Republik Kongo, Mali, Mosambik) und zwei in Asien (Malaysia und Sri Lanka).

Die Statistiken spiegeln eines der wichtigsten Ergebnisse des Berichts wider: die Radikalisierung des afrikanischen Kontinents, insbesondere in Subsahara- und Ostafrika, wo ein drastischer Anstieg dschihadistischer Gruppen zu verzeichnen ist. In 42 Prozent aller afrikanischen Länder kommt es mittlerweile zu Verstößen gegen die Religionsfreiheit. Burkina Faso und Mosambik sind zwei markante Beispiele.

Diese Radikalisierung trifft jedoch nicht nur den afrikanischen Kontinent: Der Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ (RFR) zeigt ein Anwachsen transnationaler islamistischer Netzwerke, die sich über ein großes Gebiet hinweg erstrecken – von Mali und Mosambik über die Komoren im Indischen Ozean bis hin zu den Philippinen im Südchinesischen Meer – mit dem Ziel, ein sogenanntes „transkontinentales Kalifat“ zu errichten.

Der Bericht stellt zudem einen anderen neuen Trend heraus: Auf künstlicher Intelligenz (KI) und Gesichtserkennung basierende digitale Technologien, Cybernetzwerke und Massenüberwachung werden in einigen Nationen , die zu den schlimmsten Verweigerern in Bezug auf Religionsfreiheit zählen, zur Verstärkung der Kontrolle und Diskriminierung missbraucht. Am deutlichsten ist dies in der Volksrepublik China, wo die Kommunistische Partei Chinas religiöse Gruppen mithilfe von 626 Millionen Überwachungskameras und Smartphone-Scannern unterdrückt. Auch dschihadistische Gruppen nutzen digitale Technologien, um Anhänger zu radikalisieren und zu rekrutieren.

Weiteren Recherchen zufolge kann es in 42 Ländern (21 Prozent) zu schwerwiegenden rechtlichen und/oder sozialen Konsequenzen führen, der eigenen Religion abzuschwören oder zu einer anderen Religion zu wechseln, angefangen bei der Ächtung innerhalb der Familie bis hin zur Todesstrafe.

Weiterhin prangert der Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ die zunehmende sexuelle Gewalt an, die als Waffe gegen religiöse Minderheiten eingesetzt wird: Verbrechen gegen Frauen und Mädchen, die entführt, vergewaltigt und zur Konversion gezwungen werden.  

Etwa 67 Prozent der Weltbevölkerung, also rund 5,2 Milliarden Menschen, leben heute in Ländern, in denen die Religionsfreiheit massiv verletzt wird; dazu gehören bevölkerungsreiche Nationen wie China, Indien und Pakistan. In vielen dieser Länder sind religiöse Minderheiten am stärksten betroffen.

Laut dem Bericht von ACN hat sich auch die religiöse Verfolgung durch autoritäre Regierungen verschärft. Die Ausbreitung ethnischer und religiöser Vorherrschaft in einigen Ländern Asiens mit hinduistischer oder buddhistischer Mehrheit hat zu einer weiteren Unterdrückung von Minderheiten geführt. Angehörige dieser Minderheiten werden oft zu Bürgern zweiter Klasse gemacht. Das extremste Beispiel ist Indien; eine ähnliche Politik existiert unter anderem auch in Pakistan, Nepal, Sri Lanka und Myanmar.

In den westlichen Ländern registriert der Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ einen Anstieg der „höflichen Verfolgung“. Der Begriff wurde von Papst Franziskus geprägt und beschreibt Tendenzen, wonach neue kulturelle Normen und Werte in Widerspruch zu den Rechten der Einzelnen auf Gewissensfreiheit stehen und bewirken, dass Religion „in die geschlossenen Räume von Kirchen, Synagogen oder Moscheen“ verbannt wird.

Der Bericht 2021 thematisiert auch die tiefgreifenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Religionsfreiheit. Angesichts des Ausmaßes der Notlage haben die Regierungen außerordentliche Maßnahmen für notwendig erachtet, die in einigen Fällen die Religionsausübung im Vergleich zu säkularen Aktivitäten unverhältnismäßig stark einschränken. In einigen Ländern, wie zum Beispiel in Pakistan oder Indien, wurde religiösen Minderheiten humanitäre Hilfe vorenthalten. Vor allem in sozialen Netzwerken wurde die Pandemie auch dazu benutzt, bestimmte religiöse Gruppen unter dem Vorwand, sie hätten die Pandemie verbreitet oder verursacht, zu stigmatisieren.

Angesichtes der Ergebnisse des Berichts „Religionsfreiheit weltweit“ (RFR) stellt der geschäftsführende Präsident von ACN International, Dr. Thomas Heine-Geldern, fest: „Trotz der – wenngleich wichtigen – UN-Initiativen und der Einsetzung von Botschaftern für Religionsfreiheit muss die bisherige Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf religiöse Gewalt und religiöse Verfolgung im Allgemeinen leider als zu gering und zu spät eingeschätzt werden.“

196 Länderberichte zum Stand der Religionsfreiheit

Neben 196 Einzelberichten, die die Lage der Religionsfreiheit in 196 Ländern der Welt beschreiben und Vorkommnisse im Zeitraum 2018 bis 2021 dokumentieren, erhält der Bericht eine Weltkarte, auf der Länder nach dem Grad der dort herrschenden religiösen Verfolgung und Diskriminierung klassifiziert sind. Jedes Land wird dabei in eine der vier Kategorien eingeteilt: Situation verbessert, Situation unverändert, Situation verschlechtert, oder „unter Beobachtung“.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Diese vierte Kategorie ist neu und umfasst jene Länder, in denen nach Auffassung der Experten die Situation der Religionsfreiheit bedrohlich zu werden beginnt. Neu ist ebenfalls, dass die 196 Länder in sechs Weltregionen unterteilt wurde. Studien zu den einzelnen Regionen machen die relevanten Ergebnisse hinsichtlich der Entwicklung der Religionsfreiheit kompakt deutlich.

Die Neuauflage des Berichts „Religionsfreiheit weltweit“ ist ab dem 20. April abrufbar unter: www.religionsfreiheit-weltweit.de.

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