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Heiko Maas: Will mit Papst Franziskus über Segnung homosexueller Paare reden

Heiko Maas (SPD) bei einer Plenarsitzung des Deutschen Bundestages am 30. Oktober 2020 in Berlin.

Auch wenn der Vatikan noch nicht offiziell reagiert hat – und die deutschen Bischöfe bislang schweigen: Der "Aktionstag" mit liturgischen Segnungen homosexueller Verbindungen in Deutschland rund um den 10. Mai sorgt weiter für Aufregung und Diskussionen. Bereits vor seiner Privataudienz bei Papst Franziskus am heutigen Mittwoch hat der deutsche Außenminister, Heiko Maas, angekündigt, er wolle mit dem Pontifex über liturgische Segnungsfeiern für homosexuelle Verbindungen reden. 

"Zumindest sehe ich, dass es in Teilen der katholischen Kirche große Offenheit gibt für gesellschaftliche Entwicklungen, denen man sich nicht verschließen kann", sagte der katholisch getaufte SPD-Politiker laut der Zeitung "Die Welt". Maas weiter: "Dass damit diese Diskussionen noch mal angestoßen werden und vertieft geführt werden, das begrüße ich sehr."

Bei seiner Privataudienz am heutigen Mittwoch will der deutsche Außenminister nach eigenen Angaben auch über sexuelle Gewalt und Missbrauch in der Kirche reden. Dies sei eine Frage, die viele Menschen bewege und ihr Verhältnis zu ihrer Religionsgemeinschaft bestimme, sagte Maas am Dienstagabend nach seiner Ankunft in Rom. Es interessiere ihn, "wie die katholische Kirche und wie insbesondere auch der Papst damit umzugehen gedenkt", so der Politiker wörtlich, der auch erklärte, er schätze Papst Franziskus für dessen "unkonventionelle Art". Weitere Themen dürften Migrationspolitik und der Umgang mit der Covid-19-Pandemie sein, hieß es im Vorfeld des Treffens. 

Der Besuch des Außenministers folgt zwei Tage nachdem deutschlandweit veranstalteten Protest gegen die Bestätigung des Vatikans im März 2021, dass in der Katholischen Kirche eine Segnung gleichgeschlechtlicher Verbindungen garnicht möglich ist (CNA Deutsch hat berichtet). 

Diese Klarstellung hatte zu scharfem Widerspruch einiger deutscher Bischöfe und Funktionäre geführt; mehrere hundert Theologen und Seelsorger im deutschen Sprachraum riefen zum Widerstand gegen die Kirchenlehre auf – und einer bundesweiten Protestaktion am 10. Mai. 

Protest-Event in 1 Prozent aller Pfarreien?

Unklar sind bislang die konkreten Zahlen der Aktion. Wie CNA Deutsch berichtete, war der medial groß angekündigte Tag nach Angaben der Veranstalter in etwa 100 Kirchen abgehalten worden, vor allem in Diözesen im Norden und Westen Deutschlands. Bei schätzungsweise 10.000 Pfarreien in Deutschland – mit oft mehr als einem Gotteshaus – wären das unter ein Prozent. 

Gegenüber CNA Deutsch berichteten zudem Beobachter aus Köln, München, Würzburg und anderen Orten, dass sich vielerorts eine "überschaubare Anzahl" an der Aktion beteiligten.

Ohnehin wurden nicht überall Paare im Rahmen eines liturgischen Gottesdienstes gesegnet: In der Würzburger Augustinerkirche etwa wurden stattdessen Paare - ausdrücklich auch die gleichgeschlechtlichen - eingeladen, sich nach dem Gottesdienst separat einen Einzelsegen "abzuholen". 

Ein Teilnehmer berichtete aus Köln, dass in der Kapelle der dortigen Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) insgesamt sechs Paare gesegnet wurden und insgesamt 23 Leute anwesend waren.

"Da war kein Ritus, keine Liturgie, insgesamt doch eine traurige Stimmung", so der Teilnehmer gegenüber CNA Deutsch. Schließlich wurde noch das religionskritische Lied "Imagine" von John Lennon gespielt. Andernorts berichteten Augenzeugen von eher "künstlich inszenierten" Events mit wenigen Teilnehmern. "Manchen Pfarrer hielt nicht einmal die magere Nachfrage an segnungswilligen gleichgeschlechtlichen Paaren in seinem Sprengel von wortreicher Selbstdarstellung in den Medien ab", kommentierte Regina Einig in der Zeitung "Tagepost". In diesem Sinne sei die Initiative "eine hochklerikalistische Aktion und zugleich Bild der selbstreferenziellen Kirche, vor der Papst Franziskus eindringlich warnt".

Kritik von Laien

Die Laien-Initiative "Maria 1.0 - Maria braucht kein Update!" hatte am Wochenende die Bischöfe Deutschlands dazu aufgerufen, die Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu unterbinden.

"Die geplanten Segnungsfeiern sind eine gezielte Provokation in Richtung von Papst Franziskus und sollten daher von den Priestern unterlassen werden", so Clara Steinbrecher, Leiterin der Initiative, in einer Mitteilung am Samstag.

Die Einheit mit Rom müsse unbedingt gewahrt bleiben. "Vielmehr rufen wir die Bischöfe und Priester dazu auf, Menschen in allen Lebenssituationen pastoral und mitfühlend zu begleiten", so Maria 1.0 weiter.

Kritik übte auch die Jugend-Initiative des Mediennetzwerkes "Pontifex". In einer am heutigen Vormittag veröffentlichten Pressemitteilung warnte die Initiative vor dem "Beschreiten eines nationalen Sonderweges".

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Mit der bundesweiten Protestaktion verletzen die beteiligten Amtsträger das Volk Gottes, heißt es in der Mitteilung weiter. Das Attribut "Römisch-Katholisch" sei kein "schmückendes Beiwerk", sondern der "Kern unserer Identität", der nun durch die "klerikalistischen Alleingänge" der Protestbewegung beschädigt würde.

Gleichzeitig verteidigte die Initiative "Pontifex" das Vatikan-Schreiben. Wörtlich:

"Die Aussagen der Glaubenskongregation geben die Lehre der Kirche wieder. Diese Lehre abzulehnen gefährdet jedoch die Einheit und die Katholizität. Diese Einheit mit dem Heiligen Vater ist seit 2.000 Jahren Garant des Glaubens und des Fortbestands der Katholischen Kirche."

Bischöfe uneins

Bischof Georg Bätzing, der sich bereits früher für die kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften eingesetzt und ausgesprochen hat, sagte vergangenen Monat, dass die Protest-Veranstaltung "nicht hilfreich" sei. In Bätzings Bistum fanden mehrere der Segnungsfeiern am Montag statt. 

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz betonte, der "Synodale Weg" sei "in der gegenwärtigen Situation ein zentraler Ort, das Thema gelingender Beziehungen in einer umfassenden Weise zu diskutieren". 

Helmut Hoping, Professor für Dogmatische Theologie an der Universität Freiburg, sprach gegenüber CNA Deutsch von "schismatischen Tendenzen" in der Kirche in Deutschland und stellte fest, dass "in mehreren Bereichen der kirchlichen Lehre und Disziplin die Gemeinschaft mit dem Papst gekappt wird, etwa wenn Priester gegen das klare Nein der Glaubenskongregation zu Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare verstoßen, das mit Billigung des Papstes veröffentlicht wurde, und wenn Bischöfe im Vorfeld erklären, dass sie dies großzügig dulden oder solche Segnungen für theologisch möglich und seelsorgerisch notwendig erklären".

Gero Weishaupt, Diözesanrichter im Erzbistum Köln und Dozent für Kirchenrecht, sagte diese Woche gegenüber CNA Deutsch, dass der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, "Kardinal [Gerhard Ludwig] Müller und andere namhafte Bischöfe und Theologen im In- und Ausland seit langem vor einem von Deutschland ausgehenden Schisma in der Kirche warnen. Und man kann sich fragen, ob sie nicht schon latent verwirklicht ist."

Auch der Papstbiograf, Autor und Publizist George Weigel reagierte kritisch auf die Aussagen des Vorsitzenden der Bischofskonferenz: "Wenn Bischof Bätzing und andere in der deutschen Hierarchie diese Wahrheiten nicht akzeptieren, sollten sie die Ehrlichkeit haben, dies zu sagen. Wenn sie aber diese Wahrheiten akzeptieren, sollten sie den Mut haben, dies [ebenfalls] zu sagen", sagte Weigel.

Ähnlich äußerte sich der Theologe und Kapuzinerpater Thomas Weinandy. "Einerseits sagt Bischof Bätzing, er wolle das Lehramt mit guten Argumenten weiterentwickeln. Auf der anderen Seite ist das, was er als Grundlage für eine fundierte Entwicklung vorschlägt, theologisch und lehramtlich inkonsistent und widersprüchlich", so der bekannte Autor, langjährige Theologie-Dozent in Oxford und Rom sowie ehemalige Exekutivdirektor des Sekretariats für Glaubenslehre der US-amerikanischen Bischöfe.

"Es hat immer Menschen gegeben, die Ehebruch begehen, in nicht-ehelichen Beziehungen leben, oder die homosexuelle Handlungen begehen. Der Unterschied ist, dass viele heute, darunter auch Bischöfe wie Bischof Bätzing, solche sexuellen Handlungen segnen wollen, als ob diese Handlungen nicht mehr sündhaft wären – aber sie sind und bleiben sündhaft", sagte der Kapuzinerpater gegenüber CNA am 8. Mai.

Bischof Bätzing erwecke zwar den Anschein scheinbar großer Weisheit und Gelehrsamkeit, spreche aber letztlich in dieser Frage in leeren "Sound Bites", so der Geistliche. Auch zu den Aussagen von Bischof Bätzing über die Weihe von Frauen und andere strittige Themen äußerte sich der Priester kritisch.   

Schärfer formulierte seine Kritik an den "Segnungsfeiern" der Pönitentiar der Erzdiözese Mexiko, Hugo Valdemar: Der Priester bezeichnete die "Segnungsfeiern" als offene Rebellion gegen Papst Franziskus sowie einen "wahrhaft sakrilegischen Akt". Gegenüber der "Catholic News Agency" (CNA) sagte der Priester am 11. Mai: "Kurz gesagt, es ist ein wahrhaft diabolischer Akt des Stolzes und der Unmoral". Der Amtsträger der Erzdiözese Mexiko rief zur Wachsamkeit und Einheit auf, angesichts des "bedauerlichen Schismas in Deutschland". 

CNA Deutsch berichtete, dass der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck in einem Interview im vergangenen Monat sagte, er werde "einen Priester in seinem Bistum nicht suspendieren oder andere kirchliche Strafen gegen ihn verhängen", wenn der Kleriker gleichgeschlechtliche Paare segne.

Das Bistum Essen organisierte auch eine Veranstaltung, in der erklärt wurde, dass gleichgeschlechtliche Segnungen eine Frage des "nicht ob, sondern wie" seien.

Mehrere deutsche Bischöfe haben sich bereits für Segnungen homosexueller Partnerschaften ausgesprochen, darunter Overbeck, der Bischofskonferenzvorsitzende Georg Bätzing (Limburg), Helmut Dieser (Aachen), Reinhard Marx (München und Freising), Franz-Josef Bode (Osnabrück), Peter Kohlgraf (Mainz) und Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen).

Andere Bischöfe haben das Eingreifen des Vatikans begrüßt. Dazu gehören Rainer Maria Woelki (Köln), Stephan Burger (Freiburg), Ulrich Neymeyr (Erfurt), Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Wolfgang Ipolt (Görlitz), Stefan Oster (Passau) und Rudolf Voderholzer (Regensburg).

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