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"Traditionis Custodes": Deutsche Bischöfe setzen bewährten Umgang mit "alter Messe" fort

Eine Feier der traditionellen lateinischen Messe (TLM)

Wenige Tage nach der Veröffentlichung von "Traditionis Custodes" haben mehrere deutsche Bistümer bestätigt, dass die auch als "traditionelle lateinische Messe" (TLM) bekannte Eucharistiefeier in der überlieferten Form bei ihnen weiter zelebriert werden kann.

Das Bistum Limburg teilte CNA Deutsch am heutigen Dienstag mit, an "der bisher bewährten Praxis - eigens für die außerordentlichen Form des römischen Ritus beauftragte Priester vollziehen die Feier an festgelegten Orten (z.B. Deutschordenskirche Frankfurt) - wird sich zunächst nichts ändern".

Die Limburger Bischöfe hätten es bereits seit den 1980er Jahren als ihre Aufgabe verstanden, auf die Bitte von Gläubigen hin Priester mit der Feier von heiligen Messen nach dem Missale von Papst Johannes XXIII. zu beauftragen.

"Im Zuge dieser Beauftragungen wurde und wird auch weiterhin darauf geachtet, dass die Feier der heiligen Messen nicht zu einer Polarisierung beiträgt. Unser Generalvikar steht darüber hinaus in einem regelmäßigen Austausch mit den hierzu beauftragten Priestern", so das Bistum Limburg gegenüber CNA Deutsch weiter.

Man habe bisher vereinzelte Anfragen von Gläubigen zu "Traditionis Custodes" erhalten und nehme diese aufmerksam zu Kenntnis. 

Bischof Gebhard Fürst von Rottenburg-Stuttgart hat in einer Stellungnahme bestätigt, dass auch nach "Traditionis Custodes" weiterhin die heilige Messe in der überlieferten Form in seiner Diözese angeboten und gefeiert werden wird. 

Auf Anfrage von CNA Deutsch teilte Bistumssprecher Gregor Moser am 20. Juli mit: Bischof Fürst "begrüßt die Entscheidung des Papstes, die Verantwortung für die Liturgie wieder stärker in die Hände des jeweiligen Diözesanbischofs zu legen. Er sieht darin einen weiteren Schritt in der Verwirklichung des Prinzips der Subsidiarität, welches Papst Franziskus seit dem Beginn seiner Amtszeit ein großes Anliegen ist".

"In der Diözese Rottenburg-Stuttgart werden Messfeiern im vorkonziliaren Ritus durch Priester der Petrusbruderschaft an verschiedenen Standorten gefeiert. Dies geschieht in gutem Einvernehmen
und in guter Absprache".

Gleichzeitig haben mehrere deutsche Bistümer gegenüber dieser Redaktion erklärt, der Bischof setze sich derzeit noch mit dem päpstlichen Schreiben im Detail auseinander.

"Das Motu Proprio des Heiligen Vaters verlangt ein vertieftes Studium des Textes, dem sich Bischof Bertram [Meier] derzeit widmet. Schlussfolgerungen daraus für die Diözese Augsburg können erst danach getroffen werden", erklärte das Bistum am Montag, in dem auch an mehreren Orten die heilige Messe in der überlieferten Form gefeiert wird.

Auch im Erzbistum München und Freising prüft man "gerade die entsprechende Umsetzung/Regelung": Für konkrete Aussagen sei es noch zu früh, so die Antwort der Pressestelle.

Das Bistum Magdeburg teilte gegenüber CNA Deutsch mit, in der Diözese gebe es keine Messfeiern in der überlieferten Form, "und wird es auch weiterhin keine Messen im alten Ritus geben. Diese Diskussion spielt bei uns keine Rolle", so eine Sprecherin auf Anfrage. 

Andere Bischöfe sind derzeit im Sommerurlaub – so etwa die Bischöfe Felix Genn von Münster und Peter Kohlgraf von Mainz – wo nach Auskunft des Bistums an mehreren Orten die traditionelle lateinische Messe neben der "neuen" gefeiert wird. In der Diözese Speyer ist zudem der Bischof weiterhin erkrankt.

Kurzum: Mit einer schnellen Reaktion ist aus mehreren Bistümern nicht zu rechnen. So erklärte auch das Erzbistum Berlin, wann das Motu Proprio umgesetzt werde, sei dort inmitten der Sommerferien noch nicht abzusehen.

Der deutsche Liturgiewissenschaftler Helmut Hoping (Freiburg) erklärte gegenüber dem Domradio, kurzfristige Änderungen in der Praxis seien wohl kaum zu befürchten: Jene, die bisher in der alten Form feiertern, würden dies weiter tun.

Aus Frankreich und den USA – beides Zentren der Feier der Messe in der überlieferten Form – riefen Bischöfe bereits am vergangenen Wochenende in Reaktion auf das Papstschreiben zu einer eucharistischen Erneuerung auf. Frankreichs Bischöfe haben zudem gemeinsam den vielen Katholiken und Priestern ihrer "Hochachtung" versichert, die die heilige Messe in der überlieferten Form in ihrem Land feiern: Die Bischöfe gaben zusammen eine Erklärung – hier der französische Wortlaut – am 17. Juli heraus.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Wie die "Catholic News Agency" berichtet, haben auch viele Bischöfe in den Vereinigten Staaten mitgeteilt, vorerst nichts an der Feier der Messe in der überlieferten Form zu ändern, bis sie das Schreiben des Papstes sorgfältig gelesen und eingeordnet haben.

Andere, etwa Erzbischof Salvatore Cordileone von San Francisco, erklärten umgehend einfach, dass in ihren Bistümern auch die traditionelle lateinische Messe weiterhin gefeiert werden wird. "Die Einheit unter Christus ist das, was zählt. Deshalb wird die traditionelle lateinische Messe hier in der Erzdiözese San Francisco weiterhin verfügbar sein und als Antwort auf die legitimen Bedürfnisse und Wünsche der Gläubigen angeboten werden", bekräftigte Cordileone am 16. Juli bereits gegenüber der Catholic News Agency (CNA).

Mehrere Bischöfe bestätigten ebenfalls, dass die die "alte Messe" weiterhin gefeiert und genehmigt wird. 

Der Präsident der US-Bischofskonferenz, Erzbischof José Gomez von Los Angeles, rief die Bischöfe der USA auf, "mit Sorgfalt, Geduld, Gerechtigkeit und Nächstenliebe vorzugehen, während wir gemeinsam eine eucharistische Erneuerung in unserer Nation voranbringen."

Die Äußerungen der französischen und US-amerikanischen Bischöfe werden auch in Deutschland mit großer Aufmerksamkeit wahrgenommen werden, zumal auch in Deutschland offenbar die Zahl der Gläubigen wie Priester wächst, die sich zur "alten Messe" hingezogen fühlen. Ob "Traditionis Custodes" diesen Trend abschwächen oder stärken wird, ist noch unklar. 

Der deutsche Theologe Helmut Hoping hat die deutschen Bischöfe aufgerufen, ihrer Rolle als "Hüter" und "Wächter" gerecht zu werden und auch Missstände in der Feier der Eucharistie in der "neuen" Messe abzustellen, wie CNA Deutsch berichtete.

Stichwort "Traditionis Custodes": Wer hütet die Tradition?  

Mit dem Motu proprio, das am 16. Juli herausgegeben wurde, verfügt Papst Franziskus mit sofortiger Wirkung weitreichende und tiefgreifende Änderungen des Schreibens Summorum Pontificum seines Vorgängers Benedikt XVI. aus dem Jahr 2007. Dieses erkannte das Recht aller Priester an, die Messe unter Verwendung des Römischen Messbuchs von 1962 zu feiern.

In einem Begleitbrief an die Bischöfe, in dem er seine Entscheidung darlegt, schreibt Papst Franziskus: "Zur Verteidigung der Einheit des Leibes Christi sehe ich mich gezwungen, die von meinen Vorgängern gewährte Erlaubnis zu widerrufen. Der verzerrte Gebrauch, der von dieser Erlaubnis gemacht worden ist, steht im Widerspruch zu den Absichten, die zur Gewährung der Freiheit geführt haben, die Messe mit dem Missale Romanum von 1962 zu feiern."

Das neue Motu proprio, das mit sofortiger Wirkung herausgegeben wurde, besagt einerseits, dass ausschließlich der jeweilige Ortsbischof entscheiden kann, die Feier der lateinischen Messe in der überlieferten Form in seiner Diözese zu autorisieren. Andererseits setzt es fest, dass die Bischöfe keine Messen im usus antiquior in Pfarrkirchen feiern lassen dürfen, und jeder neu geweihte Priester, der die heilige Messe in dieser Form des römischen Ritus feiern will, muss nach diesen Maßgaben dafür einen Antrag in Rom stellen. 

Papst Franziskus verbietet mit Traditionis Custodes auch die Lesung in lateinischer Sprache. Dies verwundert nicht nur Anhänger der "alten Messe": Das Zweite Vatikanische Konzil betont jedoch den Wert des Lateinischen als Liturgiesprache in Sacrosanctum ConciliumDort wird festgelegt: "Der Gebrauch der lateinischen Sprache soll in den lateinischen Riten erhalten bleiben, soweit nicht Sonderrecht entgegensteht".

Neben diesen Widersprüchen in "Traditionis Custodes" wirft das Motu Proprio nach Einschätzung von Experten – und sogar dem ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, weitere Fragen auf. Der ehemalige Liturgie-Präfekt der Kirche, Kardinal Robert Sarah, hatte mit anderen bereits vor Erscheinen von "Traditionis Custodes" für den Erhalt von Summorum Pontificum plädiert.

Ob und wie die nun verhängten, in mehrfacher Hinsicht drakonischen, Maßgaben des Papsts in der Praxis umsetzbar sind, haben Betroffene ohnehin bereits in Frage gestellt.

In den Sozialen Medien kam es bereits am vergangenen Freitag zu sehr negativen, bis hin zu vehementen Reaktionen auf "Traditionis Custodes". Der Papst handle unfair, rigide, unbarmherzig und grausam, kommentierten zahlreiche bestürzte Gläubige.

Andere Katholiken riefen zu Gebeten für den 84-jährigen Franziskus auf, der vergangene Woche nach einer Darmoperation aus dem Krankenhaus entlassen wurde. 

Die Internationale Föderation Una Voce (FIUV), eine weltweite Organisation von Laien, die der Feier der Messe nach der Editio Typica 1962 des Römischen Messbuchs verbunden sind, "die bisher als Außerordentliche Form des Römischen Ritus, Usus Antiquior oder einfach als Traditionelle Lateinische Messe bekannt war", äußerte sich am 19. Juli in einer Stellungnahme. Präsident Felipe Alanis Suarez erklärt darin, "sowohl die Charakterisierung der Katholiken, die an der Traditionellen Messe hängen, als auch die harten neuen Einschränkungen für sie, machen uns sehr traurig".

Angesichts des Verbots der Nutzung von Pfarrkirche durch den Papst erklärt FIUV-Präsident Suarez: "Wenn es eine Sache gibt, die wir uns sehnlichst wünschen, dann ist es, ein normales Leben führen zu können, ohne gezwungen zu sein, versteckte oder unzugängliche Räume zu nutzen."

Dieser Bericht wird laufend aktualisiertLetztes Update am 20. Juli 2021 um 18:05 Uhr. 

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