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Vatikan erinnert an Verurteilung der Gender-Ideologie durch Papst Franziskus

Der Sitz der Glaubenskongregation

Die Glaubenskongregation des Vatikans hat in einem Brief an eine Pro-Life-Vereinigung in Italien an die Aussagen von Papst Franziskus zur Gender-Ideologie erinnert.

Der Brief, datiert auf den 1. Oktober, wurde veröffentlicht, kurz bevor der italienische Senat ein umstrittenes "Anti-Homophobie"-Gesetz, bekannt als "Ddl Zan", in einer überraschenden Abstimmung von 154 zu 131 Stimmen am 27. Oktober blockierte.

Das Schreiben ist die Antwort der Glaubenskongregation auf eine Anfrage zur Klärung der Frage, wie katholische Politiker auf Gesetze reagieren sollten, die im Widerspruch zur katholischen Lehre stehen, insbesondere zur Gender-Ideologie.

Der Brief der Glaubenskongregation wies auf die klare Kritik von Papst Franziskus an der Gender-Ideologie hin, die er in mehreren Erklärungen während seines Pontifikats geäußert hatt und stellte fest, dass katholische Gesetzgeber sich Gesetzen widersetzen müssen, die nicht mit der katholischen Lehre übereinstimmen, wie es in einem Dokument der Glaubenskongregation über Katholiken im politischen Leben aus dem Jahr 2002 festgestellt worden ist.

Die Glaubenskongregation machte diese Aussagen gegenüber der Vereinigung Pro Vita & Famiglia, die sich für eine lebensbejahende und familienfreundliche Politik in Italien einsetzt.

Im Juli schickte die Vereinigung einen langen Brief an den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria SJ, in dem sie die Bemühungen um die Einführung der Gender-Ideologie in die italienische Gesetzgebung durch einen nach dem Parlamentsabgeordneten Alessandro Zan benannten Gesetzentwurf darlegte. Der Gesetzentwurf sah vor, "Diskriminierung oder Gewalt" aufgrund von Geschlecht, sexueller Orientierung und Gender unter Strafe zu stellen.

Der Entwurf war bereits vom Heiligen Stuhl in Frage gestellt worden. Im Juni übermittelte der Heilige Stuhl der italienischen Regierung eine Verbalnote (hier der italienische Wortlaut), in der er darauf hinwies, dass das Gesetz das Konkordat zwischen Italien und dem Heiligen Stuhl gefährden könnte.

In ihrem Schreiben wies Pro Vita & Famiglia darauf hin, dass in vielen Teilen der Welt Gesetze gegen Homophobie verabschiedet werden.

Die Vereinigung betonte, dass die "antidiskriminierenden Maßnahmen zur Bekämpfung von Homotransphobie Fragen aufwerfen, die sich auf die katholische Lehre und Anthropologie auswirken", da sie "eine subjektivistische, fließende und nicht-binäre Vision der Sexualität implizieren oder sogar aufzwingen", die im Gegensatz zur "natürlichen Ethik und der christlichen und biblischen Anthropologie" steht.

Laut der Vereinigung zielen die Gesetzesentwürfe darauf ab, "die sexuelle Identität völlig neu zu gestalten, indem Geschlecht und Gender getrennt werden und die persönliche Identität (vom sexuellen Standpunkt aus) in subjektiven Begriffen (Gender identität) qualifiziert wird".

Pro Vita & Famiglia betonte, dass der Gesetzentwurf "Ddl Zan" die Gender-Ideologie nicht nur "voraussetzt", sondern auch "kulturell auferlegt", wenn er die Einführung eines "Nationalen Tages gegen Homophobie, Lesbophobie, Biphobie und Transphobie" vorschlägt. An diesem Tag, so heißt es in dem Gesetzentwurf, würden in jeder Schule "Zeremonien, Versammlungen und jede andere nützliche Initiative" organisiert.

In dem Schreiben wurden auch Bedenken hinsichtlich der Religionsfreiheit geäußert. Pro Vita & Famiglia wies darauf hin, dass "Priester und christliche Pastoren verfolgt wurden", wo "ein dem Gesetzentwurf von Zan ähnliches Gesetz verabschiedet wurde", und erwähnte die Verhaftung von Pastor John Sherwood im Vereinigten Königreich wegen angeblicher homophober Äußerungen sowie die Ermittlungen gegen Erzbischof Fernando Sebastián Aguilar in Spanien wegen angeblicher Homophobie, nachdem er ein Interview über Sexualität und Fortpflanzung gegeben hatte.

Der Brief endete mit drei Fragen an die Glaubenskongregation: ob und wie diese Gesetze oder Gesetzesentwürfe dem Glauben, der Heiligen Schrift oder der katholischen Lehre widersprechen; ob Katholiken sich der Verabschiedung dieser Gesetzesentwürfe widersetzen müssen; und ob katholische Politiker gegen diese Gesetzesentwürfe stimmen und öffentlich gegen sie Stellung beziehen müssen.

In ihrer Antwort vom 1. Oktober drückte die Kongregation ihre Wertschätzung für die Arbeit der Vereinigung für den "Schutz des Lebens, von der Empfängnis bis zum natürlichen Ende, und für eine echte Familienkultur" aus.

Bezüglich der Frage, ob Gesetze gegen Homophobie" mit der katholischen Lehre vereinbar sind, sagte die Kongregation, dass alles im Lehramt der Kirche zu finden sei, angefangen mit Amoris laetitia.

"In Papst Franziskus' nachsynodaler Exhortation Amoris laetitia, Nr. 56, gibt es eine klare Missbilligung der Gender-Ideologie, die Papst Franziskus in zahlreichen anderen Erklärungen wiederholt hat", so die Kongregation.

Darin stellt der Papst fest, dass die Gender-Ideoloie "den Unterschied und die natürliche Aufeinander-Verwiesenheit von Mann und Frau leugnet. Sie stellt eine Gesellschaft ohne Geschlechterdifferenz in Aussicht und höhlt die anthropologische Grundlage der Familie aus".

Der aktuelle Brief listet auch die weiteren Aussagen von Papst Franziskus zu diesem Thema auf. Er bezog sich zunächst auf eine Rede im Jahr 2017 vor der Generalversammlung der Päpstlichen Akademie für das Leben. Dort sagte Franziskus wörtlich: "Die neuerlich vorgebrachte Hypothese, den Weg zur Würde der menschlichen Person neu zu öffnen, indem man den Geschlechtsunterschied und damit das Verständnis des Mann- und Frauseins von Grund auf für unerheblich erklärt, ist nicht richtig."

Die Utopie eines "Neutrums" hebe sowohl die menschliche Würde der unterschiedlichen geschlechtlichen Verfasstheit als auch zugleich den personalen Aspekt der generativen Weitergabe des Lebens auf, warnte der Papst, und fuhr fort: "Die biologische und psychische Manipulation des Geschlechtsunterschieds, die sich in der biomedizinischen Technologie als der freien Wahl vollkommen zugänglich abzeichnet – während sie dies in Wirklichkeit nicht ist! –, birgt die Gefahr, die Energiequelle zu beseitigen, die den Bund von Mann und Frau speist und ihn kreativ und fruchtbar macht".

Der neue Brief der Glaubenskongregation erinnert weiter an die Ansprache von Papst Franziskus an die polnischen Bischöfe im Juli 2016, in der er erklärte: "In Europa, in Amerika, in Lateinamerika, in Afrika, in einigen Ländern Asiens gibt es einen wahren ideologischen Kolonialismus. Und einer von diesen – ich nenne ihn unverhohlen beim Namen – ist die Gender-Theorie!"

Papst Franziskus damals weiter: "Heute wird den Kindern – den Kindern! – in der Schule beigebracht, dass jeder sein Geschlecht selber wählen kann. Und warum wird das gelehrt? Weil die Lehrbücher von den Personen und den Institutionen kommen, die dir das Geld geben. Das sind die Formen von ideologischem Kolonialismus, die auch von sehr einflussreichen Ländern unterstützt werden. Und das ist schrecklich."

Auch im Jahr 2015 ging Papst Franziskus bei einem Treffen mit Equipes Notre-Dame, einer französischen Bewegung für eheliche Spiritualität, auf Fragen der Gender-Ideologie ein. Papst Franziskus stellte fest, die Mission diesr Ehepaare sei — so wörtlich — "um so wichtiger, als das Bild der Familie – so wie Gott sie will, bestehend aus einem Mann und einer Frau, ausgerichtet auf das Wohl der Eheleute sowie die Zeugung und Erziehung von Kindern – durch einflussreiche Gegenentwürfe verzerrt wird, unterstützt von ideologischen Kolonialisierungen."

Die Glaubenskongregation verwies auch auf die Äußerungen von Papst Franziskus bei einer Generalaudienz am 15. April 2015. Der Papst sagte bei dieser Gelegenheit, er frage sich,  ob die sogenannte Gender-Theorie nicht auch Ausdruck von Frustration und Resignation ist, die darauf abzielt, den Unterschied zwischen den Geschlechtern auszulöschen, weil sie sich nicht mehr damit auseinanderzusetzen versteht. Ja, wir laufen Gefahr, einen Rückschritt zu machen. Denn die Beseitigung des Unterschieds ist das Problem, nicht die Lösung."

Abschließend verweist die Glaubenskongregation auf die Ansprache von Papst Franziskus an Priester, Ordensleute, Seminaristen und pastorale Mitarbeiter in Georgien im Jahr 2016.

In seiner Antwort auf eine Frage sagte Papst Franziskus: "Du, Irina, hast einen heute großen Feind der Ehe erwähnt: Die Gender-Theorie. Es gibt heute einen weltweiten Krieg, um die Ehe zu zerstören. Heute gibt es ideologische Kolonialismen, die zerstörerisch sind: Man zerstört nicht mit Waffen, sondern mit Ideen. Darum muss man sich gegen die ideologischen Kolonialismen verteidigen."

Angesichts dieser wiederholten Aussagen von Papst Franziskus stellt die Glaubenskongregation fest, dass das Verhalten von katholischen Gläubigen und Politikern, die mit "ähnlichen Gesetzesentwürfen wie dem oben erwähnten" konfrontiert sind, aus der lehrmäßigen Note der Glaubenskongregation aus dem Jahr 2002 zu einigen Fragen über das Engagement und Verhalten von Katholiken im politischen Leben verstanden werden kann.

In dieser Lehrmäßigen Note bekräftigt die Glaubenskongregation:

"In Kontinuität der beständigen Lehre der Kirche hat Johannes Paul II. mehrmals unterstrichen, dass jene, die direkt in den gesetzgebenden Versammlungen tätig sind, die 'klare Verpflichtung' haben, sich jedem Gesetz zu widersetzen, das ein Angriff auf das menschliche Leben ist."

Weiter erklärte die Note bereits 2002, "für jeden Katholiken, ist es nicht erlaubt, sich an einer Meinungskampagne für solche Gesetze zu beteiligen oder sie mit der eigenen Stimme zu unterstützen".

Das Dokument von 2002 unterstreicht auch, "dass das gut gebildete christliche Gewissen niemandem gestattet, mit der eigenen Stimme die Umsetzung eines politischen Programms zu unterstützen, in dem die grundlegenden Inhalte des Glaubens und der Moral durch alternative oder diesen Inhalten widersprechende Vorschläge umgestoßen werden".

Weil der Glaube eine untrennbare Einheit bilde, sei es "nicht möglich, auch nur einen seiner Inhalte herauszulösen, ohne der ganzen katholischen Lehre zu schaden".

"Der politische Einsatz für einen isolierten Aspekt der Soziallehre der Kirche würde der Verantwortung für das Gemeinwohl nicht gerecht. Auch darf der Katholik nicht meinen, anderen die christliche Verpflichtung überlassen zu können, die ihm durch das Evangelium Jesu Christi zukommt, damit die Wahrheit über den Menschen und die Welt verkündet und verwirklicht werde". 

Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original.

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