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Kirchensteuer-System: ZdK-Präsidentschaftskandidat regt Überprüfung an

Sparschwein (Symbolfoto)

Der deutsche Unternehmer und Vorsitzende des Bundes katholischer Unternehmer (BKU) Ulrich Hemel hat eine Überprüfung des Kirchensteuer-Systems in Deutschland angeregt. Hemel ist auch Mitglied des Zentralkomitee deutscher Katholiken (ZdK) und kandidiert Medienberichten zufolge dort als Nachfolger für den scheidenden Präsidenten Thomas Sternberg.

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) sprach sich Hemel dafür aus, die Finanz- und Verwaltungsstrukturen der Diözesen zu verschlanken und dabei auch die Kirchensteuer zu hinterfragen. Zudem sollen Bischöfe seiner Meinung nach in Zukunft besser mit "finanziellem Fachwissen" auszustatten.

Hemel: "Nicht die erste Krise" 

Der BKU-Vorsitzende sprach im Interview mit der FAS auch über die aktuelle Kirchenkrise und die Notwendigkeit, wieder "Glaubwürdigkeit" zurückzugewinnen. Jedoch sei das "nicht die erste Krise in der Kirchengeschichte und auch nicht das erste Mal, dass sich eine große Organisation neu erfinden muss", so Hemel.

Der Unternehmer, der auch Theologieprofessor ist, kritisierte, dass es bei der schwierigen Finzanzlage, die in vielen deutschen Diözesen herrscht, nicht ausreiche, lediglich die Kosten zu senken. Die Kirche brauche vielmehr "einen strategischen Plan" für die Zukunft. Hemel schlägt vor, deshalb die "Verwaltungsstrukturen in den Diözesen (...) deutlich schlanker" zu machen und den Pfarreien ein größeres Mitsprache- und Entscheidungsrecht über ihre Finanzen zu überlassen.

Mehr Fachwissen für Bischöfe

Auf die Frage, ob die Bischöfe für die von Hemel vorgeschlagenen Strukturrreformen geeignet sind, entgegnete der Unternehmer, dass die Hirten war "von ihrer Funktion her prädestiniert dafür" seien, aber "nicht sonderlich gut vorbereitet". Dazu komme, dass es in der Kirche "noch immer keine ausreichende Messbarkeit für Kompetenzen gerade auf dem Gebiet des Finanz- und Verwaltungsmanagements" gebe.

Der BKU-Vorsitzende fordert daher "professionell besetzte Finanzräte" für die Diözesen, die Kirche als Ganzes brauche dagegen einen "Finanzstrukturausschuss". Und weiter:

"Ferner muss es einen Finanzausgleich zwischen den Bistümern geben. Mehr noch: Die Gemeinden brauchen stärker als heute eigene Budgets und Entscheidungsrechte. Es gibt übrigens heute schon Bischöfe, die sich von ihrem Verwaltungsrat Vorgaben machen lassen und danach handeln, auch weil ihnen administratives und finanzielles Fachwissen fehlt."

Das Kirchensteuer-System hinterfragen

Auch am deutschen Kirchensteuer-System möchte Ulrich Hemel ansetzen. In Deutschland gilt die Kirche als "Körperschaft des öffentlichen Rechtes", die das Privileg hat, aufgrund bürgerlicher Steuerlisten für sich die sogenannte "Kirchensteuer" zu erheben. Die Steuererhebung selbst wird vom Staat durchgeführt.

Dieses System sollte jedoch auch überprüft werden, meint Hemel. Wörtlich sagte er der "FAS": 

"Die Kirchensteuer, so, wie sie in Deutschland erhoben wird, ist weltweit ziemlich einzigartig. Ich bin überzeugt, dass auch dieses System auf den Prüfstand gehört. Es gibt eine Vereinbarung über den staatlichen Steuereinzug, den sich der Staat teuer bezahlen lässt. Auch das muss man hinterfragen. Die orthodoxen Kirchen in Deutschland, die sehr wohl die Möglichkeit hätten, auf ein solches Steuereinzugssystem zurückzugreifen, verzichten bewusst darauf."

Auch innerhalb der Katholischen Kirche kritisieren manche Gläubige, dass mit der verpflichtenden Abgabe beispielsweise auch Aktionen finanziert würden, die dem katholischen Glauben widersprechen. Bislang ist der Kirchenaustritt die einzige Möglichkeit, die Zahlung der Kirchensteuer zu verweigern. Nach der jetzigen Regelung der deutschen Bischofskonferenz erfolgt auf den Austritt jedoch der Ausschluss von den Sakramenten – eine Art "automatische Exkommunikation".

Kirchenrechtler halten diese Tatstrafe für unrechtmäßig (lesen Sie hier die ausführlichen Hintergründe).

Auch der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hatte in der Vergangenheit dazu aufgerufen, das Kirchensteuer-System in Deutschland neu zu diskutieren (CNA Deutsch hat berichtet). Wörtlich erklärte der Hirte:

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Wir, die deutschen Bischöfe, müssen uns dringend damit befassen, wie es mit der Kirchensteuer weitergehen kann und soll. Diese Diskussion vermisse ich. Denn die katholische, aber auch die evangelische Kirche sieht sich jedes Jahr mit einer großen Zahl von Kirchenaustritten konfrontiert."

Alternativen zum deutschen Kirchensteuer-Modell

Ulrich Hemel lädt dazu ein, bei der Suche nach Alternativen den Blick nach Italien oder Spanien zu richten. Dort gebe es unter anderem das sogenannte "Steuerzuwendungsmodell". Bei diesem System hat der Gläubige die Möglichkeit, einen Prozentsatz seines Einkommens einer bestimmten Einrichtung zukommen zu lassen, zum Beispiel der Kirche. Diese Abgabe wiederum kann man von der Steuer absetzen. Hemel betont:

"Alles, was freiwillig ist, ist zeitgemäßer. Wir sollten aber nicht vergessen: Kirche ist immer noch sehr viel mehr als Geld."

ZdK auch mit Kirchensteuermitteln finanziert

Nach Medienberichten kandidiert Hemel auch als Präsident für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Aktuell steht noch Thomas Sternberg dem ZdK vor, das nach eigenen Angaben "die Anliegen der Katholiken in der Öffentlichkeit" vertritt und unter anderem durch Kirchensteuermitteln finanziert wird.

Das ZdK beschäftigt laut Website "26 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 65% Frauen und 35% Männer". Allein im Jahr 2018 stand dem Laiengremium ein Haushalt von 2,67 Millionen Euro zur Verfügung, wovon 71,91 Prozent des Geldes für Personalkosten aufgebracht wurden, also insgesamt 1,92 Millionen Euro.

Aktuellere Finanzdaten liegen derzeit nicht vor.

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