Die Münsteraner Theologin Dorothea Sattler hat sich am 7.12.2020 in einem Interview mit der "Badischen Zeitung" Gedanken über das Frauenpriestertum gemacht. Gemeinsam mit Bischof Dr. Franz-Josef Bode steht sie auf dem "Synodalen Weg" dem Forum "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" vor. Sie sympathisiert mit einem neuen Verständnis des Priestertums und äußert Zweifel an der Verbindlichkeit von "Ordinatio sacedortalis".

Auf dem Internetportal "katholisch.de" wird ihre Position heute anschaulich vorgestellt: "»Ich denke, dass die Argumente aus der biblischen Tradition nicht zwingend zur Ablehnung des Frauenpriestertums führen müssen und dass daher die Grundlage für eine Ablehnung nicht gegeben ist«, so Sattler. In formaler Hinsicht sei zu bedenken, dass sich Johannes Paul II. bei dieser Aussage nicht explizit auf seine päpstliche Autorität berufe und sie daher kein Dogma sei. Stattdessen sage er lediglich, sie ergebe sich schlüssig aus der Offenbarung. »Hier gibt es allerdings andere Einschätzungen«, betont die Theologin."

Johannes Paul II. erklärt ausdrücklich "kraft seines Amtes", also als Stellvertreter Christi, in "Ordinatio sacerdotalis" verbindlich: "Obwohl die Lehre über die nur Männern vorbehaltene Priesterweihe sowohl von der beständigen und umfassenden Überlieferung der Kirche bewahrt als auch vom Lehramt in den Dokumenten der jüngeren Vergangenheit mit Beständigkeit gelehrt worden ist, hält man sie in unserer Zeit dennoch verschiedenenorts für diskutierbar, oder man schreibt der Entscheidung der Kirche, Frauen nicht zu dieser Weihe zuzulassen, lediglich eine disziplinäre Bedeutung zu. Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben." Johannes Paul II. äußerte mitnichten eine persönliche Meinung. Zu "Ordinatio sacerdotalis" kann jeder Mensch weltlich eine abweichende persönliche Meinung vertreten. Niemand ist gezwungen, die Lehre der Kirche als verbindlich gültig anzunehmen. Trotzdem bleibt die Lehre der Kirche verbindlich gültig, ob uns das persönlich gefällt oder nicht. Wenn ich mich immer an dem orientieren würde, was ich persönlich für richtig oder falsch halte, würde ich nicht selten in Verwirrung geraten. Also vertraue ich darauf, wie Gottlieb Söhngen, dass die Kirche klüger ist als ich – und darum lasse ich mich, wenn nötig, in meinen Meinungen von ihr korrigieren. Vielen einfach gläubigen Katholiken ergeht es nicht anders. Sie vertrauen auch im Letzten nicht ihren eigenen Ansichten oder der Mehrheitsmeinung, sondern Gott und der Kirche des Herrn.

Papst Franziskus warnte in der Ansprache beim Angelus-Gebet am 11. Oktober vor einer "Klerikalisierung der Laien": "Ich möchte an die Gebetsmeinung erinnern, die ich für diesen Monat Oktober vorgeschlagen habe und die folgendermaßen lautet: »Wir beten dafür, dass die Laien – insbesondere Frauen – aufgrund ihrer Taufgnade größeren Anteil an kirchlicher Verantwortung bekommen«. Denn keiner von uns ist als Priester oder Bischof getauft worden: wir sind alle als Laien getauft worden. Die Laien sind Protagonisten der Kirche. Heute ist es erforderlich, die Räume für eine einschneidendere weibliche Präsenz in der Kirche zu erweitern, und für eine Präsenz der Laien, das ist klar, aber unter Betonung des weiblichen Aspekts, denn im Allgemeinen werden die Frauen beiseitegeschoben. Wir müssen die Integration von Frauen an den Orten fördern, an denen wichtige Entscheidungen getroffen werden. Lasst uns dafür beten, dass die Laiengläubigen, vor allem die Frauen, kraft der Taufe mehr an den verantwortlichen Institutionen in der Kirche teilhaben, ohne dabei in Klerikalismen zu verfallen, die das Laiencharisma zunichtemachen und auch das Antlitz der Heiligen Mutter Kirche entstellen."

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