Jeder interessierte Bürger in Deutschland weiß oder könnte wissen, dass das "Zentralkomitee der deutschen Katholiken" den Anspruch erhebt, die Stimme der Weltchristen in Deutschland zu sein. Zugleich kann oder könnte jeder Christenmensch wissen, dass ein Gremium, das nicht von den Katholiken in Deutschland – gleich welcher Staatsbürgerschaft – gewählt wird, schwerlich als demokratisch legitimiert angesehen werden kann.

Haben Sie schon einmal gehört, dass das "Zentralkomitee" für freie Wahlen wirbt? Selbst wenn, wie bei Pfarrgemeinderäten und Kirchenvorständen, die Wahlbeteiligung sicherlich deutlich unter 10 Prozent liegen würde – eine gewisse Form der demokratischen Legitimation besäße diese Institution dann schon. Aber so?

Zu den prominenten Führungsmitgliedern dieser Organisation gehört Karin Kortmann, Vize-Präsidentin des ZdK und eines von vier Präsidiumsmitgliedern des "Synodalen Wegs". Sie meldete sich bemerkenswert zu Wort. Forderte sie freie Wahlen für das ZdK? Mitnichten, sie empfahl etwas anderes. Frau Kortmann sagte dem "Weser-Kurier", sie wünsche sich, "dass die Katholiken an der Basis ihren Bischof wählen können". Nur so bekomme das Amt Legitimität.

Sollen wir uns einen Bischof als Volkstribun vorstellen? Oder als einen modernen, alerten Medienstar? Statt Nachfolger der Apostel also von des Zeitgeistes Gnaden zum Bischofsdienst erwählt?

Wer sich einige der Papiere des "Synodalen Weges" anschaut und die Diskussionen dort verfolgt, der erkennt theologische Eigenheiten und Defizite. Das müsste gesondert aufgearbeitet werden. Ob der Aufwand lohnt, sei dahingestellt. Der Wunsch von Frau Kortmann ist nicht nur mit Blick auf das ZdK selbst verwunderlich, sondern steht im fundamentalen Gegensatz zum Geist und Buchstaben der Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils.

In dem Dekret "Christus Dominus" wird der bischöfliche Dienst ausdrücklich gestärkt, aus gutem Grund. Zwei Auszüge aus den Abschnitten 19 und 20 seien hier zitiert: "Bei der Ausübung ihres apostolischen Amtes, das auf das Heil der Seelen ausgerichtet ist, erfreuen sich die Bischöfe der damit gegebenen vollen und uneingeschränkten Freiheit und Unabhängigkeit von jeglicher weltlicher Macht. … Das apostolische Amt der Bischöfe ist von Christus dem Herrn eingesetzt und verfolgt ein geistliches und übernatürliches Ziel.

Daher erklärt die Heilige Ökumenische Synode, daß es wesentliches, eigenständiges und an sich ausschließliches Recht der zuständigen kirchlichen Obrigkeiten ist, Bischöfe zu ernennen und einzusetzen. Um daher die Freiheit der Kirche in rechter Weise zu schützen und das Wohl der Gläubigen besser und ungehinderter zu fördern, äußert das Heilige Konzil den Wunsch, daß in Zukunft staatlichen Obrigkeiten keine Rechte oder Privilegien mehr eingeräumt werden, Bischöfe zu wählen, zu ernennen, vorzuschlagen oder zu benennen." Man könnte eine Abkehr von der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils euphemistisch als "Weiterentwicklung" – wie das in anderen Bereichen auch versucht wird – bezeichnen, das tut der Entfremdung vom Glauben der Kirche aber keinen Abbruch. 

Auf die Frage, warum manche Bischöfe und manche Laien die Bestrebungen des "Synodalen Wegs" kritisch und skeptisch beurteilen, antwortete Bischof Dr. Georg Bätzing: "Ich glaube, dass diese Haltung sich aus dem Bestreben speist, etwas retten zu wollen, und aus der Sorge, etwas zu verlieren. Genau darüber würde ich gern viel mehr in den Austausch kommen, um auch zu spüren: Wo kommt die Angst her und was ist vielleicht an dieser Angst begründet?"

Ganz normale Katholiken würden diese Vermutung der Ängstlichkeit sicher zurückweisen. Erhellend in dieser Hinsicht ist der Beitrag von Dorothea Schmidt , der auf CNA Deutsch publiziert wurde. Auch die mangelnde Loyalität gegenüber Kardinal Woelki, die sich vielerorts abzeichnete, hat viele Katholiken verwundert und verstimmt. Nun hat der Vatikan offenbar intern eine Entscheidung gefällt.

Dankbar sind auch Katholiken in Deutschland für den "Offenen Brief" von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, der vor den Online-Konferenzen mit Blick auf die Weisungen der Synodalen Führungsgruppe "aufkommenden Eindruck autoritärer Willkürherrschaft" gesprochen hat. 

Was ist heute – im Jahr 2021 – in der katholischen Kirche hierzulande nötig? Das hat Professor Sternberg richtig im Doppelinterview mit Bischof Dr. Bätzing treffend formuliert: Wichtig sei, die Kirche zu lieben. Doch was heißt das? Die Liebe zur Kirche ist untrennbar verknüpft mit der Kirche aller Zeiten und Orte – in gotteskindlicher Treue von uns allen, ob Kleriker oder Weltchrist, zur Kirche von Rom. 

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