Beim Versuch der deutschen Bischöfe, Priester, Verbände und Laien, die katholische Kirche heil und sicher durch's 21. Jahrhundert zu lenken und weisen, ist nun vor allem ein Wort in aller Munde: Synodaler Weg – doch, was bedeutet das eigentlich? Aus dem Griechischen lässt sich synodos als "gemeinsame Straße" oder "gemeinsamer (syn) Weg (οδός)" herleiten.

So ist es nicht verwunderlich, dass sich kirchliche Versammlungen während gemeinsamer Bemühungen, Beschlüsse zu fassen oder Entscheidungen zu treffen immer schon als "synodal" bezeichnet haben. Das Ringen um gültige und brauchbare Ergebnisse, gemeinsames Ent- und Verwerfen von Vorschlägen oder Formulierungen, gemeinsames Arbeiten an notwendigen Schritten...all das ist prägend und ausschlaggebend für eine Gemeinschaft oder Versammlung, die sich mit Fug und Recht "synodal" nennen kann. 

Nun also macht sich auch die deutsche Kirche daran, gemeinsam Wege und Lösungen zur Abwehr einer Glaubenskrise innerhalb der katholischen Kirche zu finden. Dass sie dabei auf einem "synodalen Weg", also einem "gemeinsamen Weg – Weg" wandeln möchte, verwundert den aufmerksamen Etymologen. Doch dazu später. Zunächst einmal gestalten sich die Ausgangslagen ganz unterschiedlich. Manch einer meint beispielsweise, die Kirche habe ihre Glaubwürdigkeit längst und unwiederbringlich verloren. Andere wiederum sprechen von schwerer Schuld und unmäßigem Versagen der deutschen Kleriker in verschiedenster Hinsicht. Wieder Andere gehen frohen Mutes und mit dem festen Glauben in die Versammlungen, sie könnten der Kirche durch Transparenz und Offenheit neuen Glanz verleihen und somit neue Gläubige gewinnen. Und dann wiederum gibt es noch jene Wenigen, die in die Gremien berufen wurden, um auch die Stimme derer zu vertreten, die die Lehre und den Fortgang der Kirche durch die Zeiten bewahren wollen.

Wer aufmerksam beobachtet und die Forderungen und Texte der Synodalversammlungen liest, erkennt: Es hat sich recht bald eine Ausgangslage für alle weiteren Diskussionen und Entscheidungen herauskristallisiert. Verantwortlich für die gesamte katholische Misere (Dazu gehören sexueller Missbrauch, Abfall der Gläubigen, Vertrauensverlust in die Priester und Würdenträger, Glaubwürdigkeitsdilemmata, Unzeitgemäßheit, uvm.) sind die Strukturen und (Macht-)Verhältnisse, auf die die Kirche ihr Selbstvers tändnis baut.

Wir sprechen hier wohlgemerkt von eben jenen Strukturen, die sich die Kirche im Grunde und mit lediglich geringfügigen Abwandlungen durch beinahe zweitausend Jahre Geschichte bis hierher bewahrt hat. Nun also Klartext: Ziel des synodalen Weges ist eine Abänderung der Lehre, ein Auflösen der katholischen Hierarchie, ein Auflösen veralteter Begrifflichkeiten (wie Heil und Heiligkeit) in zeitgenössischeren Worten (wie Wertschätzung oder Toleranz), ein Aufbrechen überlieferter Strukturen. Dann und nur dann, so der Tenor der Synodalen, besteht die Möglichkeit die Kirche glaubwürdig und mit vielen neuen Anhängern in die Postmoderne zu steuern. Jetzt ergibt auch der Titel ein wenig mehr Sinn, oder nicht? Hier geht es längst nicht mehr um ein gemeinsames Ringen nach einem Ergebnis, das für alle akzeptabel und vor allem gut -im eigentlichen Sinne- sein wird. Es ist nicht ein gemeinsamer Weg auf dem wir schreiten, um an ein gemeinsames Ziel zu gelangen. Nein, der gemeinsame Weg, auf dem die Progressiven, wie auch die Konservativen gehen, ist eben nur der WEG. Zu einem Ziel, das von vornherein laut und offen propagiert, gefordert und befeuert wird. (Unter anderem sogar mit der Drohung Einzelner, bei unzufriedenstellendem Ausgang der Versammlungen, aus der Kirche auszutreten) Die Frage, die zu klären ist, heißt nun im Grunde: Ist es für die Kirche in Ordnung, wenn sie ihre Strukturen und Lehren zumindest partiell aufgibt, zugunsten einer veränderten und neuen Zeit und (möglicherweise) neuer Mitglieder und Wiedereintritte? Selbst aus säkularer Sicht ist eine bejahende Antwort auf diese Frage mit dem Vermerk zu versehen, dass bei diesem Experiment eine zweitausend Jahre alte Identität verloren ginge, oder zumindest verschwommene Konturen annähme. 

Doch was antworte ich? Soll ich nun als die Kunststudentin, die ich bin antworten, oder als die Holzbildhauerin? Antworte ich als junge Frau oder als Tochter? Als Laiin in der bayrischen Kirche, als jahrelange Ministrantin, als Liebhaberin der alten Messe, als Hundenärrin, als Tante, Ehefrau, Hobbyköchin, Wasserratte, Freundin...ja, wer bin ich, dass ich auf eine so große Frage eine Antwort finden dürfte? Ich bin katholisch. Ich bin getauft auf den Namen des Herrn. Und weil die Lehre Jesu Christi eine allumfassende, alles bedenkende, allgültige ist, darf ich als Katholikin auch für alle Katholiken sprechen, die - gemeinsam mit den uns Vorangegangenen - ja selbst die Kirche sind! Ich fordere nichts und beanspruche nichts für mich. Ich verweise lediglich auf Christus, der die Kirche gestiftet hat. Ich verweise auf die Kirchenväter, die die Kirche geformt haben. Ich verweise auf die vielen heiligen Männer und Frauen, die diese Formen mit hingebungsvollem Leben gefüllt haben. Ich verweise auf die Logik des Gewachsenen und die Liebe und Geduld derer es bedarf, die Wahrheit durch hunderte von Jahren bis hierher zu bewahren. Nie hat sich die Kirche ihre Glaubenswahrheiten nehmen oder verbieten lassen, weil es eben nicht nur leere Strukturen und gemachte Hierarchien sind. Vielmehr sind es gegebene, gestiftete Ausdrucksformen einer großen Wahrheit, an der selbst der klügste und fähigste Mensch nichts ändern kann. Die Antwort aller Katholiken lautet also aus meiner Feder: Nein! Wer die Lehre der Kirche untergräbt, (und sei es aus den triftigsten und honorigsten Beweggründen) der versucht eine unabänderliche Wahrheit zu verändern und wird scheitern. Oder anders formuliert: Die Kirche, die daraus hervorgehen würde, wäre keine katholische mehr. Es hat in unserer Geschichte schon so viele herausfordernde Zeiten gegeben. Zeiten, in denen beinahe alle Hoffnung verloren gegangen war, Zeiten des Glaubensabfalls, Zeiten der Anfechtungen durch staatliche Reglementierungen und Diktaturen, Zeiten der unbeseelten und ungeglaubten Tradition um ihrer selbst willen, Zeiten der Unterdrückung und der Geheimniskrämerei. Was ist dagegen das Heute? Wir haben alle gemeinsam den Auftrag, diese unsere heilige Mutter Kirche auch durch das 21. Jahrhundert zu geleiten. Ich bin sicher, wir werden es schaffen, die Wahrheit gegen etwaige Tücken der Moderne zu verteidigen. Und wir dürfen doch froh sein, dass sich gerade unsere Zeit in Toleranz und Achtsamkeit übt. Das dürfte der Kirche auf ihrem gemeinsamen Weg in die Zukunft sehr entgegen kommen.

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