Es ist Fastenzeit, damit auch Hirtenwort-Zeit am Sonntag „Invocabit“ im Bistum Limburg. Bischof Dr. Georg Bätzing, der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, hat ein „Wort der Ermutigung“ verfasst – so informiert auch das Internetportal “katholisch.de”. Es geht darin um „Veränderungen“, auch eine Broschüre über den „Wandel im eigenen Leben und der Kirche“ wird beworben. Zugleich erfolgt ein Hinweis auf die Abteilung Kirchenentwicklung. Aber ob diese „Veränderungen“ dem Ruf entsprechen, der an uns alle am Aschermittwoch ergangen ist? „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium!“ Sie erinnern sich vielleicht? 

Bischof Dr. Bätzing verweist auf „bedrängende Entwicklungen in der Kirche“ und spricht von „irritierenden Reaktionen kirchlicher Verantwortungsträger bis hin zum emeritierten Papst Benedikt“ nach der Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens. Oder sind vielleicht auch viele Katholiken in Deutschland und weit darüber hinaus irritiert von den Reaktionen einiger deutscher Bischöfe und ihren verstörenden Äußerungen sowie Urteilen über Benedikt XVI.? 

Sogleich lobt der Limburger Bischof dann die „Initiative #OutInChurch, mit der Mitarbeitende öffentlich für eine Kirche ohne Angst auftreten und die Anerkennung ihrer sexuellen Orientierung und ihrer persönlichsten Entscheidung für ein Leben in Partnerschaft fordern“  und rühmt die „ersten Beschlüsse, die bei der dritten Synodalversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt mit großer Mehrheit gefasst worden sind“. 

Das alles sind Gründe für Bischof Bätzing, um ein „Wort der Ermutigung“ zu publizieren. Er berichtet dann von der Wut, Enttäuschung und Empörung von Gläubigen über die Kirche der Zeit, über Menschen, die sich mit der Frage konfrontiert sehen, „wie lange sie „diesen Verein“ noch unterstützen wollen“. Wir alle wissen, dass Menschen mit dem Glauben ringen und an Vorgängen in der Institution leiden. Wir wissen aber auch oder könnten doch wissen, dass Heil und Erlösung nicht in einer Anpassung der Lehre der Kirche an säkulare Geschmeidigkeit und postmoderne Beliebigkeit liegen. Bischof Bätzing zitiert aus dem Brief einer enttäuschten jungen Frau: „Die Menschen haben nicht ihren Glauben an die christlichen Werte verloren, denn die brauchen wir; sie haben den Glauben an eine Institution verloren, deren Werte ihnen von klein auf beigebracht wurden, mit deren tatsächlicher Umsetzung sie aber zutiefst getäuscht und enttäuscht wurden. … Sie wissen ja: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Sie können sich auf die Menschen verlassen, dass sie zurückkommen in eine geordnete und liebenswerte Kirchengemeinschaft. Die Menschen haben den Mut, der Institution mit ihrem Kirchenaustritt ein Zeichen zu setzen. Jetzt liegt es an der Institution, den Mut zu fassen, einen neuen Weg in die Gemeinschaft einzuschlagen und den Menschen eben diesen zu zeigen.“ 

Was diese Zeilen zunächst zeigen, macht auch mich traurig: Ja, Amtsträger der Kirche haben die Botschaft verraten, die zu verkündigen sie bestellt waren. Hier offenbart sich die Traurigkeit über die konkrete Scheinheiligkeit von einzelnen Personen, die aber nicht mit der Kirche des Herrn identifiziert werden dürfen. Im Gegenteil: Sie haben den Herrn und Seine Kirche verraten. Der verstorbene Bundespräsident Johannes Rau sagte am 10. Oktober 1999 ganz richtig: „Es gibt nur einen Weg zur Glaubwürdigkeit in der Politik: man muss sagen, was man tut und tun, was man sagt.“ Das gilt auch für die Institution Kirche und ihre Amtsträger. Aber zugleich müssen wir doch wissen – und das ist für die Katechese wichtig –, dass wir nicht an eine Institution glauben. Die Kirche hat auch eine weltliche Gestalt, aber sie ist keine Institution wie ein Amt oder eine Behörde – und wir glauben auch nicht an „christliche Werte“, was immer das sein mag, sondern an den dreifaltigen Gott.

Bischof Bätzing schreibt: „Die dunkle Vergangenheit der Kirche muss ans Licht. Denn sie ist ja nicht Vergangenheit, sie prägt die Gegenwart.“ Zu Recht, anscheinend ist das heute notwendig, betont der Bischof das Selbstverständliche mit Blick auf die skandalösen Vorgänge des sexuellen Missbrauchs: „Die Verbrechen müssen dokumentiert und, soweit dies strafrechtlich noch möglich ist, geahndet werden. …  Die Kirche steht nicht außerhalb des staatlichen Rechtsgefüges.“ Es wäre, so füge ich hinzu, auch eine persönliche Meinung erlaubt: Wäre es nicht an der Zeit, für die Verschärfung des Strafrechts bei sexuellem Missbrauch und die Aufhebung der Verjährungsfrist einzutreten? Was mich betrifft: Ich bin dafür.

Abschließend verkündet der Bischof von Limburg das synodale Strukturreformprogramm: „Fragen, Überzeugungen und Handlungsweisen, die über Jahrzehnte und Jahrhunderte in der Kirche wie eingefroren waren und vermeintlich Halt gaben, beginnen sich zu bewegen und nehmen Energie auf. Es ist wirklich eine prekäre Situation für die Kirche und für uns alle, denn der Ausgang ist offen. Ich bin aber fest überzeugt und vertraue darauf, dass wir die Herausforderungen dieser Krise annehmen müssen und miteinander so gestalten, dass wir für Menschen wieder als ehrlich, gläubig, menschenfreundlich und dem Leben dienlich wahrgenommen werden – weil wir der befreienden frohen Botschaft Jesu Christi Raum geben. Eine Alternative zu diesem „Ausweg nach vorne“ sehe ich nicht; es wirkt befreiend, die notwendigen Veränderungen anzugehen.“ Befreiend wäre, das Evangelium zu verkünden, für eine Erneuerung der Kirche in Christus zu werben und für die Neuevangelisierung einzutreten. Ich kann aber kaum Ermutigendes in diesem Hirtenwort entdecken, leider. Die Kirche mag sich tatsächlich in einer – wie Bischof Bätzing sagt – „prekären Situation“ befinden. Wissen Sie auch warum? Weil in der Kirche zurzeit von dem lebendigen Gott so gut wie gar nicht mehr die Rede ist. Ich kann für mich sagen, warum ich „diesem Verein“ namens Kirche noch angehöre: Weil ich im Credo der Kirche verwurzelt bin und bleibe. Und weil ich der Erneuerung durch Christus bedarf. Und wie geht es Ihnen damit, liebe Schwestern und Brüder im Glauben?

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.  

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