Von Macht und Leitungsgewalt ist in den letzten Tagen öfter die Rede gewesen. Was meint der „Synodale Weg“ dazu? In der sibyllinisch klingenden Prosa entdecken wir mit Blick auf das Zauberwort „Macht“ Bekenntnisse zur laikalen Partizipation. Lesenswert ist der Text zur „Macht“, der reich ist an der synodalen Nebelsprache. Die „pastorale Leitung“ der Bischöfe und Pfarrer werde nicht angetastet, und „Kriterien“ werden aufgelistet, die das „geltende Recht der Kirche“ voraussetzen. Tatsächlich konterkarieren diese aber das Kirchenrecht, weil nämlich „Entscheidungsprozesse an die Interessen und Vorstellungen der Gläubigen zurückgebunden sind, die in ihrem Glaubenssinn wurzeln“. Explizit heißt es dort etwa: „Diese Rückbindung verlangt eine qualifizierte und rechtlich garantierte Partizipation in allen Beratungs- und Entscheidungsprozessen der Kirche:

▪ durch synodale Mitberatung und -entscheidung;

▪ auf der Ebene kirchlicher Gremien;

▪ durch den Aufbau und die Sicherung wirksamer Kontrolle;

▪ durch Transparenz von Entscheidungsprozessen; 

▪ durch zeitliche Begrenzung der Wahrnehmung von kirchlichen Leitungsämtern.

Für die katholische Kirche ist es wichtig, dass Entscheidungen so an das Recht gebunden sind, 

dass allgemeine, als legitim anerkannte Regeln der Fairness, Transparenz und Kontrolle umfassend gesichert werden, sodass Willkür wirksam ausgeschlossen wird. Die Beteiligung der Gläubigen darf nicht vom Wohlwollen des jeweiligen Bischofs abhängen.“ 

Damit wird – eindeutig gegen das Kirchenrecht – die Transformation der Kirche in eine Synodaldemokratie gefordert, versehen mit einer Reihe von Begriffen und Erwartungen, die geschmeidig formuliert sind, postmodern wirken und faktisch die Leitungsgewalt des Bischofs in seiner Diözese beschneiden, damit auch die Bindung an den Papst relativieren, der folgerichtig natürlich auch Rechenschaft gegenüber der Kirchenprovinz Deutschland ablegen müsste. Der Diener der Diener Gottes hat zweifellos ein Leitungsamt inne. Gefordert wird nämlich die „direkte oder indirekte Beteiligung der Gläubigen an der Bestellung von Leitungsämtern“ und eine Rechenschaftspflicht – „durch die Verpflichtung derjenigen, die Leitungsämter besetzen, regelmäßig über ihre Amtsführung Rechenschaft abzulegen“.

Rechenschaft vor wem? Vor dem allmächtigen, allwissenden Synodalrat? Und was passiert, wenn die Amtsführung – warum auch immer – die Mehrheit der beschlussfassenden Synodalen nicht zufriedenstellt? 

Also spricht das deutschkatholische synodale „Wir“: „Wir setzen uns dafür ein, dass die Synodalität der Kirche nachhaltig weiterentwickelt wird, sodass Beratungs- und Entscheidungsrechte des gesamten Volkes Gottes garantiert sind.  Wir setzen uns dafür ein, dass die kirchlichen Entscheidungen an den Glaubenssinn des Gottesvolkes rückgebunden werden – in innovativen Verfahren, die den Dialog zwischen denen, die Leitungsaufgaben wahrnehmen, und den anderen Mitgliedern der Kirche fördern. Wir setzen uns darüber hinaus dafür ein, das Kirchenrecht so zu reformieren, dass die allgemein geltenden Prinzipien der Fairness, Transparenz und Kontrolle auf der Basis einer kirchlichen Grundrechtecharta verwirklicht werden.“ Erinnern Sie sich noch an das Bekenntnis zum Kirchenrecht weiter oben? Hier soll es nach dem Gutdünken der Kirchenprovinz Deutschland reformiert werden. Das „Wir“ spricht weiter: „Wir sind überzeugt: Die strukturellen Veränderungen in der Machtordnung der katholischen Kirche fördern die Freiheit des Glaubens in der Gemeinschaft der Kirche und lassen zugleich den Dienst, der von Bischöfen und Priestern geleistet wird, klarer und attraktiver werden, weil er einerseits von Überfrachtung und Überforderung entlastet, andererseits durch eine Stärkung von Synoden, Gremien und Wahlen tiefer in das Gemeinschaftsleben der Kirche eingebettet wird.“ Der Dienst von Klerikern soll „attraktiver werden“? Der Dienst von Klerikern und auch von Weltchristen ist – Kreuzesdienst. Nicht ohne Grund verehren wir am Karfreitag das Kreuz des Herrn. In Zeiten wie diesen geht es, wie es der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer eindeutig benannt hat, um das Stehen zur Wahrheit.

Im Übrigen bekennen sich gläubige Katholiken nicht zu einer Kuschelkirche der universellen Nettigkeit oder der postmodernen Belanglosigkeit, sondern zur Stiftung Jesu Christi.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.  

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