Die christliche Familie, so Papst Franziskus in „Amoris laetitia“, sei der Ort der „Erstverkündigung“ des Evangeliums. Dort wird der Glaube erfahren und sichtbar. Wir können gewiss mit Blick auf den deutschen Synodalen Weg sagen: Nur die Familie gemäß dem Evangelium Jesu Christi und der Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte ist die Stätte der wahrhaft „gelingenden Beziehungen“.

Papst Franziskus nennt darum auch die Notwendigkeit einer Besinnung auf die Lehre der Kirche und erinnert an die Botschaften seiner Amtsvorgänger. Er schreibt: „Unsere Lehre über Ehe und Familie darf nicht aufhören, aus dem Licht der Verkündigung von Liebe und Zärtlichkeit Anregung zu schöpfen und sich dadurch zu verwandeln, um nicht zu einer bloßen Verteidigung einer kalten und leblosen Doktrin zu werden. Denn auch das Geheimnis der christlichen Familie kann man nur im Licht der unendlichen Liebe des himmlischen Vaters ganz verstehen, die sich in Christus offenbarte – in ihm, der hingegeben wurde bis zum Ende und lebendig in unserer Mitte weilt.“ Der Herr habe das Evangelium von der Familie selbst verkündet und den „göttlichen Plan“ wiederhergestellt und zu seiner Vollendung geführt. Zu Zeiten Jesu sei die Ehe „verpönt“ gewesen, aber das Neue Testament stelle sie mit Paulus als „Gnadengabe“ des Herrn vor und forderte das „Hüten dieser göttlichen Gabe“, das auch die Sexualität mit einschließe.

Die unauflösliche Ehe sei kein „Joch“, sondern ein „Geschenk“. Gemeinsam mit den Synodenvätern betont Franziskus: „Christus hat Ehe und Familie erlöst (vgl. Eph 5,21-32) und nach dem Bild der Heiligsten Dreifaltigkeit, dem Geheimnis, aus dem jede wahre Liebe entstammt, wieder hergestellt. Der eheliche Bund, der in der Schöpfung grundgelegt und in der Heilsgeschichte offenbart wurde, erhält die volle Offenbarung seiner Bedeutung in Christus und in seiner Kirche. Ehe und Familie empfangen von Christus durch die Kirche die notwendige Gnade, um Gottes Liebe zu bezeugen und ein gemeinsames Leben zu leben. Das Evangelium der Familie zieht sich durch die Geschichte der Welt, von der Erschaffung des Menschen nach dem Bild und Gleichnis Gottes (vgl. Gen 1,26-27) bis zur Erfüllung des Geheimnisses des Bundes in Christus am Ende der Zeit mit der Hochzeit des Lammes (vgl. Offb19,9).“

Papst Franziskus erinnert an die vielen neutestamentlichen Berichte, in denen sichtbar wird, wie sich Jesus Familien zuwendet, so auch der Ehebrecherin, der er Barmherzigkeit erweist und die er ermutigt, fortan nicht mehr zu sündigen. Der Papst schreibt über die Geburt Jesu: „Die Inkarnation des Wortes in einer menschlichen Familie in Nazareth erschüttert mit seiner Neuheit die Geschichte der Welt. Wir müssen uns in das Geheimnis der Geburt Jesu vertiefen, in das ‚Ja‘ Marias bei der Verkündigung des Engels, als das Wort in ihrem Schoß aufkeimte; auch in das ‚Ja‘ Josefs, der ihm den Namen Jesus gab und sich um Maria kümmerte; in das Fest der Hirten bei der Krippe; in die Anbetung der Sterndeuter. … Das ist das Mysterium der Geburt und das Geheimnis von Nazareth, erfüllt vom Wohlgeruch der Familie! Es ist das Mysterium, das Franziskus von Assisi, Thérèse vom Kinde Jesus und Charles de Foucauld so sehr faszinierte und an dem sich auch die christlichen Familien laben, um ihre Hoffnung und ihre Freude zu erneuern.“

In der Heiligen Familie leuchte das Prinzip auf, das jeder Familie Gestalt gebe und sie befähige, durch die Wechselfälle des Lebens hindurch die Einheit der Familie zu wahren und zu formen. Franziskus zitiert aus der Ansprache von Papst Paul VI. in Nazareth am 5. Januar 1964: „Hier lernen wir, wie Familie zu leben ist. Nazareth lehre uns, was eine Familie ist, was ihre Liebesgemeinschaft, ihre einfache und schlichte Schönheit, ihr heiliger und unverletzlicher Charakter ist. Lernen wir von Nazareth, wie angenehm und unersetzlich die Erziehung in der Familie ist: Erkennen wir, welches ihre grundlegende Rolle in der Gesellschaftsordnung ist.“

Wichtig für unsere Zeit ist auch – wie Franziskus mit Blick auf das Zweite Vatikanische Konzil sagt –, dass die „Förderung der Würde von Ehe und Familie“ ein wichtiges Anliegen der Konzilsväter war: „Hier ist die Ehe als Gemeinschaft des Lebens und der Liebe definiert worden (vgl. Gaudium et spes. 48), wobei die Liebe in die Mitte der Familie gestellt […] wird. Die ‚wahre Liebe zwischen Mann und Frau‘ (Gaudium et spes, 49) umfasst die gegenseitige Hingabe seiner selbst, und schließt nach dem Plan Gottes auch die sexuelle Dimension und die Affektivität ein und integriert sie (vgl. Gaudium et spes, 48-49). Darüber hinaus unterstreicht Gaudium et spes Nr. 48 die Verwurzelung der Brautleute in Christus: Christus, der Herr, ‚begegnet den christlichen Gatten im Sakrament der Ehe‘ und bleibt bei ihnen. In der Menschwerdung nimmt er die menschliche Liebe an, reinigt sie, bringt sie zur Vollendung und schenkt den Brautleuten mit seinem Geist die Fähigkeit, sie zu leben, indem er ihr ganzes Leben mit Glaube, Hoffnung und Liebe durchdringt.“

Vom wahren Geist des Konzils inspiriert, wurden diese Aussagen dann vertieft in der bis heute wichtigen, wertvollen und wegweisenden Enzyklika „Humanae vitae“ von Paul VI. Johannes Paul II. führte dies fort, bezeichnete die Familie als „Weg der Kirche“ und zeichnete Grundlinien für eine konzilsgemäße Familienpastoral auf. Ebenso stellte er die Schönheit der ehelichen Liebe vor.

Papst Benedikt XVI. wiederum habe, so Franziskus, das „Thema der Wahrheit der Liebe zwischen Mann und Frau wieder aufgegriffen, das erst im Licht der Liebe des gekreuzigten Christus vollkommen deutlich“ werde. Der Papst unterstreiche in der Enzyklika „Deus caritas est“: „Die auf einer ausschließlichen und endgültigen Liebe beruhende Ehe wird zur Darstellung des Verhältnisses Gottes zu seinem Volk und umgekehrt: die Art, wie Gott liebt, wird zum Maßstab menschlicher Liebe.“ Daran sehen wir, dass die Lehre der Kirche, die untrennbar vom Evangelium Jesu Christi ist, heute noch Orientierung und Wegweisung schenken kann. Es wäre sehr nötig, diese Impulse der verbindlich gültigen katholischen Morallehre in der Kirche neu aufzunehmen und vertieft darzulegen.

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