Papst Franziskus erörtert in „Amoris laetitia“ auch Krisen in Familien. Manche davon entstehen daraus, dass die Beziehungsfähigkeit „nicht voll entwickelt“ sei, sodass die Ehe in eine Krise gerate. Auch Menschen in mittleren Jahren müssten oft noch eine Form der Reifung durchmachen: „Manchmal liebt man mit einer dem Kind eigenen egozentrischen Liebe, die in einer Phase steckengeblieben ist, wo die Realität sich verzerrt und man in der kapriziösen Vorstellung lebt, dass alles sich um das eigene Ich dreht. Es ist eine unersättliche Liebe, die schreit oder weint, wenn sie nicht erhält, was sie sich wünscht. Andere Male wird mit einer Liebe geliebt, die in der pubertären Phase steckengeblieben und von Konfrontation, bissiger Kritik, von der Gewohnheit, die anderen zu beschuldigen, und von der Logik des Gefühls und der Fantasie geprägt ist, wo die anderen die eigene Leere füllen oder sich nach den eigenen Launen richten müssen.“

Es gebe Fälle, so erklärt Franziskus einmütig mit den Synodenvätern, in denen eine Trennung unvermeidlich oder sogar „moralisch notwendig“ sei, aufgrund von Gewalt, Ungerechtigkeit und einem „chronisch gewordenen Mangel an Achtung“. Getrennt Lebende, Geschiedene und Verlassene müssten pastoral begleitet werden. Auch „nicht wiederverheiratete Geschiedene“ könnten „Zeugen der ehelichen Treue“ sein und „ermutigt [werden], in der Eucharistie die Nahrung zu finden, die sie in ihrer Lebensform stärkt“. Wie aber verhält es sich mit Geschiedenen, die eine neue Verbindung eingehen? Sie seien „keineswegs exkommuniziert“ und dürften auch „nicht so behandelt werden, weil sie immer Teil der kirchlichen Communio sind“.

Papst Franziskus und die Synodenväter verweisen auf die Notwendigkeit, die „Verfahren zur Anerkennung der Nichtigkeit einer Ehe“ verständlicher zu machen und schneller zu gestalten: „Die Langsamkeit der Prozesse ärgert und ermüdet die Menschen.“ Erinnert wird an die Folgen der Trennung oder Ehescheidung für die Kinder. Franziskus appelliert: „Über allen Erwägungen, die man anstellen mag, sind sie die erste Sorge, die durch keinerlei andere Interessen und Ziele getrübt werden darf. Die getrennten Eltern bitte ich: ‚Ihr dürft das Kind nie, nie, nie als Geisel nehmen! Aufgrund vieler Schwierigkeiten und aus vielerlei Gründen habt ihr euch getrennt. Das Leben hat euch diese Prüfung auferlegt, aber die Kinder dürfen nicht die Last dieser Trennung tragen, sie dürfen nicht als Geisel gegen den anderen Ehepartner benutzt werden. Während sie aufwachsen, müssen sie hören, dass die Mutter gut über den Vater spricht, auch wenn sie nicht zusammen sind, und dass der Vater gut über die Mutter spricht.‘“ Die Kirche müsse „Stimme der Schwächsten“ sein, also der Kinder.

Werden die „seelischen Wunden der Kinder“ hinreichend beachtet? Grundsätzlich erklärt Franziskus: „Die Scheidung ist ein Übel, und es ist sehr beunruhigend, dass die Anzahl der Scheidungen zunimmt. Darum besteht zweifellos unsere wichtigste pastorale Aufgabe in Bezug auf die Familien darin, die Liebe zu stärken und zur Heilung der Wunden beizutragen, so dass wir dem Vordringen dieses Dramas unserer Zeit vorbeugen können.“

Franziskus spricht von der grenzenlose Liebe Christi für jeden Menschen und berücksichtigt hierbei, Gespräche mit den Synodenvätern aufgreifend, die Nöte der Menschen mit homosexueller Orientierung, die in den Familien leben – „eine Erfahrung, die nicht leicht ist, sowohl für die Eltern, als auch für die Kinder. Darum möchten wir vor allem bekräftigen, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, in seiner Würde geachtet und mit Respekt aufgenommen werden soll und sorgsam zu vermeiden ist, ihn ‚in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen‘ oder ihm gar mit Aggression und Gewalt zu begegnen.“

Weiterhin führt der Papst aus: „In Bezug auf die Familien kommt es hingegen darauf an, eine respektvolle Begleitung zu gewährleisten, damit diejenigen, welche die homosexuelle Tendenz zeigen, die notwendigen Hilfen bekommen können, um den Willen Gottes in ihrem Leben zu begreifen und ganz zu erfüllen.“ Ausgeschlossen wird Gleichstellung von Verbindungen zwischen homosexuellen Personen mit der Ehe. Hierfür gebe es „keinerlei Fundament“, denn zwischen „homosexuellen Lebensgemeinschaften“ und dem „Plan Gottes über Ehe und Familie“ gebe es nicht die geringste Analogie. Diese eindeutige Aussage, die Papst Franziskus einmütig mit den Synodenvätern trifft, scheint in manchen Ortskirchen – etwa auf dem deutschen Synodalen Weg – vollkommen unbeachtet geblieben zu sein. Vergessen wir also nie die Weisung des heiligen Ambrosius: Ubi Petrus, ibi ecclesia. Wo der Papst ist, dort ist die Kirche.

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