Katholische Liturgie ist ohne die Auferstehung Christi nicht denkbar. Sie ist sowohl göttliche Segnung als auch das Gotteswort, ebenso ist sie Anbetung durch den Menschen und vor allem: die dauernde Wiederholung des Opfers Christi. Segnen und Anbeten gehören zusammen. Anbetung besteht in der persönlichen, wirkliche Niederwerfung, in der durch das eigene körperliche Niederbeugen vor Gott, das Knien, wie auch das geistige Niederlegen des (meines) Herzens vor Gottes Füße, der ganze Mensch mit einbezogen wird.

Der heilige Paulus schreibt: Jedes Knie müsse sich beugen, im Himmel, auf der Erde und unter der Erde. Demnach ist es nur der Teufel, der seine Knie nicht beugt, - weil die Teufel offenbar keine Knie hätten, meinen die Wüstenväter. Das Knien ist deshalb die erste Geste in dem Ritus der katholischen Messe, als das höchste Zeichen der Anbetung. Somit kann eine Kirche ohne Kniebänke auch niemals eine katholische Kirche sein.

Warum soll sich der Katholik niederwerfen? - Gerade in der Gegenwart Gottes im Tabernakel Seines Hauses, der Kirche, zeigt sich die göttliche Segnung. In dieser, Seiner, Gegenwart ist die Anbetung die grundlegende und erste Geste, die dem Gläubigen aufgetragen ist. Als Jesus die Götzendiener und Geldeintreiber aus dem Tempel vertrieben hatte, ersetzte er sie durch Seinen Leib und so wohnt Seine Göttlichkeit wahrhaft und leibhaftig in diesem neuen Gotteshaus, der katholischen Kirche.

In diesem heiligen Raum, in dem die Göttliche Gegenwart greifbar in der Gestalt des Leibes Christi im Tabernakel wohnt, beten wir das Allerheiligsten Sakrament in tiefster Ehrfurcht an, niedergestreckt, auf den Knien. Wir erkennen an, das Heil der Welt,  wir beten es in Seinem fleischgewordenen, für uns gestorbenen und auferstandenen Wort an. Dabei überhäuft Er, Christus, uns mit seinen Segnungen und durch Sein Wort legt er uns die Gabe aller Gaben, Seinen Heiligen Geist, in unser Herz.

Die Liturgie der Kirche ist einerseits die "Segnung des Vaters durch Anbetung, Lobpreis und Danksagung; sie ist andererseits die Darbringung seiner selbst […] an den Vater". (vgl. KKK 1083). Dabei geschieht alles durch die "priesterliche Mittlerschaft" und "die Gemeinschaft mit dem Tod und der Auferstehung Christi des Priesters und durch die Macht des Geistes" (ebd.)

Ostern ist der Ausgangspunkt und das Zentrum des liturgischen Jahres. Denn in diesem österlichen Geheimnis des Opfers und der Auferstehung sehen wir den Sohn vom Tod zum Leben hinübergehen. Ebenso werden die Kinder Gottes hinübergehen zum wahren Leben. Es wird "österlich" genannt, weil dieser Übergang nur durch den Opfertod des Gottessohnes möglich wird. Das Opfer des Altares ist somit das Zentrum, ja die Schwerkraft aller Sakramente.

Adóro te devóte, látens Déitas (Thomas von Aquin):

In Demut bet' ich dich, verborgene Gottheit, an,

Die du den Schleier hier des Brotes umgetan.

Mein Herz, das ganz in dich anschauend sich versenkt,

Sei ganz dir untertan, sei ganz dir hingeschenkt.

 

Gesicht, Gefühl, Geschmack betrügen sich in dir,

Doch das Gehör verleiht den sicheren Glauben mir,

Was Gottes Sohn gesagt, das glaub' ich hier allein,

Es ist der Wahrheit Wort, und was kann wahrer sein?

 

Am Kreuzesstamme war die Gottheit nur verhüllt,

Hier hüllt die Menschheit auch sich gnädig in ein Bild.

Doch beide glaubt mein Herz, und sie bekennt mein Mund,

Wie einst der Schächer tat in seiner Todesstund'.

 

Die Wunden seh' ich nicht, wie Thomas einst sie sah,

Doch ruf' ich: Herr, mein Gott, du bist wahrhaftig da!

O gib, daß immer mehr mein Glaub' lebendig sei,

Mach meine Hoffnung fest, mach meine Liebe treu.

 

O Denkmal meines Herrn an seinen bittern Tod,

O lebenspendendes und selbst lebend'ges Brot!

Gib, daß von dir allein sich meine Seele nährt

Und deine Süßigkeit stets kräftiger erfährt.

 

O guter Pelikan, o Jesus, höchstes Gut!

Wasch' rein mein unrein Herz mit deinem teuren Blut.

Ein einz'ger Tropfen schafft die ganze Erde neu,

Wäscht alle Sünder rein, stellt alle schuldenfrei.

 

O Jesu, den verhüllt jetzt nur mein Auge sieht;

Wann stillst das Sehnen du, das in der Brust mir glüht:

Daß ich enthüllet dich anschau' von Angesicht

Und ewig selig sei in deiner Glorie Licht.

Amen.



AMT FÜR DIE LITURGISCHEN FEIERN DES PAPSTES

Liturgie als Werk der Dreifaltigkeit/1: Gott der Vater (KKK 1077-1083)

Die Liturgie ist folglich göttliche Segnung, Wort und Gabe, und menschliche Anbetung, oder (eucharistische) Danksagung und Opfer. Ist nicht die ganze heilige Messe in dieser Definition enthalten? Niemand kann es unterlassen, die heilige Liturgie oder das Sakrament so zu definieren. Die Anbetung ist nichts anderes als dieselbe Liturgie. Alle Versuche, die beiden Dinge zu trennen, widersprechen dem katholischen Glauben und der katholischen Wahrheit.

Macht man heute nicht geltend, dass der Mensch Gott mit seinem ganzen Sein anbetet? Das heißt mit Leib und Seele. Deshalb ist in der Bibel das ganze "Werk Gottes Segnung" (vgl. KKK, 1079-1081): Die kosmische Dimension durchdringt die Heilige Schrift von der Genesis bis zur Apokalypse und gleichermaßen die Liturgie. Wenn Segnen Anbeten heißt, dann ist die Segnung oder Anbetung durch die Niederwerfung und das körperliche Beugen der Knie sowie das metaphysische des Herzens  belegt. Nur der Teufel beugt nicht die Knie, weil er – so sagen es die Wüstenväter – keine Knie hat. So sieht der heilige Paulus das Zusammenklingen der Heilsgeschichte und des Kosmos vor Jesus: Jedes Knie im Himmel, auf der Erde und unter der Erde muss sich beugen. Die konkrete Konsequenz: Das Knien muss als primäre Geste in den Ritus der Messe, in den Verlauf, als Inspiration und Geschmack des heiligen Gesangs und in die Einrichtung zurückkehren: Eine Kirche ohne Kniebänke ist keine katholische Kirche.

Warum sich niederwerfen? Weil die göttliche Segnung sich insbesondere durch die "Gegenwart Gottes im Tempel" kundtut (KKK, 1081): Die erste und grundlegende Geste in seiner Gegenwart ist die Anbetung. Man sage nicht, dass der Tempel abgeschafft worden sei, als Jesus ihn reinigte, indem er ihn durch seinen Leib ersetzte, in welchem seine Göttlichkeit leibhaftig wohnt. So ist die göttliche Gegenwart nun die des Leibes Christi und  trifft in höchstem Maße mit dem Allerheiligsten Sakrament zusammen. Man beachte, dass wir bis hierher von Sachverhalten gesprochen haben, die vom Herrn selbst in der Heiligen Schrift offenbart wurden. In der "Einführung in den Geist der Liturgie" hat Josef Ratzinger gezeigt, wie sehr es bei der Liturgiereform geschadet hat, die Verbindung zwischen dem jüdischen Tempel und der christlichen Kirche aufzuheben: Das sehen wir heute in den neuen Kirchen, während man auf der ökumenischen Ebene mit den Juden im Dialog steht. Wenn der Leib Christi durch den geistlichen Bau seiner Glieder errichtet wird (vgl. 1 Petr 2,5), dann muss man wissen, dass dort, wo die Kirche sich um die Mysterien versammelt, ein "heiliger Raum" entsteht.

Jetzt kann man verstehen, was der Katechismus in aller Klarheit aussagt: "In der Liturgie der Kirche wird der Segen Gottes vollkommen geoffenbart und mitgeteilt: Der Vater wird als Ursprung und Ziel allen Segens der Schöpfung und des Heils anerkannt und angebetet; in seinem fleischgewordenen, für uns gestorbenen und auferstandenen Wort überhäuft er uns mit seinen Segnungen und durch das Wort legt er uns die Gabe aller Gaben, den Heiligen Geist, ins Herz" (KKK, 1082). So wird dadurch letztlich die doppelte Dimension der Liturgie der Kirche bestimmt: Sie ist einerseits die Segnung des Vaters durch Anbetung, Lobpreis und Danksagung; sie ist andererseits die Darbringung seiner selbst und der eigenen Gaben an den Vater und die Anrufung des Heiligen Geistes, damit er auf die ganze Welt herabkommt. Alles geht über die priesterliche Mittlerschaft oder durch die Opfergabe und "die Gemeinschaft mit dem Tod und der Auferstehung Christi des Priesters und durch die Macht des Geistes" (KKK, 1083).

Wenn die Auferstehung Christi sich nicht historisch ereignet hätte und nicht die Geschichte ursprünglich "erfüllt" hätte, indem sie ihr die endgültige Richtung einprägt, hätten die Sakramente keine Wirksamkeit und das Ziel würde vermindert, zu dem sie gespendet werden: unsere Auferstehung am Ende des Lebens und der Menschheitsgeschichte. Einer entmythologisierenden Exegese folgt normalerweise eine auf den Symbolismus reduzierte Theologie; das katholische Denken jedoch spricht mit dem Apostel von der "Macht seiner Auferstehung": Den Erscheinungen des Auferstandenen folgen nicht nur das Kerygma und der Glaube der Jünger, sondern das Einströmen der Auferstehungskraft in die Sakramente. Daher ist die Wahrheit von der leiblichen Auferstehung Christi entscheidend für die Wirksamkeit der Sakramente und ihr wirkliches Einwirken auf die Umgestaltung des Menschen.

Gerade weil das österliche Geheimnis den Sohn vom Tod zum Leben hat hinübergehen sehen, sieht es ebenso die Kinder Gottes hinübergehen. Deshalb wird es "österlich" genannt, wegen dieses Übergangs, der dank des Opfers des Gottessohnes geschehen ist. Daher also ist das eucharistische Opfer das Zentrum der Schwerkraft aller Sakramente (vgl. KKK, 1113), so wie Ostern das Zentrum des liturgischen Jahres ist.

Der göttliche Heilsplan ist einer: Die Menschen und die Dinge des Himmels und der Erde unter die Herrschaft Christi zurückzubringen. Das erste Werk der drei (göttlichen) Personen zielt darauf ab, den Menschen zu seinem ursprünglichen Wesen zurückzuführen, damit jenes Bild in ihm wiederhergestellt wird, das durch die Sünde entstellt wurde.

http://www.vatican.va/news_services/liturgy/details/ns_lit_doc_20120208_opera-trinita_ge.html

http://www.vatican.va/news_services/liturgy/details/ns_liturgy_index-studi_ge.html

http://www.intratext.com/IXT/DEU0035/_P31.HTM

 

ERSTES KAPITEL

 

DAS PASCHA-MYSTERIUM IN DER ZEIT DER KIRCHE

 

ARTIKEL 1

 

DIE LITURGIE - WERK DER HEILIGSTEN DREIFALTIGKEIT

I Der Vater ist Ursprung und Ziel der Liturgie

1077 "Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn" (Eph 1,3-6).

1078 Segnen ist eine göttliche Handlung, die Leben schenkt und im Vater ihren Ursprung hat. Sein Segen [bene-dictio, eu-logia] ist zugleich Wort und Gabe. Auf den Menschen bezogen bedeutet das Wort "Segen" Anbetung und Selbstübergabe an den Schöpfer in der Danksagung.

1079 Vom Anfang bis zum Ende der Zeiten ist das ganze Werk Gottes Segen. Vom liturgischen Gedicht der ersten Schöpfung bis zu den Lobgesängen im himmlischen Jerusalem verkünden die inspirierten Autoren den Heilsplan als eine unermeßliche göttliche Segnung.

1080 Von Anfang an segnet Gott die Lebewesen, insbesondere Mann und Frau. Der Bund mit Noach und allen lebenden Wesen erneuert diesen Fruchtbarkeitssegen trotz der Sünde des Menschen, durch die der Erdboden "verflucht" ist. Von Abraham an durchdringt der göttliche Segen die auf den Tod zulaufende Geschichte der Menschen, um sie wieder zum Leben, zu ihrem Ursprung aufsteigen zu lassen. Durch den Glauben Abrahams, des "Vaters der Glaubenden", der den Segen entgegennimmt, wird die Heilsgeschichte eingeleitet.

1081 Die göttlichen Segnungen zeigen sich in erstaunlichen, Rettung bringenden Ereignissen: in der Geburt Isaaks, dem Auszug aus Ägypten (Pascha und Exodus), der Übergabe des verheißenen Landes, der Erwählung Davids, der Gegenwart Gottes im Tempel, im läuternden Exil und in der Rückkehr eines "kleinen Restes". Das Gesetz, die Propheten und die Psalmen, die die Liturgie des auserwählten Volkes durchweben, erinnern an die göttlichen Segnungen und antworten darauf in Lobpreis und Danksagung.

1082 In der Liturgie der Kirche wird der Segen Gottes vollkommen geoffenbart und mitgeteilt: Der Vater wird als Ursprung und Ziel allen Segens der Schöpfung und des Heiles anerkannt und angebetet; in seinem fleischgewordenen, für uns gestorbenen und auferstandenen Wort überhäuft er uns mit seinen Segnungen und durch das Wort legt er uns die Gabe aller Gaben, den Heiligen Geist, ins Herz.

1083 Von daher versteht man die doppelte Dimension der christlichen Liturgie als Antwort des Glaubens und der Liebe auf die "geistlichen Segnungen", mit denen der Vater uns beschenkt. Mit ihrem Herrn vereint und "vom Heiligen Geist erfüllt" (Lk 10,21) dankt die Kirche einerseits in Anbetung, Lobpreis und Danksagung dem Vater "für sein unfaßbares Geschenk" (2 Kor 9, 15). Andererseits hört die Kirche bis zur vollen Erfüllung des göttlichen Heilsplanes nicht auf, dem Vater "von seinen Gaben die Opfergabe" darzubringen und ihn anzuflehen, den Heiligen Geist auf die Opfergabe, auf die Kirche, auf die Gläubigen und auf die ganze Welt herabzusenden, damit durch die Gemeinschaft mit dem Tod und der Auferstehung Christi, des Hohenpriesters, und durch die Macht des Geistes diese göttlichen Segnungen "zum Lob seiner herrlichen Gnade" (Eph 1,6) lebendige Frucht bringen.

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