Richten ganz normale Katholiken heute schon ihre Sehnsüchte und Hoffnungen auf den 1. Advent, wenn der "Synodale Weg" beginnt?

Auf den "Dialogforen" werden sich bekannte Gesichter über bekannte Positionen austauschen, und die bekannten Namen garantieren Überraschungsfreiheit.

An die Berufung von streitbaren Persönlichkeiten wie Martin Mosebach hat wohl niemand gedacht. Ein Publizist wie Alexander Kissler könnte ungeschmeidig auftreten und sich so präzise wie pointiert artikulieren. Katholische Klarheit würde auch Werner Münch garantieren, der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt. Oder fürchtet sich jemand vor profiliert konservativen Zeitgenossen und Kontroversen? Ob die mit der Gottesfrage ringende Esther Maria Magnis – "Gott braucht dich nicht" hieß der Titel ihres vielgelesenen Buches – eine vergessene Dimension ins Gedächtnis rufen könnte?

Die katholische Vielfalt, für die diese Namen stehen, besteht in Deutschland. Sie alle gehören nicht dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken an. Es wäre interessant, belebend und erfrischend, was diese Personen über den "Synodalen Weg" denken, finden Sie nicht auch?

Wer im "Codex Iuris Canonici" blättert, wird nichts darüber entdecken, auf welche Weise das Zentralkomitee der deutschen Katholiken – in Gestalt der honorigen Mitglieder – als Gesprächspartner "auf Augenhöhe" legitimiert und qualifiziert ist, an dem "Synodalen Weg" teilzunehmen. Ob eine kirchenrechtliche Klärung darüber noch erfolgt?

Auch die Meinung einer Protestantin wie Sibylle Lewitscharoff zum "Synodalen Weg" könnte übrigens interessant und belebend sein. Alle genannten Persönlichkeiten verbindet, so lautet meine vielleicht einfältige Meinung, etwas sehr Wichtiges: Sie sind lebhaft und leidenschaftlich an der Gottesfrage interessiert.

Aber spielt Gott, spielt das Evangelium auf dem "Synodalen Weg" überhaupt eine Rolle? Wenn der große protestantische Neutestamentler Martin Hengel noch leben würde, hätte ich von ihm gern gewusst, ob überhaupt und wenn ja, in welchem Zusammenhang seiner Meinung nach die Leitthemen des "Synodalen Weges" mit dem Evangelium Jesu Christi stehen.

Noch ein Gedanke zum "Synodalen Weg": Die Bischöfe dort sind unverzichtbar. Über die bischöfliche Vollmacht und Amtsgewalt belehrt uns das Kirchenrecht. Meine Stimme, als einfach gläubiger Christ, vertritt der Bischof. Nicht weil er eine weltliche Autorität wäre, nicht weil er eine prominente Persönlichkeit ist, sondern einzig deswegen, weil ich von dem Bischof erwarten kann und erwarten darf, dass er zur Wahrheit steht, also zu Jesus Christus, und diese verkündet, gelegen oder ungelegen. Der Bischof hat die Lehre der Kirche zu vertreten. Er stellt diese nicht zur Disposition. Ja, von einem Bischof erwarten wir noch immer – auch und gerade heute –, dass er nicht seine Privatideen verkündet oder geschmeidig sich gängigen Meinungen anpasst, sondern Zeuge des Evangeliums und Nachfolger der Apostel ist.

Darum wüsste ich nicht, wer mich als katholischer Christ besser auf dem "Synodalen Weg" vertreten könnte als mein Bischof. Oder denken Sie, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, anders darüber?

Überhaupt, das Evangelium – das Zweite Vatikanische Konzil erfand die Kirche nicht neu, sondern forderte die Neuevangelisierung. Wer sich ein positives Beispiel vor Augen halten möchte, denke an die Weltjugendtage und an "Nightfever". Haben Sie dort schon einmal Repräsentanten des Katholizismus über Verwaltungsreformen und säkulare Machtfragen diskutieren sehen? Besonders junge Menschen sind erfüllt von der Sehnsucht nach Gott. Wenn die Beteiligten auf den "Synodalen Wegen" keine ausgewiesenen Kenner und Experten für Neuevangelisierung sind, warum werden sie teilnehmen? Wohin soll ein "Synodaler Weg", auf dem das Evangelium und die Evangelisierung nicht sichtbar präsent sind, auf dem es nicht zuerst und zuletzt um die Verkündigung der Frohen Botschaft geht, eigentlich führen?

Konzilsgerecht und konzilsgemäß wäre der "Synodale Weg", wenn dieser umfassend der Neuevangelisierung diente. Wenn die Rede hiervon – und damit die Rede von Gott –  ausbleiben sollte, dann wäre, meiner unmaßgeblichen Meinung nach, der "Synodale Weg" eine Abwendung vom Zweiten Vatikanischen Konzil, ja: das Gegenteil des "Aggiornamento", denn Angehörige der Kirche wären ausschließlich, geleitet von den besten Absichten, vor allem mit sich selbst im Gespräch.

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