Vom 11. Juni bis 11. Juli 2021 soll die Fußball-Europameisterschaft in elf europäischen und in einer asiatischen Stadt, in Baku/Aserbaidschan, stattfinden. Dass Fußballmannschaften im kommenden Sommer von Stadt zu Stadt reisen werden – und mit ihnen Fußballfans –, ist heute schwer vorstellbar. Vernünftigerweise. Seit vielen Jahren bereiten sich Christen in Deutschland auf den 3. Ökumenischen Kirchentag vom 16.-22. Mai 2021 in Frankfurt vor. Man muss wahrscheinlich kein verkannter Prophet sein, um zu vermuten, dass die als "Glaubensfest" angekündigte Veranstaltung mit Masken und Abstandsgeboten in Frankfurt kaum wird stattfinden können.

Trotz einiger Zeitungsmeldungen sträuben sich die Veranstalter gegen eine Absage zum gegenwärtigen Zeitpunkt. In den letzten Tagen wurden noch Gedanken zu Formen der "Mahlgemeinschaft" vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz präsentiert. Vom 1. Dezember 2020 an können über die Homepage  "Tickets" bestellt werden. Am selben Ort lesen Interessierte Gedanken über das Motto: "'schaut' hin ist klein geschrieben, weil es sowohl als Imperativ als auch indikativ zu verstehen ist: Er/Sie/Es schaut hin, aber eben auch Gott schaut hin. Es ist mehr als ein Appell. Schließlich bezieht es sich auf eine biblische Geschichte, die sehr zentral Gottes Fürsorge in den Blick nimmt. Unsere Verheißung, aus der wir Mut, Kraft, Zuversicht und Hoffnung schöpfen. Das, was der Mensch als Mangel wahrnimmt, kann Gott zur Fülle weiten: Es ist genug."

Weiter heißt es dort: "Wir haben die Freiheit, Entscheidungen zu treffen und sind deshalb selbst verantwortlich, Änderungen herbeizuführen. Diese Verantwortung kann nicht leichtfertig an eine übergeordnete Institution oder Organisation abgeschoben werden. Jeder Mensch kann etwas bewirken. Das Leitwort ermutigt daher: Glaubt an Euch, dann könnt Ihr etwas bewirken und verändern." Nun erschließt sich mir nicht, warum ein kirchenpolitisches Programm hier zentral verkündet wird – und nicht die Gottesfrage im Mittelpunkt steht. Es wirkt eher, als ob ein säkular ausgerichtetes Selbstbewusstsein formuliert, vorgebracht und gestärkt werden sollte. Warum heißt es etwa: "Glaubt an Euch!" – statt: Glaubt an Gott…?

Doch ganz gleich: In Anbetracht der Einschränkungen, die im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie bestehen, erscheint es unwahrscheinlich, dass die Veranstaltung stattfinden wird. Die formulierten Überlegungen der Veranstalter zeigen auch, dass der Kirchentag zwar eine sehr spezielle, vielleicht in und für Deutschland sog. systemrelevante Veranstaltung ist – ähnlich wie der "Synodale Weg". Dass der "ÖKT" heilsrelevant oder gar heilsnotwendig ist, daran habe ich begründete Zweifel. Jeder von Ihnen mag sich online über das Programm, die Absichten der Veranstalter informieren und erwägen, ob der "Dritte Ökumenische Kirchentag 2021" in seiner weltlichen Gestalt unverzichtbar ist. Vielleicht könnten wir im Jahr 2021 das Gebet für die Einheit der Christen neu entdecken und uns konfessionsübergreifend auf die Herzmitte des Glaubens besinnen?

In seinem neuen Buch "Der ersetzte Sabbat" (Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2020) hat der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer an seinen großen Vorgänger Bischof Rudolf Graber erinnert und dessen Worte vom 20. April 1975 aufgegriffen: "Die Frage ist einfach: Sind wir Christen oder sind wir es nicht? Wenn wir Christen sind oder sein wollen, dann brauchen wir die lebendige Verbindung mit Gott im Gebet. Darüber gibt es nicht die geringste Diskussion." (ebd., 139)

Was können wir 2021 im Mai also tun? Sollten wir in Frankfurt einen "Ökumenischen Kirchentag" begehen? Ich habe an Bischof Voderholzers Motto für das Bistum Regensburg gedacht: "Wir lassen nichts ausfallen, aber wir lassen uns etwas einfallen!" Haben Sie eine gute Idee? Mein Vorschlag ist ganz einfach und lautet: Beten wir doch vom 16.-22. Mai 2021 überall in Deutschland vertieft für die Einheit der Christen. Machen Sie mit?

Das könnte Sie auch interessieren: 

https://twitter.com/cnadeutsch/status/1110081719661723653?s=20 

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Autoren wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.