Ja, ein wunderbares Dokument ist publiziert worden, römisch-katholisch, klar, poetisch, ganzheitlich und kraftvoll: Querida Amazonia. Wir dürfen, wir sollten es aufmerksam studieren, dankbar annehmen und sachgerecht würdigen.

Eindeutig weist Papst Franziskus jeglichen Kolonialismus ab, damit auch die eurozentrischen Fantasien einer Klerikalisierung von Laien. Die "mutige Antwort der Kirche" (85) ist eine Antwort wider den virulenten Zeitgeist.

Der Priester ist "allein befähigt, der Eucharistie vorzustehen": "Das ist sein spezifischer, vorrangiger und nicht delegierbarer Auftrag. Einige meinen, dass das, was den Priester auszeichnet, die Macht ist, die Tatsache, dass er die höchste Autorität innerhalb der Gemeinschaft ist. Aber der heilige Johannes Paul II. erklärte, dass, obwohl das Priestertum als "hierarchisch" betrachtet wird, dieser Dienst keine Überordnung gegenüber den anderen bedeutet, sondern »ganz für die Heiligkeit der Glieder des Leibes Christi bestimmt ist«. Wenn gesagt wird, dass der Priester "Christus das Haupt" darstellt, dann bedeutet das vor allem, dass Christus die Quelle der Gnade ist: Er ist das Haupt der Kirche, denn er hat »die Kraft, allen Gliedern der Kirche Gnade einzuflößen«." (87) Die Sakramente der Buße und der Eucharistie können nur vom geweihten Priester gespendet werden, dasselbe gilt für die Krankensalbung. Papst Franziskus macht auf einen interessanten Aspekt aufmerksam, in der Fußnote 132: "Es macht nachdenklich, dass es in einigen Ländern des Amazonasgebiets mehr Missionare für Europa oder die Vereinigten Staaten gibt, als solche, die bereit sind, in den eigenen Vikariaten Amazoniens mitzuhelfen." Er sieht das Erfordernis, das Gebet um Priesterberufungen zu fördern und zu vertiefen, insbesondere auch für Missionare zu beten, die im Amazonasgebiet tätig werden können. Zugleich wünscht er sich, dass Christen vor Ort die geweihten Amtsträger katechetisch und pastoral unterstützen, nicht als klerikalisierte Mitarbeiter, sondern ihrer Berufung entsprechend – gefordert sind, auch natürlich in Europa, Missionare für den Alltag.

Papst Franziskus würdigt auch "die Kraft und die Gabe der Frauen": "In Amazonien gibt es Gemeinschaften, die lange Zeit hindurch sich gehalten und den Glauben weitergegeben haben, ohne dass dort – manchmal jahrzehntelang – ein Priester vorbeigekommen wäre. Dies ist der Präsenz von starken und engagierten Frauen zu verdanken, die, gewiss berufen und angetrieben vom Heiligen Geist, tauften, Katechesen hielten, den Menschen das Beten beibrachten und missionarisch wirkten. Jahrhundertelang hielten die Frauen die Kirche an diesen Orten mit bewundernswerter Hingabe und leidenschaftlichem Glauben aufrecht. Mit ihrem Zeugnis haben sie uns alle bei der Synode angerührt. Dies ist eine Einladung an uns, unseren Blick zu weiten, damit unser Verständnis von Kirche nicht auf funktionale Strukturen reduziert wird. Ein solcher Reduktionismus würde uns zu der Annahme veranlassen, dass den Frauen nur dann ein Status in der Kirche und eine größere Beteiligung eingeräumt würden, wenn sie zu den heiligen Weihen zugelassen würden. Aber eine solche Sichtweise wäre in Wirklichkeit eine Begrenzung der Perspektiven: Sie würde uns auf eine Klerikalisierung der Frauen hinlenken und den großen Wert dessen, was sie schon gegeben haben, schmälern als auch auf subtile Weise zu einer Verarmung ihres unverzichtbaren Beitrags führen." (99 f.) Er weist "einseitige Fragestellungen ab", die Verengungen auf die Machtfrage: "Die Frauen leisten ihren Beitrag zur Kirche auf ihre eigene Weise und indem sie die Kraft und Zärtlichkeit der Mutter Maria weitergeben. Auf diese Weise bleiben wir nicht bei einem funktionalen Ansatz stehen, sondern treten ein in die innere Struktur der Kirche. So verstehen wir in der Tiefe, warum sie ohne die Frauen zusammenbricht, so wie viele Gemeinschaften in Amazonien auseinandergefallen wären, wenn es dort keine Frauen gegeben hätte, die sie aufrechterhalten, bewahrt und sich ihrer angenommen hätten. Hier wird sichtbar, was ihre spezifische Macht ist." (101) Es gehe darum, dass die Frauen Aufgaben ausüben, die "nicht die heiligen Weihen erfordern, und es ihnen ermöglichen, ihren eigenen Platz besser zum Ausdruck zu bringen" (103).

Papst Franziskus macht in diesem Schreiben deutlich, dass wir uns als Christen nicht in Nebensächlichkeiten und Streitereien verlieren sollen, sondern dass das Gebot der Stunde ist: Zeugnis für den Herrn abzulegen, nicht Machtfragenaufzubringen oder jahrelang zu erörtern. Seine Klarheit beeindruckt. Zugleich rühmt er die kostbaren, unverzichtbaren Dienste der Frauen in der Kirche – und wir alle wissen, mit welchem Engagement, mit welcher Hingabe und Dankbarkeit Frauen auch in Deutschland diesen Dienst demütig und froh ausüben: in der Kirchenmusik, im diakonischen Caritas-Dienst, in den Familien, als Küsterinnen und vor allem als treue Beterinnen, verborgen vor der Welt. Nicht Klerikalisierung ist das Gebot der Stunde, sondern die Treue zum Papst und zur Kirche des Herrn. Franziskus erinnert an das Wesentliche. Er spricht von der Herzmitte der Kirche, also von Gott. Das ist die Aufgabe des Dieners der Diener Christi. Er stärkt die Schwestern und Brüder im Glauben im Amazonas-Gebiet und zugleich uns alle auch hier in Europa. Danke, Papst Franziskus!

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