Am 1. Advent beginnt der "Synodale Weg", auf den sich der deutsche Episkopat und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken verständigt haben. Wir alle können darum beten, dass dies nicht die Verwirrung in der Kirche vermehrt, sondern zu neuer Klarheit führt und nach Möglichkeit die Dynamik des Glaubens befördert. Darum ist Demut ratsam.

In einem Interview hat Kardinal Walter Kasper jüngst Bedenkenswertes gesagt, auf die Ökumene bezogen, besonders aber darauf hingewiesen, dass es keiner Ortskirche zusteht, belehrend gegenüber der Weltkirche aufzutreten: "Es kommt sehr schlecht an und ist auch schlecht angekommen, wenn wir Deutsche den Eindruck erwecken, wir zeigten den anderen, wo es lang geht. Da müssen wir sehr, sehr aufpassen. Weltkirche, das ist ja nicht die Kurie in Rom, das sind 1,3 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt, die sich als katholisch bezeichnen. Und es gehört mit zum katholisch sein, dass man auch mithört, was die anderen sagen, was die für Erfahrungen und Erwartungen haben. Wir Deutsche können beeinflussen und einen Beitrag leisten. Aber wir können nicht einfach sagen, wo es lang geht."

Eine kurze Episode dazu: Ein polnischer Theologe fragte mich am vergangenen Wochenende, was vom "Synodalen Weg" zu erwarten sei. Die internationale Wahrnehmung dieser lokalkirchlichen Ereignisse sorgt eher für Ratlosigkeit und Irritation. Erwidern konnte ich nur, dass ich auf ein Wachstum im Glauben hoffen würde und neuen Schwung für die Evangelisierung – und dass ich inständig darum beten würdeinständig darum beten würde, dass der Brief von Papst Franziskus in den Gesprächen berücksichtigt werde. Meine größte Befürchtung sei, dass wir eine Neuauflage der Würzburger Synode erleben könnten. Meine Hoffnung ist, dass wir – wie Kardinal Kasper dies auch treffend formuliert hat – nicht nur in Deutschland einander neu wahrnehmen und zuhören, dass wir über Glaube, Liebe und Hoffnung sprechen, dass wir Erfahrungen einander mitteilen und miteinander teilen, sondern auch dass wir nie vergessen: Wir sind Teil der Weltkirche, ja mehr noch – wir sind alle Glieder der Kirche aller Zeiten und Orte.

Unsere Weggefährten sind nicht nur die Schwestern und Brüder aller Nationen und Kontinente, sondern auch jene, die uns im Glauben vorausgegangen sind. Wir sind nicht Wissende vor Gott und Seiner Kirche, sondern Bettler. Wir sind Schwestern und Brüder im Glauben – und wir dürfen vor lauter weltlichem Besitz hierzulande nicht unsere Armut vor Gott vergessen. Was ganz normale Katholiken wie Sie und ich tun können, ist überall auf Welt dasselbe: Wir können nur beten. Nur beten? Wir können beten – in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche mit unserem Herrn Jesus Christus verbunden. Als Familie Gottes – gestern, heute und morgen – können wir der Wahrheit des Glaubens treu bleiben, miteinander ringen und versuchen, einander immer besser zu verstehen. Wir sind verbunden im Gebet, und als betende Kirche können wir Weltkirche sein. Wir sind Glieder der Kirche, die alle Zeiten und Orte verbindet, Himmel und Erde. Der wesentliche Ruf an uns auch in Zeiten des "Synodalen Wegs" lautet nicht: "Lasset uns reden", sondern ganz einfach: "Lasset uns beten …"

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