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Magnus Striet und die deutsch-synodale Papstkritik

Magnus Striet

Dem Credo der Kirche aller Zeiten und Orte fühlen sich Katholiken in aller Welt zugetan und verbunden – auch in Deutschland. Die Reformagenda des „Synodalen Wegs“ bleibt ihnen fremd. Papst Franziskus hat das in seinen jüngsten, oft pointiert formulierten Äußerungen immer wieder betont. Die einfach gläubigen Katholiken wissen sich von ihm verstanden, so wie von seinem Vorgänger auf dem Stuhl Petri.

Der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet indessen zweifelt in einem neuen Beitrag an der „pastoralen Fürsorge“ des Papstes und fasst zusammen: „Der ‚Synodale Weg‘ sei kein ‚echter synodaler Weg‘, ‚keiner des Volkes Gottes in seiner Gesamtheit‘, sondern er werde von ‚Eliten durchgeführt‘. Die Gefahr sei, dass etwas ‚sehr sehr Ideologisches‘ hineinkomme. Und wenn sich ‚die Ideologie‘ ‚in kirchliche Prozesse‘ einmische, dann gehe der ‚Heilige Geist nach Hause‘. Meint Franziskus die ‚Eliten‘, die die Kirche mit ihrer Ideologie infiltrieren? Wahrscheinlich.“

Das Befremden über die Agenda des deutschen Synodalen Wegs ist weit verbreitet und weithin bekannt. Es bedarf auch keiner theologischen Kenntnisse, um die dezidiert konzilswidrigen Vorhaben – etwa mit Blick auf die Aushebelung des bischöflichen Amtes durch eine „Synodale Räterepublik“ – der Vordenker des deutschen Synodalen Weges zu erkennen.

Dann moniert Striet, dass Joseph Ratzinger bzw. Benedikt XVI. kurz nach dessen Tod zu einem „Jahrhunderttheologen, gar einem Intellektuellen von Weltrang“, erklärt worden sei und kommentiert: „Eliten scheinen nicht gleich Eliten zu sein.“ Der Begriff Elite ist negativ konnotiert, doch Joseph Ratzinger, der international anerkannte Theologe, gehörte ebenso wenig einer solchen „Elite“ an wie Augustinus von Hippo, Gregor der Große, Benedikt von Nursia, John Henry Newman oder Johannes Paul II. Gelehrte, Heilige und Kirchenväter wurden und werden verstanden, verehrt und geliebt. Ihre Worte, ihr Tun ist lichtdurchlässig, sie sind transparent für Christus, und dies erkennen einfach gläubige Katholiken, ob sie zu den Gelehrten hören oder nicht. Auf dem deutschen Synodalen Weg aber ist nicht das Licht des Glaubens sichtbar, sondern ein Sammelsurium irrlichternder säkularer Lehrmeinungen. Hierzu gehören selbst die unter Soziologen umstrittenen, von Michel Foucault inspirierten Humanwissenschaften.

Magnus Striet führt weiter aus: „Franziskus scheint zu wissen, was einen ‚echten‘ synodalen Weg von einem – wie auch immer dann zu wertenden – anderen synodalen Weg unterscheidet. Wenn er von der Gefahr der Ideologie spricht, so fällt katholisch Informierten sogleich ein, dass im Vatikan seit Jahrzehnten von der ‚Gender-Ideologie‘ gewarnt wird. Ob Franziskus gendertheoretische Debatten bei seiner Aussage im Blick hatte, bleibt offen. Ganz unwahrscheinlich ist dies nicht. Schließlich spielt das Thema Gender in den derzeitigen Diskussionen auch auf dem Synodalen Weg eine zentrale Rolle, und es gehört zur Identitätspolitik des römischen Lehramtes seit Jahrzehnten, dass Gender als vom Teufel besessen gebrandmarkt wird.“

Dazu ist festzustellen: Das römische Lehramt betreibt keine „Identitätspolitik“, sondern ist dem Evangelium Jesu Christi verpflichtet – und keine Ideologie kann „vom Teufel besessen“ sein, sondern einzig eine Person. Dem Evangelium Jesu Christi und der verbindlich gültigen Lehre der Kirche zuwiderlaufende säkulare Ideologien können missbilligt, abgelehnt und verurteilt, aber nicht exorziert werden. Magnus Striet unterstellt Papst Franziskus, der sich auf den Heiligen Geist beruft, „Lehramtssozialismus“ und „lehramtliche Ideologie“, weil seine „Traditionslinie direkt zu seinem Vorgänger Benedikt XVI.“ führe.

Striet bemerkt sodann: „Wenn man sich Texte anschaut, die Joseph Ratzinger als Papst Benedikt XVI. und damit als lehramtliche Texte veröffentlicht hat, so haben diese eine – nüchtern betrachtet nur wenig erstaunliche – große inhaltliche Nähe zu den Texten, die er als Joseph Ratzinger verfasste. Nun könnte man argumentieren, der Heilige Geist habe bereits in den intellektuellen Geburtsstunden Joseph Ratzingers dafür gesorgt, dass dieser damals nichts anderes von sich gegeben habe denn als Papst Benedikt XVI.“ Striet zeigt sich irritiert über das „Anti-Elitäre, das aus den Äußerungen von Franziskus spricht“, ebenso über den „impliziten Rekurs auf den Glauben der ‚Einfachen‘ von Joseph Ratzinger“, dessen „Diffamierung der Intellektuellen als überheblich“ bezeichnet wird. Zu keinem Zeitpunkt hat Joseph Ratzinger bzw. Benedikt XVI. je Intellektuelle ob ihres Intellekts diffamiert, wohl aber die Geringschätzung der einfach gläubigen Katholiken kritisiert.

Am Ende des Beitrags zieht Striet eine unangemessene Parallele zum säkularen Populismus: „In der Populismusforschung wird seit geraumer Zeit registriert, wie die Figur des Volkes eingesetzt wird. Bei Protestaktionen beanspruchen Menschen, das ‚wahre Volk‘ zu sein, und Politikerinnen behaupten, den ‚wahren Willen des Volkes‘ zu kennen. Zugleich wenden sie sich gegen ‚die‘ herrschenden Eliten, wer immer das auch sei. Die strukturell ähnliche Beanspruchung der Kategorie des Volkes und der Eliten bei Franziskus irritiert. Und Joseph Ratzinger hat sich auch nicht auf die Seite der Einfachen, sondern einfach nur auf die Seite derer geschlagen, die so dachten wie er. Und auf diese Weise sind im Übrigen umgekehrt die, die sich ihres Katholisch-Seins besonders gewiss sind, nur dann einverstanden mit ihren Bischöfen und dem Papst, wenn diese denken wie sie. So einfach ist soziologisch betrachtet die Logik, die sich derzeit in den kirchenpolitischen Debatten zeigt. … Eine ominös bleibende Berufung auf ‚das‘ Volk oder ‚die‘ ‚Eliten‘ hingegen sollten kirchliche Verantwortungsträger den Populisten gleich welcher Couleur überlassen.“ Magnus Striet spricht und argumentiert wie ein kirchenpolitisch denkender Mensch.

Gläubige Katholiken sympathisieren zumeist nicht mit diesen weltlichen Kategorien, sondern sie wünschen sich nichts mehr, als dass in der Kirche von Gott die Rede ist. Die Äußerungen über Papst Franziskus und seinen jüngst verstorbenen Vorgänger Benedikt XVI. zeigen nach meiner unmaßgeblichen Meinung nur eine persönliche Entfremdung von der Kirche des Herrn an. Die Päpste kennen und verstehen die Stimmen aus dem Herzen des Volkes Gottes vielleicht doch besser als manche Theologen, weil sie auf die Stimme des Herrn hören, sich vom Heiligen Geist führen lassen – und nicht den Launen des Zeitgeistes folgen. Wie schon der heilige Ambrosius von Mailand lehrte: Wo der Papst ist, ist die Kirche. Das wissen auch die einfach gläubigen Katholiken – gestern, heute und morgen.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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