28 April, 2017 / 10:18 AM
Vor kurzem habe ich an meinen kirchlichen Oberen einen wichtigen Brief geschrieben. In diesem Brief bitte ich ihn um die Priesterweihe.
Es ist also ein Ansuchen, eine Bitte. Ein Recht darauf, Priester zu werden, habe ich keines. Das verwundert erstmal. Müsste es nicht eigentlich andersrum sein? Mal abgesehen von der, für die Kirche unvorteilhaften, aktuellen Situation von Angebot (an willigen jungen Männern) und Nachfrage (der zu besetzenden Seelsorgestellen), ist der Priesterberuf ja generell mit großen Opfern verbunden, insbesondere dem Zölibat. Von daher wäre es doch angebracht, dass die Kirche mich demütig darum bittet mich weihen zu lassen… Man sieht schon, das kann nicht stimmen. Aber warum? Es gibt dafür zwei Gründe.
1. Jede Berufung - nicht nur die zum Priestertum - ist an sich schon eine völlig unverdiente Gnade, also ein "gnädiges" Geschenk Gottes.
Gott ruft wen er will, wann er will, wie er will. Wenn Gott eine Berufung schenkt, dann schenkt er einen Auftrag, eine Mission. Und wie im Berufsleben, kann man sich zwar eventuell für eine bestimmte Mission (etwa ein prestigeträchtiges Projekt) bewerben, aber ein Recht darauf besteht nicht. Nein, man nimmt die anvertraute Aufgabe dankbar entgegen. Eine Aufgabe ist nämlich immer eine Gabe, ein Geschenk: geschenktes Vertrauen, geschenkter Sinn. Wenn Gott eine Berufung und damit einen Auftrag schenkt, dann schenkt er mir damit nicht nur Vertrauen, sondern auch einen ganz konkreten Sinn für mein Leben. Mein Leben ist sinnvoll, weil ich einen ganz bestimmten Auftrag zu erfüllen habe. Und jeder Mensch hat von Gott her einen Auftrag den es zu finden und zu erfüllen gilt. In meinem Fall ist es der Auftrag als Priester Menschen zu Gott zu führen und ihnen Gottes barmherzige Liebe zu vermitteln.
2. Um Priester zu werden reicht es aber nicht, innerlich eine Berufung zu spüren.
Priester wird man durch die Priesterweihe, und die ist ein Sakrament. Und jedes Sakrament ist Gnade, also wieder etwas worauf ich kein Recht habe. Jedes Sakrament schenkt mir die Liebe Gottes. Und auf Liebe hat man kein Recht. Liebe verschenkt sich immer frei.
Im Fall des Priesters spricht das Zweite Vatikanische Konzil von der Hirtenliebe, also der Liebe Jesu des guten Hirten der sein Leben für seine Schafe hingibt. Und ohne diese Hirtenliebe kann ich meinen Auftrag unmöglich erfüllen. Ohne die Priesterweihe kann ich meinen innigen, von Gott mit der Berufung geschenkten Wunsch, Menschen zu Gott zu führen und ihnen seine barmherzige Liebe zu vermitteln, nicht erfüllen.
Da kann ich noch so begabt sein, noch so gläubig, noch so fromm: "Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts" (1 Kor 13,1-3).
Ganz konkret drückt sich diese Hirtenliebe Jesu dann natürlich in der Eucharistie aus, dem Sakrament der Lebenshingabe des guten Hirten, und in der sakramentalen Sündenvergebung, mit der das verlorene Schaf in die Geborgenheit zurück geführt wird. Und die Vollmacht dazu schenkt eben die Priesterweihe.
Don Xandro Pachta-Reyhofen ist Diakon der Gemeinschaft Sankt Martin in Frankreich. Der gebürtige Österreicher wird dort am 24. Juni 2017 zum Priester geweiht werden.
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