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Bischof Oster wünscht Gläubigen Zugang zu "Leben und Werk" von Benedikt XVI.

Bischof Stefan Oster am 17. April 2022 in Marktl am Inn
Bischof Stefan Oster mit dem theologischen Leiter des Geburtshauses von Benedikt XVI., Dr. Franz Haringer, am 17. April 2022 in Marktl am Inn

Bischof Stefan Oster hat zum 95. Geburtstag von Benedikt XVI. den Wunsch geäußert, "dass viele von uns auch leichteren Zugang finden zu seinem Leben und Denken, zu seinen Texten und zu seinem Geburtshaus hier". Oster predigte am Ostersonntagabend in Marktl am Inn, wo Joseph Ratzinger am 16. April 1927 – einem Karsamstag – zur Welt gekommen und getauft worden war.

Mehr noch als Ratzinger selbst kennenzulernen müsse es darum gehen, "mit seiner Hilfe und seinem Lebenswerk" Jesus Christus und "das innerste Geheimnis seiner Kirche" besser zu verstehen.

"Brannte uns nicht das Herz?"

Ausgehend von einer Stelle im Evangelium des Ostermontags – "Brannte uns nicht das Herz, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften erschloss?" – sagte der Passauer Bischof, bei Ratzinger "hat es vermutlich sehr früh in seinem Leben zu brennen begonnen; die Faszination für Christus. Das immer tiefer Erkennen-dürfen, wer er ist, wie er ist."

Damit hänge auch zusammen, was die Kirche und wer der Mensch ist, was Schrift und Tradition bedeuten: "Liebe Schwestern und Brüder, ich kann mir kaum einen besseren und tieferen Erklärer für all diese Dinge denken als unseren verehrten emeritierten Papst."

In seinem ganzen Leben, "als junger Priester, als Theologieprofessor, als Erzbischof, als Glaubenspräfekt, als Papst und auch als Papst im Ruhestand", habe Ratzinger "zuerst und zuletzt dafür gelebt und gewirkt, dass Christus in den Herzen der Menschen zu brennen beginnt".

Ratzinger in der Missbrauchskrise

Der Bischof von Passau betonte, der emeritierte Papst habe im Zuge des Münchner Missbrauchsgutachtens "die Fehler der Kirche und auch seine Verantwortung darin klar benannt".

Gleichzeitig, so Oster, sei er aber "auch dafür, dass wir dann auch gut hinschauen und würdigen, wie sehr sich Kardinal Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation dafür eingesetzt hat, dieses System mit der Neigung zur Vertuschung und Verdrängung und der Neigung zum Schutz der Institution durch vielerlei wirksame Maßnahmen zu verändern – und vor allem auch ganz konkret die Betroffenen in den Blick zu nehmen".

"Es ist nicht – wie bisweilen behauptet wird – eine so genannte Ratzinger-Kirche, die Vertuschung erst ermöglicht hat", erklärte der Bischof. "Wenn wir überhaupt so reden dürfen, dann hat unsere Kirche als Institution unter der Leitungsverantwortung von Joseph Ratzinger nach meiner Kenntnis zum ersten Mal systematisch und ganz massiv begonnen sich so zu verändern, dass Betroffene wirklich in den Blick kommen und dass effektive Maßnahmen ergriffen wurden, die Missbrauch möglichst verhindern."

Erneuerung der Kirche

Um den Prozess aufzuhalten, "dass ganz viel in unserer Kirche eben fast nur noch Struktur, Verwaltung, Institution – und damit letztlich Fassade wird", bedürfe es der Erneuerung der Kirche, die wiederum eine "österliche Erneuerung unserer Herzen" voraussetze.

"Womit wir wieder beim Lebensthema und eigentlichen Herzensanliegen von unserem emeritierten Papst sind", fügte Oster hinzu. "Daher möchte ich ihm von hier aus seinem Geburtsort Marktl zurufen: Heiliger Vater, verehrter Papa emeritus, wir sind voll Dankbarkeit für Ihren Dienst und für Ihr großes Lebenswerk, für ihre Verbundenheit mit der Heimat und für ihr brennendes Herz für den Auferstandenen. Wir wünschen Ihnen allen Segen des Himmels zu Ihrem 95. Geburtstag."

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