Hamburg, 14 Juli, 2022 / 9:45 AM
Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), hat in einem Beitrag für "Christ & Welt" in der Wochenzeitung "Die Zeit" betont, es sei "sicherzustellen, dass der medizinische Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs flächendeckend ermöglicht wird". Gleichzeitig trete das ZdK dafür ein, "dass ein Schwangerschaftsabbruch nicht als reguläre medizinische Dienstleistung betrachtet wird".
Die von Stetter-Karp angesprochene flächendeckende Verfügbarkeit von Abtreibungen gebe es derzeit nicht, "weil insbesondere im ländlichen Raum – unabhängig von seiner konfessionellen Prägung – die gynäkologische Versorgung fehlt. Eine Reflexion darüber, wie das Angebot sichergestellt werden kann, steht an – was auch die Schulung von Ärzt*innen in der Ausbildung umfasst."
Die ZdK-Präsidentin rief in Erinnerung, dass sie im Jahr 1999 "Mitgründerin von donum vitae" war. Laut Stetter-Karp habe dieser Verein dafür sorgen wollen, "das katholische Profil im System der staatlich anerkannten Schwangerschaftskonfliktberatungen zu erhalten".
Die deutschen Bischöfe – mit Druck von Papst Johannes Paul II. – hatten damals indes beschlossen, aus dem staatlichen System auszusteigen, weil der dort ausgestellte Beratungsschein im Anschluss für eine Abtreibung benutzt werden konnte. Die Gründung von "donum vitae", so Stetter-Karp, "entsprang der Überzeugung, dass eine verpflichtende, ergebnisoffene, aber zielgerichtete Beratung die beste Möglichkeit ist, um Frauen im Konflikt zu erreichen und ungeborenes Leben zu schützen".
Für die ZdK-Präsidentin tragen "Zielorientierung und Ergebnisoffenheit" bei der Beratung dazu bei, "das Recht auf Leben und das Recht auf Selbstbestimmung gleichermaßen zu garantieren".
Kritik vom Bundesverband Lebensrecht
Kritik an den Aussagen von Stetter-Karp übte Alexandra Linder, die Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht. Sie sei "den Falschbehauptungen der Abtreibungslobby" aufgesessen.
Selbst im kommunistischen Polen von 1980, als Abtreibungen normal gewesen seien, habe es "höchstens 140.000" Abtreibungen gegeben. "Seriöse Berechnungen und Schätzungen kommen aktuell auf um die 70.000 mögliche Abtreibungen" in dem Land, während die von Stetter-Karp in den Raum gestellte Zahl von 200.000 Abtreibungen "in keiner Weise haltbar" sei.
"Staaten, in denen Abtreibung legalisiert wird, verzeichnen im Übrigen immer steigende Zahlen", betonte Linder gegenüber CNA Deutsch. "Die Zahlen in Deutschland sinken keineswegs, was man an der stetig hohen Abtreibungsquote (um 59) unschwer erkennen kann. Desweiteren wird mangels Meldepflicht ein größerer Teil an Abtreibungen überhaupt nicht statistisch erfasst."
Zum in Deutschland üblichen Beratungsmodell sagte Linder, dies sei "ein Kompromissversuch", der "zum Beispiel dann besser funktionieren" würde, "wenn man die Beratungsqualität der Schein-Beratungsstellen (die ja wie Pro Familia zum Teil selbst Abtreibungspropaganda betreiben) überprüfen und Frauen im Konflikt konsequent flächendeckend Hilfe statt Abtreibung anbieten würde".
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