Essen, 05 September, 2022 / 10:05 AM
Wenige Tage vor Beginn der nächsten Synodalversammlung des deutschen "Synodalen Wegs", bei der es zu richtungweisenden Entscheidungen kommen könnte, hat Bischof Georg Bätzing bekräftigt, die Lehre der Kirche könne sich ändern. Dies sei "nicht billige Zeitgeistigkeit, die immer wieder diffamierend unterstellt wird", sondern "der beständige Weg der Kirche seit ihren Anfängen", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und Bischof von Limburg.
Bätzing predigte am Sonntag anlässlich der Ludgerus-Feierlichkeiten in Essen-Werden. Den Essener Bischof Franz-Josef Overbeck würdigte er in diesem Rahmen "für sein enormes Engagement" auf dem "Synodalen Weg".
Der DBK-Vorsitzende fragte, wie "durchaus kluge Köpfe heutzutage zu der völlig ungeschichtlichen Behauptung" kämen, "die Kirche habe keine Vollmacht, ihre Lehre in der Auseinandersetzung mit der Gegenwartskultur und ihren Prägungen zu verändern, denn dies bedeute Treulosigkeit gegenüber Christus und seinem Evangelium?"
"Ich bin – nicht zuletzt im Blick auf unser Ringen um Veränderungen im Synodalen Weg – entschieden anderer Meinung", sagte Bätzing. "Die Weigerung der Kirche, ihr Verhältnis zur Welt zu bedenken, bedeutet nicht Treue zur apostolisch grundlegenden Vergangenheit, sondern sie verrät damit ihre geschichtlich bezeugte stete Durchdringung von Kirche und Welt, die durch ihre gegenseitige Veränderung zu einer beispiellosen Erfolgsgeschichte der Kirche geworden ist."
"Wer sich heute dem Dialog mit der Gegenwart entzieht, ja, ihn programmatisch zurückweist, der verliert jegliche Möglichkeit, die Gegenwartskultur auch kritisch verändernd zu durchdringen und Menschen von heute für das Evangelium Jesu Christi zu gewinnen", warnte der Bischof. Es gelte stattdessen, danach zu suchen, "wo der Heilige Geist seiner Kirche in unserer Stunde 'neue Aspekte der Offenbarung zeigt und ihr ein neues Gesicht schenkt', um auf diese Weise dem eklatanten Gesichtsverlust etwas Positives entgegenzusetzen."
Verweis auf den heiligen Liudger
Bätzing verwies auf den heiligen Liudger (Ludgerus), den 809 verstorbenen ersten Bischof von Münster, dessen Reliquien sich in Essen-Werden befinden und einmal jährlich Teil einer feierlichen Prozession sind. Schon damals habe es einen "Prozess der gegenseitigen Bereicherung" gegeben, der sich "schwer und langwierig" gestaltet habe, sagte der DBK-Vorsitzende zur Legitimation der auf dem "Synodalen Weg" vorgeschlagenen Änderungen.
Die Missionare hätten "den neuen Christen und Christinnen auch Anknüpfungspunkte an ihre überkommenen Bräuche" geboten. "Dass die Grabstätten von Heiligen so bedeutsam wurden, dass man sogar Reliquienübertragungen quer durch Europa vollzog, hängt mit der familienbezogenen religiösen Einstellung der germanischen Bevölkerung zusammen", so Bätzing. "Dort bezog man sich auf einen Stammvater der Sippe – und der wurde nun im wahrsten Sinne des Wortes durch den Bezug zu einem christlichen Heiligen neu gesetzt."
Ähnlich habe es sich mit der Opfertheologie verhalten: "Ein starker Opferkult musste sozusagen sublimiert und kultiviert werden. So entstand ein lebendiges Stiftungswesen; in der Deutung der Eucharistie trat folglich die Opfervorstellung stärker in den Vordergrund als die Danksagung, die der Feier den Namen gegeben hat."
Nächste Synodalversammlung
Die Mitglieder des "Synodalen Wegs" kommen vom 8. bis zum 10. September zur nunmehr vierten Synodalversammlung in Frankfurt zusammen. Mehrere Texte liegen in zweiter Lesung vor und könnten damit bereits offiziell verabschiedet werden. Dabei zielen verschiedene Textstellen darauf ab, die überlieferte Lehre der Kirche etwa auf dem Gebiet der biblisch verankerten und begründeten Sexualmoral (besonders in Sachen praktizierter Homosexualität) oder des priesterlichen Zölibats, der auf die Apostel zurückgeht, zu ändern.
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