Münster, 05 September, 2022 / 3:20 PM
Kurz vor Beginn der nächsten Synodalversammlung des deutschen "Synodalen Wegs", bei der es zu richtungsweisenden Entscheidungen kommen könnte, hat Thomas Sternberg, der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sich hoffnungsvoll gezeigt, "dass es gelingt, in der Synodalversammlung eine Mehrheit für einen dauerhaft zu etablierenden Synodalen Rat zu bekommen".
2019 hatte Sternberg als ZdK-Präsident den "Synodalen Weg" gemeinsam mit dem damaligen Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, lanciert. Sternberg ist weiterhin Mitglied der Synodalversammlung.
Im Gespräch mit dem Online-Portal "Kirche+Leben" sagte Sternberg am Montag, ein Synodalrat wäre "eine entscheidende, wichtige Weiterführung der Einführung von Partizipationsstrukturen, wie sie bei der Würzburger Synode (1971–1975) schon mit den Pfarrgemeinderäten begonnen hat und die sich nun auf der Ebene der Bischofskonferenz als immer dringlicher erweist".
Kritik an Einführung eines Synodalrats
Kardinal Walter Kasper hatte sich im Juni mit blick auf die Kirchengeschichte kritisch zur Einführung eines Synodalen Rats geäußert: "Synoden lassen sich nicht institutionell auf Dauer stellen. Die Tradition der Kirche kennt keine synodale Kirchenregierung. Ein synodaler, oberster Rat, wie er jetzt in Aussicht genommen wird, hat in der gesamten Verfassungsgeschichte keinerlei Anhalt. Er wäre keine Erneuerung, sondern eine unerhörte Neuerung."
"Nicht ein Theologe, sondern ein Politologe hat das kürzlich etwas boshaft ausgedrückt, indem er einen solchen Synodalen Rat, als einen Obersten Sowjet bezeichnet hat", so Kasper weiter. "Sowjet ist ein altrussisches Wort, das genau das meint, was wir in deutscher Sprache als Rat bezeichnen. Ein solcher Oberster Sowjet in der Kirche wäre offensichtlich keine gute Idee. Ein solches Rätesystem ist keine christliche, sondern eine aus ganz anderem Geist oder Ungeist kommende Idee. Es würde die Freiheit des Geistes, der weht, wo und wann er will, abwürgen und die Struktur zerstören, die Christus für seine Kirche gewollt hat."
Der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück warnte ebenfalls im Juni, durch einen Synodalrat ginge die Leitungskompetenz "von sakramental ordinierten Personen auf Gremien über – eine Umstellung der Machtbefugnisse, die eine deutliche Nähe zu Synodalpraktiken der evangelischen Kirche in Deutschland erkennen lässt. Dazu passt, dass immer wieder der Topos bemüht wird, dass Laien durch Taufe und Firmung Anteil am gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen erhalten haben."
Nächste Synodalversammlung
Für Sternberg hingegen steht fest: "Es müssen wieder Beschlüsse am Ende stehen, die mit der Bischofsmehrheit gemeinsam gefasst worden sind. Damit haben wir dann klare Ergebnisse, bei denen die Überprüfung der Umsetzung in der Satzung des Synodalen Wegs verankert ist."
Die Mitglieder des "Synodalen Wegs" kommen vom 8. bis zum 10. September zur nunmehr vierten Synodalversammlung in Frankfurt zusammen. Mehrere Texte liegen in zweiter Lesung vor und könnten damit bereits offiziell verabschiedet werden. Dabei zielen verschiedene Textstellen darauf ab, die überlieferte Lehre der Kirche etwa auf dem Gebiet der biblisch verankerten und begründeten Sexualmoral (besonders in Sachen praktizierter Homosexualität) oder des priesterlichen Zölibats, der auf die Apostel zurückgeht, zu ändern.
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