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Kardinal Hollerich vor Weltsynode: Konservative Kritik „finde ich eigentlich unerhört“

Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ

Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ von Luxemburg hat erklärt, die Kritik an der Weltsynode zur Synodalität „von der konservativen Seite finde ich eigentlich unerhört“. Hollerich spielt als Generalrelator eine Schlüsselrolle bei der im Oktober stattfindenden ersten Versammlung der Synode, der sich im Herbst 2024 eine zweite Versammlung anschließen soll.

Die konservative Kritik bedeute, „ich lege als Individuum fest, was katholisch ist, und es macht mir gar nichts aus, wenn ich mit dem Papst dabei im Widerspruch stehe?!“, so Hollerich im Gespräch mit dem Podcast „Himmelklar“ am Mittwoch. „Ich muss ja als Katholik auf das Magisterium der Kirche hören.“

„Bei einigen Leuten hört das Lehramt anscheinend bei der Wahl von Papst Franziskus auf“, beklagte Hollerich. „Das heißt, sie nehmen nicht mehr wahr, was der Papst uns alles schon gelehrt hat und was auch für mich zum Magisterium der Kirche gehört.“

„Ich erinnere mich daran, als man sagte: Man muss ja auch dem gewöhnlichen Lehramt gehorchen“, so Hollerich. „Gerade die Leute, die das damals lautstark eingefordert haben, gehorchen jetzt diesem Lehramt nicht, wenn die Nuancen anders sind, als sie es selber sagen würden. Das zeigt keine Größe. Das enttäuscht mich.“

„Der Papst hat schon ein paar Mal aufzeigt, dass es eine Entwicklung in der Lehre in der Zeit gibt, zum Beispiel im Blick auf Sklaverei oder die Todesstrafe“, sagte der Kardinal, der wie Papst Franziskus ein Jesuit ist. „Die Lehre hat sich nicht geändert, aber die Zeit bringt eine neue Klarheit über die Lehre. Es gibt Punkte in der Lehre, die wichtiger sind als andere.“

Die Kirche hatte immer gelehrt, dass die Todesstrafe ein mögliches legitimes Mittel ist, auch wenn dieses in der modernen Welt womöglich nicht mehr eingesetzt werden müsse. Im Kompendium zum Katechismus der Katholischen Kirche hieß es: „Infolge der Möglichkeiten, über die der Staat verfügt, um das Verbrechen zu unterdrücken und den Täter unschädlich zu machen, sind heute die Fälle, in denen die Todesstrafe absolut notwendig ist, ‚schon sehr selten oder praktisch überhaupt nicht mehr gegeben‘ (Enzyklika ‚Evangelium vitae‘). Wenn unblutige Mittel hinreichend sind, hat sich die Autorität an diese Mittel zu halten, denn sie entsprechen besser den konkreten Bedingungen des Gemeinwohls, sind der Würde der Person angemessener und nehmen dem Schuldigen nicht endgültig die Möglichkeit der Besserung.“

Papst Franziskus verfügte demgegenüber im Jahr 2018 für den Katechismus, indem er sich selbst zitierte: „Deshalb lehrt die Kirche im Licht des Evangeliums, dass ‚die Todesstrafe unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt‘, und setzt sich mit Entschiedenheit für deren Abschaffung in der ganzen Welt ein.“

Zur Lage in Deutschland sagte Hollerich, es gebe dort „einen Riesenapparat von Beamten“, während die Zahl der Katholiken weiter schrumpfe: „Die deutsche Kirche wird die große Aufgabe haben, die Verwaltung zu verkleinern. Das ist noch keinem Staat gelungen. Das wird eine Riesenaufgabe sein. Sonst wird die deutsche Kirche zu Tode verwaltet.“

„Es gibt aber einen riesigen Glaubensschwund in Deutschland“, bestätigte der Kardinal. „Und wenn die konservative Seite darauf hinweist, dass eine Reform der Strukturen diesen Glaubensschwund gar nicht stoppen wird, dann haben sie recht damit.“

Bei der Weltsynode in Rom im Oktober handle es sich nicht um ein Parlament, sagte Hollerich. „Es geht ja, glaube ich, nicht um Mehrheit“, sagte er, um wenige Sätze später hinzuzufügen: „Es müssen nicht alle darin sein, auch beim Zweiten Vatikanum gab es immer noch Gegenstimmen. Es muss aber etwas sein, was von der übergroßen Mehrheit getragen ist.“

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