Würzburg, 06 Oktober, 2023 / 2:15 PM
Bernhard Meuser, der Initiator der Initiative „Neuer Anfang“, die den deutschen Synodalen Weg mit deutlicher Kritik begleitet hat, sieht die von Papst Franziskus lancierte Weltsynode zur Synodalität positiv: „So sehr wir den deutschen Synodalen Weg für eine kostspielige Beschädigung der Kirche halten, so sehr begrüßen wir die Weltsynode von ganzem Herzen und sind Papst Franziskus dankbar für seine Initiative.“
Synodalität sei „ein uraltes Moment der Kirche; Bischöfe können niemals in autoritärer Isolierung durchregieren, so sehr die Verantwortung der Kirche bei ihnen liegt“.
„Papst Franziskus geht es um eine Art Generalmobilmachung des Volkes Gottes, das in sich zerrissen ist und sich in einer vertikalen Spaltung von Aktiven (Klerikern, Funktionsträgern) und Passiven (Gläubigen, Zuschauern) befindet“, zeigte sich Meuser im Gespräch mit der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ (aktuelle Ausgabe) überzeugt. „Es geht Franziskus […] um eine gemeinsame missionarische Dynamik. Eine richtig verstandene Synodalität modifiziert nicht die Verfassung der Kirche, sondern belebt und erfrischt sie durch einen neuen Lifestyle, ein kraftvolles Miteinander.“
„In Deutschland ging es mehr um die Teilhabe einer säkularisierten Funktionärskirche an kirchlicher Macht als um die Beendigung einer in Ritualismus und falschen Routinen erstarrten Betreuungskirche und die Weckung einer missionarischen Dynamik bei allen Gläubigen“, erklärte Meuser, der auch das „Youcat“-Projekt, einen Katechismus für Kinder, entwickelt hat.
„Versessen darauf, die Privilegien einer mainstreamaffinen, staatsnahen Kirche und die Profi-Struktur der Apparate zu erhalten, brach man unter dem Vorwand der Missbrauchsbewältigung eine Pseudo-Synode vom Zaun, die sich ohne Legitimation durch die Weltkirche immer mehr radikalisierte und politisierte“, sagte Meuser über den Synodalen Weg. „Für den Traum einer neuen Kirche nach Art einer Räterepublik, pulverisierte man alle ihre vier Wesenselemente der Kirche: ihre Einheit, ihre Heiligkeit, ihre Katholizität und ihre Apostolizität.“
Gefragt, warum Papst Franziskus nicht kraftvoll dagegen vorgegangen sei, sagte Meuser: „Kein Papst möchte ein zweiter Leo X. sein und ein Schisma in seiner Biografie haben. Pius XII. Hätte wahrscheinlich Bischöfe abgesetzt, gar exkommuniziert. Aber die autoritäre pianische Methode, der gewaltsame Durchgriff, hätte mit Sicherheit zu einer zweiten Reformation in Deutschland geführt, am Ende mit nicht absehbaren epidemischen Folgen für die Universalkirche. Papst Franziskus – darin ganz Jesuit – wählte einen anderen, gleichwohl risikoreichen Weg. Er setzte auf Dialektik.“
Später schränkte Meuser ein: „Vielleicht ist dieses ‚cool down‘ von Papst Franziskus, dem wir zunächst einmal Vertrauen entgegenbringen sollen, ja der falsche Weg. Man kann durchaus fragen: Ist es richtig, Kirchenführer, die sich auf dem Holzweg befinden, so lange in die falsche Richtung laufen zu lassen, bis sie endgültig vor der Wand stehen?“
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