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Drohende Irrelevanz oder große Chance: Wie geht es weiter mit deutschsprachiger Theologie?

Das Neue Testament auf Griechisch

Der deutsche Theologe und Geistliche Michael Seewald hat sich zur Frage des Bedeutungsverlustes seiner Disziplin geäußert. Die Zeit der als "beeindruckend" wahrgenommenen deutschsprachigen Theologen sei vorbei, so der Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

"Daraus zu schließen, dass die Theologie in Deutschland qualitativ schlechter geworden sei, ist jedoch nicht gerechtfertigt", schreibt der Priester und Professor in einem Beitrag für die "Herder Korrespondenz" (November-Ausgabe).

Die Theologie habe heute eine "andere" Bedeutung, auch in der deutschen Gesellschaft. Studenten wie Stellung in der Kirche habe sich zudem geändert, so Seewald mit Blick auf die schrumpfende Zahl der Einschreibungen.

Allerdings seien die Gespräche zwischen Lehramt und deutscher akademischer Theologie "verebbt", wie es sie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gegeben habe. Seewald wörtlich: "Was Theologen heute schreiben, ist für die dogmatische und organisationale Entwicklung der katholischen Kirche hingegen völlig irrelevant."

Kölner Hochschule will zukunftstauglich sein

Eine relevante und zukunftstaugliche Hochschule für Theologie — für eine Zukunft der Kirche in Deutschland — ist dagegen die Vision von Christoph Konopka. 

Im Interview mit CNA Deutsch erklärte der neue Geschäftsführer der Kölner Hochschule für Theologie im Juli:  "Zeiten der Krise sind immer auch Zeiten des Aufbruchs und der Erneuerung".

"Unser Nachdenken über Gott wird immer wichtiger, denn gesellschaftliche oder kulturelle Gepflogenheiten werden uns Christen in unseren Überzeugungen immer weniger mittragen", so Konopka.

"Darauf können wir jedenfalls nicht zählen. Vielmehr stellt man uns Christen in Frage und wir müssen und wollen antworten. Und ich denke, dass diese Antwort sowohl wissenschaftlich als auch geistlich begründet sein muss. Dass die Kölner Hochschule für Katholische Theologie das wissenschaftliche Nachdenken über Gott in dieser Sowohl-als-auch-Perspektive sieht und praktiziert, das ist für mich ein wesentliches Element ihrer Zukunftstauglichkeit."  

Kritik und Hintergrund

Dass die Theologie in Deutschland in einer Krise steckt, ist kein neuer Befund: Zu diesem Schluss kam bereits 2020 ein deutscher Theologie-Professor, der mittlerweile im Ausland lehrt, im Gespräch mit CNA Deutsch

Professor Ulrich Lehner ist Inhaber des William K. Warren Lehrstuhls für Theologie an der Universität von Notre Dame im US-Bundesstaat Indiana.

Gegenüber CNA Deutsch kritisiert der Professor und Buchautor ("Gott ist unbequem", Herder 2019) nicht nur einen "qualitativen Rückschritt der deutschen Theologie", obgleich es wichtige Ausnahmen gebe, sondern auch die Arbeitsweise mancher Kollegen.

"Ich habe viele Berufungen in Deutschland verfolgt und kann nur sagen: Akademisches Mittelmaß wird immer Mittelmaß berufen", so Lehner damals.

Eine "Handvoll Professoren" platziere seiner Ansicht nach ihre Schüler in den entsprechenden Posten, "gleich welche Schwächen sie haben". Dabei falle auf, dass "vor allem diejenigen, die kirchentreu sind, nie zum Zuge kommen, weil man sie vorher aussortiert".

Auch der verstorbene Papst Benedikt XVI. hatte im April 2019 noch die Entwicklungen innerhalb der Theologie in Deutschland beklagt. In seinem Aufsatz "Die Kirche und der Skandal des sexuellen Missbrauchs" schrieb der frühere Papst, der vor seiner Bischofsweihe lange als Theologie-Professor tätig war:

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"In der Tat wird auch in der Theologie oft Gott als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt, aber konkret handelt man nicht von ihm. Das Thema Gott scheint so unwirklich, so weit von den Dingen entfernt, die uns beschäftigen. Und doch wird alles anders, wenn man Gott nicht voraussetzt, sondern vorsetzt. Ihn nicht irgendwie im Hintergrund beläßt, sondern ihn als Mittelpunkt unseres Denkens, Redens und Handelns anerkennt."

 

 
 

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