Vatikanstadt, 21 Juni, 2024 / 12:30 AM
Ein neues Vatikan-Dokument entfacht einen Theologen-Disput zwischen zwei Schweizern, während Papst Franziskus sich mit dem Lutherischen Weltbund trifft und der Vatikan seinen Finanzbericht vorstellt. Dies alles und mehr im Wochenrückblick.
- Vatikan-Dokument „Der Bischof von Rom“: Der Konflikt zwischen Koch und Eleganti
- Papst trifft sich mit Lutherischen Weltbund im Vatikan
- Finanzbericht des Vatikans für 2023 vorgestellt: 123 verdächtige Vorgänge
- Auf Einladung des Vatikans: Experten diskutieren über Schwarze Löcher
- Papst Franziskus trifft Präsident von Singapur
- VATICANO: Rückblick G7-Gipfel mit Papst Franziskus
Der Bischof von Rom: Wenn zwei Schweizer Theologen diskutieren
Die Rolle des Papstes als Zankapfel: Was in der Kirchengeschichte keine Neuheit ist und auch die ein oder andere Kirchenspaltung hervorgerufen hat, ist aktuell wieder ein Thema zwischen zwei Theologen aus der Schweiz. Ausgangspunkt ist das Vatikan-Dokument „Der Bischof von Rom. Primat und Synodalität in den ökumenischen Dialogen und Antworten auf die Enzyklika Ut unum sint“. Das Schreiben wurde am Donnerstag vor einer Woche in Rom veröffentlicht und von einem der Hauptverfasser – dem Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch – als „die Frucht von fast drei Jahren ökumenischer und synodaler Arbeit“ bezeichnet.
Der emeritierte Weihbischof von Chur, Marian Eleganti OSB, hat sich daraufhin auf dem Schweizer Portal „Swiss-Cath“ mit einem offenen Brief an Kardinal Koch gewandt und kritisiert, dass der Ökumene-Begriff verwässert werde. Eine Ökumene der „Wiedervereinigung“ müsse „in der Wahrheit erfolgen, und nicht als eine Form des Ehrenprimates des römischen Papstes eine weiterhin auseinanderdriftende Christenheit weiß übertünchen, die de facto und jurisdiktionell sichtbar getrennt bleibt und auch nicht in wesentlichen, ekklesiologischen und dogmatischen Fragen zu einem Konsens gelangt“, so Eleganti in seiner Reaktion. Ferner machte der Weihbischof deutlich, dass er eine Herabstufung des Papstamtes fürchte „bis es für möglichst viele getrennte Christen akzeptabel wird, aber nicht mehr das ist, was es nach dem Willen Christi zu sein hat“. Dies widerspreche allerdings den während des Ersten Vatikanischen Konzils (1869–1870) verkündeten Dogmen über das Papstamt.
Bereits am vergangenen Sonntag reagierte Kardinal Kurt Koch seinerseits mit einem offenen Brief auf die Vorwürfe des Amtsbruders. Koch erinnerte daran, dass es sich bei „Der Bischof von Rom“ nicht um einen Lehrtext, sondern um einen Studientext handle und wies die Unterstellung zurück, man wolle die Dogmen des I. Vatikanischen Konzils über Bord werfen.
Direkt an Eleganti gerichtet unterstreicht Koch, dass er dessen „Leidenschaft für die Klarheit und Reinheit des katholischen Glaubens“ sehr schätze, fügte jedoch auch an: „Als Katholik gehe ich dabei davon aus, dass die Führung der Kirche durch den Heiligen Geist nicht beim Ersten Vatikanum Halt gemacht hat, sondern dass der Heilige Geist die Kirche auch auf dem Zweiten Vatikanum begleitet hat und es auch heute tut. Ob auch Du diese Überzeugung teilst, ist mir aus Deiner Stellungnahme nicht ersichtlich geworden.“
Am Montagabend hat dann Weihbischof Eleganti wiederum mit einem offenen Brief reagiert und erneut betont, dass der Primat des Papstes nicht bedeute, „dass man den Papst in allen Bereichen seiner Amtsführung, in denen er nicht unfehlbar lehrt und agiert, nicht kritisieren dürfte“.
Papst traf sich mit Lutherischen Weltbund in Rom
Während es innerkirchlich weiter Diskussionen um die richtige Umsetzung der ökumenischen Bemühungen gibt, hat Papst Franziskus am Donnerstag den Lutherischen Weltbund zur Audienz empfangen. Mit dabei war natürlich auch sein „Ökumene-Minister“, Kardinal Kurt Koch.
Die kurze Ansprache des Papstes stand unter dem Thema Hoffnung. Franziskus verwies auf das Heilige Jahr 2025, das unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ am 24. Dezember 2024 feierlich eröffnet wird. Auch an den 1700. Jahrestag des Konzils von Nizäa erinnerte der Heilige Vater. „Jesus Christus ist das Herzstück der Ökumene“, so der Papst wörtlich. „Er ist die fleischgewordene göttliche Barmherzigkeit, und unser ökumenischer Auftrag besteht darin, dies zu bezeugen.“
Finanzbericht des Vatikans vorgestellt
Am vergangenen Montag hatte die vatikanische Finanzaufsicht (ASIF) den Finanzbericht für 2023 vorgestellt. Der Kampf gegen Korruption und Geldwäsche schreitet demnach weiter erfolgreich voran, sagt die Behörde, die im vergangenen Jahr insgesamt 123 verdächtige Vorgänge bemerkte. In 11 Fällen hatte die ASIF die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Im Jahr 2022 seien es noch 19 Fälle gewesen.
Auch in der jüngeren Vergangenheit ist der Vatikan immer wieder durch Finanzskandale in die Schlagzeilen gerückt. Zuletzt hatte die Verurteilung von Kardinal Angelo Giovanni Becciu weltweit für Aufsehen gesorgt. Der mittlerweile verstorbene australische Kardinal George Pell hatte als Finanzreformer den Stein ins Rollen gebracht, um den größten Finanzskandal des Vatikans in diesem Jahrhundert aufzudecken, bevor er selbst 404 Tage im Gefängnis saß – zu Unrecht (mehr zu den Hintergründen hier).
Auf Einladung des Vatikans: Experten diskutieren über Schwarze Löcher
Weniger um finanzielle Löcher als vielmehr um Schwarze Löcher geht es noch bis heute etwas außerhalb von Rom. In Castel Gandolfo, dort, wo die Sternwarte des Vatikans steht, findet vom 16. bis 21. Juni 2024 ein Treffen von 40 Experten statt unter dem Titel: „Schwarze Löcher, Gravitationswellen und Raum-Zeit-Singularitäten“. Darunter befinden sich auch die beiden Nobelpreisträger Adam Riess und Roger Penrose.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Bei dem Treffen wurde unter anderem auch die Rolle des Priester George Lemaître (1894–1966) für die Forschung diskutiert. Lemaître war Professor für Physik an der Katholischen Universität Leuven und Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Bereits in den 1920er Jahren hatte er zu Schwarzen Löchern geforscht und die Urknalltheorie entwickelt.
„Viele Leute denken, dass der Urknall im Widerspruch zur Kirche steht“, so Guy Consolmagno, der Direktor der Vatikanischen Sternwarte. Er erinnerte daran, dass Lemaître folgende Theorie aufstellte: „Der Urknall ist nicht dasselbe wie die Schöpfung in der Heiligen Schrift. Er ist unsere beste Beschreibung dessen, was nach der Schöpfung passiert ist.“
Papst trifft Präsidenten von Singapur
Im Vergleich zur letzten Woche, als Papst Franziskus unter anderem auf dem G7-Gipfel in Italien gesprochen hat, ist der Terminkalender des Pontifex an diesem Wochenende nicht so voll. Am morgigen Samstag empfängt Franziskus den Präsidenten von Singapur, Tharman Shanmugaratnam.
Im April hatte der Vatikan angekündigt, dass Papst Franziskus während seiner geplanten Südostasien-Reise im September – der bisher längsten Reise seines Pontifikats – auch Singapur besuchen wird. Geplant ist ein dreitägiger Aufenthalt vom 11. bis 13. September.
VATICANO: Der Papst beim G7-Gipfel
Zum Schluss wieder ein Filmtipp: Am Samstag erscheint auf dem Youtube-Kanal des katholischen Fernsehsenders EWTN die neue Episode des wöchentlichen Nachrichtenmagazins VATICANO. Diesmal berichten die Kollegen von EWTN ausführlich über den Besuch des Papstes beim G7-Gipfel, wo der Heilige Vater eindringliche Appelle an die Politiker richtete und über die Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz sprach.
Die VATICANO-Folge von letzter Woche ist übrigens bereits online. Diese finden Sie hier:
https://www.youtube.com/watch?v=TAnDe0K5
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