Seoul, 12 April, 2019 / 4:38 PM
Das koreanische Verfassungsgericht hat ein Abtreibungsverbot im Land für verfassungswidrig erklärt. Das Urteil wurde in der koreanischen Öffentlichkeit kontrovers diskutiert.
Sieben der neun Richter des Gerichts stimmten für die Aufhebung des Gesetzes und ordneten an, es bis 2020 zu überarbeiten.
Das 1953 verabschiedete Gesetz verbot die Abtreibung, außer in Fällen von Vergewaltigung, Inzest, fetalen Anomalien sowie bei ernsten Risiken für die Gesundheit der Mutter.
Nach dem Gesetz könnte eine Frau, die abgetrieben hat, mit bis zu einem Jahr Gefängnis oder einer Geldstrafe von etwa 1500 Euro rechnen. Ein Arzt, der eine Abtreibung durchgeführt hat, konnte mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft werden.
Der Fall wurde vom südkoreanischen Verfassungsgericht aufgenommen, nachdem ein Arzt wegen der Durchführung von 69 illegalen Abtreibungen in den Jahren 2013 und 2015 strafrechtlich verfolgt wurde.
Kim Su-jung, die Anwältin des Arztes, begrüßte die Entscheidung des Gerichts und sagte laut der Agentur "Reuters", sie glaube, dass dieses Urteil Frauen befreie.
Die Entscheidung wurde von Lebensschützern kritisiert. Nach Angaben von "KBS Radio" hat auch die Katholische Bischofskonferenz von Korea den Richtern widersprochen und die Haltung der Kirche gegen Abtreibung bekräftigt.
In einer von Erzbischof Kim Hee-joong von Gwangju, dem Präsidenten der Bischofskonferenz, unterzeichneten Erklärung heißt es, dass die Gerichtsentscheidung Menschen ihr Grundrecht auf Leben verweigere. Zudem nehme es Männer aus ihrer Verantwortung als zukünftige Väter.
Der Erzbischof von Seoul, Kardinal Andrew Yeom Soojung, ist ein unverblümter Kritiker der Legalisierung von Abtreibung in der koreanischen Öffentlichkeit.
"Wir sollten stattdessen Institutionen stärken, die Frauen helfen können, Babys gesund zur Welt zu bringen und sie großzuziehen, indem wir das Leben eines Neugeborenen als gemeinsame Verantwortung von Frauen und Männern sowie der Gesellschaft anerkennen", sagte der Kardinal gegenüber "China Daily".
"Über die Würde des Menschen kann nicht per Mehrheitsbeschluss Befunden oder nach sozioökonomischen Maßstäben entschieden werden", sagte Kardinal Yeom vergangenen Monat bei einer heiligen Messe für katholische Volksvertreter im südkoreanischen Abgeordnetenhause.
Reuters berichtete, dass Abtreibungen in Südkorea in den letzten Jahren rückläufig sind, mit etwa 50.000 Abtreibungen im Jahr 2017. Die Mehrheit dieser Abtreibungen ist illegal, aber die Regierung hat diese immer wieder geduldet. Im gleichen Jahr wurde in gerade einmal acht Fällen illegaler strafrechtlich ermittelt.
Vor der Entscheidung des Gerichts äußerte Cha Hee-jae, Leiter des Marsches für das Leben in Korea, Bedenken, dass Abtreibungen ohne das Gesetz immer häufiger vorkommen würden.
"Die Regierung hat nichts getan, um Abtreibungen zu begrenzen", sagte er laut einem Bericht des "Wall Street Journal". "Was wird passieren, wenn das Gesetz abgeschafft wird? Abtreibungen werden nur noch zunehmen."
Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original.
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