Sydney, 11 April, 2020 / 6:38 PM
Kardinal George Pell hat sich nach seiner Freilassung mit einer Osterbotschaft zu Wort gemeldet. Darin betont er, dass man sein Leiden Gott aufopfern kann – um des Guten willen. Und er schreibt über den Missbrauch in der Kirche, Erlösung und das Osterfest
Inmitten der Coronavirus-Pandemie, kurz nach seinem Freispruch und sofortigen Freilassung aus dem Gefängnis, schreibt der Kardinal über das nahende Fest der Auferstehung Christi, die Krise der Kirche und seinen eigenen Umgang mit Leid und Erlösung.
Der sexuelle Missbrauch in der Kirche habe tausende Opfern Schaden zugefügt, so Pell. Diese Krise sei in vielerlei Hinsicht auch schlecht für die katholische Kirche, doch wurde dieses "moralische Krebsgeschwür" nun herausgeschnitten – "und das ist gut so", fährt Pell fort.
Mit Blick auf die Coronaviruskrise fuhr der Kardinal fort: Auch die aktuelle COVID-19-Pandemie wirke für manche, als wäre diese "eine schlechte Zeit für alle, die an einen guten und vernünftigen Gott glauben, an die höchste Liebe und Intelligenz, den Schöpfer des Universums", schreibt Pell in einer Osterbotschaft, die am 10. April in der Tageszeitung "The Australian" veröffentlicht wurde.
"Es ist ein Mysterium; alles Leiden, aber besonders die massive Zahl der Todesfälle durch Seuchen und Kriege. Aber Christen können besser mit dem Leiden besser umgehen als Atheisten die Schönheit und das Glück des Lebens erklären können", fügt der Kardinal hinzu.
Pell, der zuletzt Erzbischof von Sydney war, bevor er 2014 Australien verließ, um im Vatikan eine Stelle als Präfekt des Wirtschaftssekretariats anzutreten, ist nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis nach Sydney zurückgekehrt.
In seiner Botschaft schreibt der Kardinal über seine Inhaftierung: "Ich habe gerade 13 Monate im Gefängnis für ein Verbrechen verbracht, das ich nicht begangen habe, eine Enttäuschung nach der anderen. Ich wusste, dass Gott mit mir war, aber ich wusste nicht, was er vorhatte, obwohl mir klar wurde, dass Er uns alle freigesprochen hat. Aber mit jedem Schlag war es ein Trost zu wissen, dass ich dies Gott für irgendeinen guten Zweck aufopfern konnte".
Christus habe gewaltiges Leid durchgemacht, fährt Pell fort, und betont: "Jesus hat uns erlöst, und wir können unser Leiden erlösen, indem wir es mit dem seinem verbinden und es Gott darbringen".
Mit Blick auf die Herausforderungen der Coronavirus-Pandemie merkt Pell auch an, dass in Zeiten der Pest und anderer Schwierigkeiten die Christen in der Antike sich mehr als alle anderen um die Pflege und Versorgung der Kranken kümmerten.
"Allzu oft wollen Nichtreligiöse Leid durch Abtreibung oder Sterbehilfe beseitigen, oder verschwinden lassen, indem sie geliebte Mitmenschen unbesucht in Pflegeheimen zurücklassen. Christen erkennen Christus in jedem, der leidet - in Opfern, Kranken, alten Menschen - und sind verpflichtet zu helfen", schreibt Pell.
Auch die Osterbotschaft von Sydneys Erzbischof Anthony Fisherspricht auch über Hoffnung in dieser Zeit der Coronavirus-Pandemie.
"Wagen wir es, in einer Welt, die leidet, zu hoffen? Es mag unmöglich, ja sogar unsensibel erscheinen, von Hoffnung zu sprechen, wenn Menschen krank sind oder sterben, ängstlich oder isoliert, arbeitslos oder anderweitig belastet sind", heißt es in Fishers Botschaft.
Es gebe jedoch Grund zur Hoffnung, so der Erzbischof von Sydney weiter.
"Denken Sie an die unzähligen Akte selbstlosen Dienstes, die wir in letzter Zeit von Mitarbeitern des Gesundheitswesens, von Nachbarn, Familien und Priestern erlebt haben. Denken Sie an die neuartigen pastoralen Reaktionen auf diesen neuartigen Coronavirus. In Zeiten wie diesen strahlen Menschen des Glaubens und der Ideale wirklich auf."
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