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Missbrauchsverdacht gegen Pater Kentenich: Vorwürfe gegen Gründer der Schönstatt-Bewegung

Eine Statue von Pater Josef Kentenich in Koblenz. Der Pallottiner war Gründer der Schönstatt-Bewegung.

UPDATE 2.7.2020 um 21:28 Uhr – Die Schönstatt-Bewegung hat den Vorwürfen kategorisch widersprochen - Hier lesen Sie den aktuellen Artikel.

 

Pater Josef Kentenich, der Gründer der Schönstatt-Bewegung, wird des systematischen Machtmissbrauchs und sexuellen Missbrauchs  bezichtigt.

Das berichten die katholische Wochenzeitung "Die Tagespost" und der italienische Vatikanist Sandro Magister.

Beide berufen sich auf Erkenntnisse der Theologin und Kirchenhistorikerin Alexandra von Teuffenbach bei der Auswertung der Archive aus der Zeit Pius XII. in Rom.

Die Forscherin fand in den Unterlagen beschriebene und bestätigte Vorgänge, die den Gründer der Schönstatt-Bewegung schwer belasten.

Für den 1968 verstorbenen Pater Josef Kentenich läuft seit 1975 ein Seligsprechungsverfahren.

Die entsprechenden Dokumente, die bisher noch nicht ausgewertet worden seien, zeichneten von Kentenich das Bild "eines hochgradig manipulativen, die Schwestern in ihrer Gewissensfreiheit planmäßig behindernden Gründers", so "Die Tagespost". Das Heilige Offizium - so die damalige Bezeichnung der Glaubenskongregation - habe den Berichten der mutmaßlichen Opfer bereits zu Beginn der 1950-er Jahre Glauben geschenkt und Visitationen angeordnet. Diese hatten dazu geführt, dass Kentenich als Gründer zunächst von seinem Werk getrennt und ins Exil in die USA geschickt wurde. Weitere Konsequenzen wie grundlegende Reformen der Gemeinschaft seien aber ausgeblieben, so die Autorin. Von Teuffenbach schreibt:

"Die Kirche unter Pius XII. schützte die missbrauchte Frau und die Marienschwestern, die aber damals, statt den offiziellen Weisungen der Kirche zu gehorchen, lieber einer durch die Akten deutlich beschriebenen fragwürdigen Gestalt folgen wollten."

Hintergrund: Josef Kentenich und Schönstatt

Kentenich wurde 1885 geboren und trat später dem Pallottiner-Orden bei. 1914 gründete er mit Studenten in Vallendar eine Marianische Kongregation. Daraus ging später die Schönstatt-Bewegung hervor, die vielen weiteren neuen, geistlichen Gemeinschaften als Vorbild diente.

Ein Teil der Bewegung sind die Schönstätter Marienschwestern. Diese wurden 1926 gegründet und sind aufgrund der damals neuartigen Rechtsform das heute älteste Säkularinstitut der Katholischen Kirche. Ihre kirchenrechtliche Anerkennung wurde erst 1947 durch das Rahmengesetz für Säkularinstitute möglich. Erst lange nach Kentenichs Tod wurden die Satzungen im Jahre 1994 endgültig approbiert.

Die Schönstatt Schwestern legen - anders als Ordensfrauen - keine Gelübde auf Lebenszeit ab, sondern erneuern ihr Versprechen (Armut, Gehorsam, Ehelosigkeit) jährlich. Erst, nachdem eine Schwester ihr Gelübde zweimal über je drei Jahre verlängert hat, kann sie ein lebenslängliches Versprechen abgeben. Dieses ist jedoch kirchenrechtlich nicht bindend, sie kann die Gemeinschaft dennoch jederzeit verlassen.

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