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Erster "Münchner Marsch fürs Leben" – Ein Interview

Werbeplakat für den 1. Münchner Marsch fürs Leben am 20. März 2020 in München.

Am morgigen Samstag, dem 20. März 2021, findet der "1. Münchner Marsch fürs Leben" statt. Die Kundgebung wird vom Verein "Stimme der Stillen" organisiert. CNA Deutsch sprach mit Silja Fichtner, der Vorsitzenden des Vereins.

Am 20. März veranstalten Sie den "1. Münchner Marsch fürs Leben". Für welches Anliegen gehen Sie auf die Straße? 
 
Wir werden mit dem Münchner Marsch fürs Leben den Stillen eine Stimmen geben: den ungeborenen Kindern, den Müttern und Vätern, den Familien, Kindern, Alten und Kranken. Wir gehen für eine Kultur des Lebens auf die Straße, wir möchten das Leben feiern in all seinen Facetten, mit seinen Höhen und Tiefen, und dabei die Schönheit und Würde jedes Lebens bezeugen – von seiner Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende. Der Münchner Marsch fürs Leben wird lebensbejahend, jung und fröhlich sein. Wir wollen zeigen, daß Kinder etwas Wunderbares sind, daß es sich lohnt, zu leben, daß kein Leben ungewollt oder unerwünscht ist.

Während der Corona-Zeit herrschen besondere Bedingungen. Worauf werden die Teilnehmer achten müssen?

Es bestehen bestimmte Auflagen wie zum Beispiel das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, das Gebot, von anderen Personen mindestens 1,5 Meter Abstand zu halten und sehr viele Ordner einzusetzen. Wir bedanken uns auf diesem Weg bereits über die außerordentlich große Resonanz und Bereitschaft von vielen Personen, die den Ordnerdienst am Samstag übernehmen werden. Ohne sie wäre eine solche Versammlung derzeit nicht durchzuführen.

Man muß auch eine gewisse Kreativität entwickeln, wie Plakate oder Luftballons an die Versammlungsteilnehmer verteilt werden können. Auch hier sind wir auf viele fleißige Helfer angewiesen.

Laut Ankündigung beginnt Ihre Veranstaltung bereits um 11.30 Uhr mit einer Heiligen Messe. Wie katholisch ist der "Münchner Marsch fürs Leben"?

Die Organisatoren des Münchner Marsch fürs Leben sind allesamt katholisch. Wer eine solche Veranstaltung organisiert, ist vielen inneren und äußeren Angriffen ausgesetzt, und die beste Stärkung um Standzuhalten ist die Feier der Heiligen Messe. Deshalb steht diese am Beginn der Veranstaltung, wenn sie auch nicht Teil derselben ist.

Aber Lebensschutz ist nicht auf eine Konfession beschränkt, oder?

Lebensschutz ist keine konfessionelle Angelegenheit per se – doch wer sich auf die Suche nach der Wahrheit begibt, was Fragen des Lebensschutzes angeht, der wird, wenn er völlig offen ist und sich eben nur von der Wahrheit leiten läßt, beim katholischen Glauben landen. Meines Erachtens und vielfältig in eigener Erfahrung beobachtet steht am Ende einer unvoreingenommenen Annährung an den Lebensschutz die Hinwendung zur Kirche.

Das heißt allerdings nicht, daß man nicht auch über die Vernunft darauf kommen kann, daß jedes Leben, auch das ungeborene, schützenswert ist und nach der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle keine logische Ausnahme von diesem Lebensrecht mehr gemacht werden kann – aber wer ehrlich zu sich selbst ist, kann dann nicht bei der Vernunft stehen bleiben, sondern wird beim Glauben enden.

Wie erklären Sie sich das Bild der "religiösen Fundamentalisten", welches Abtreibungsbefürworter häufig von Lebensschützern zeichnen?

Der Begriff "religiöser Fundamentalist" ist durch geschicktes Framing negativ besetzt – dabei bezeichnet er neutral betrachtet nichts anderes als einen Menschen, der seinen Glauben ernst nimmt. Es schwingt aber in der Vorstellungswelt bei diesem Begriff immer "der Spinner" mit, der zur Not auch mit Gewalt seine Überzeugungen durchsetzt.

Diese Konnotation hilft dabei, das eigene Denken und Hinterfragen abzustellen und das eigentlich jedem Menschen innewohnende Bedürfnis der Wahrheitssuche auszuschalten, denn man möchte lieber eben kein "religiöser Fundamentalist", kein Spinner sein.

Wer sich von diesen Begriffskategorisierungen freimacht und es zur Not riskiert, vor der Welt als Spinner dazustehen, wird zur Wahrheit vordringen, daß der Menschen eben kein Recht hat, einen unschuldigen Menschen zu töten. Der wird die Not von Frauen im Schwangerschaftskonflikt sehen, der wird ehrlich danach fragen, was Väter und Mütter sich wünschen, um ein Ja zum Leben ihres Kindes sagen zu können. Der wird nicht seine eigenen Vorstellungen auf schwangere Frauen projizieren, sondern ihnen wirklich helfen wollen und auch helfen können, damit das Recht eines jeden Menschen auf Leben gewahrt werden kann.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Beim jährlich in Berlin stattfindenden "Marsch für das Leben", der vom Bundesverband Lebensrecht (BVL) organisiert wird, kommt es regelmäßig zu massiven Protesten und Blockaden. Erwarten Sie in München am kommenden Samstag ähnlichen Widerstand?

Ja, wir erwarten Proteste gegen den Münchner Marsch fürs Leben. Zwei Gegendemonstrationen sind angemeldet, verschiedenste Gruppierungen rufen öffentlich auf, gegen unsere Versammlung vorzugehen. Einerseits erfüllt mich das mit Sorge, andererseits empfinde ich großes Mitleid für diese Menschen, welche Verletzungen sie in sich tragen, daß sie friedlichen Demonstranten, die für die Schönheit und Würde des Lebens auf die Straße gehen, eben dieses Recht absprechen und ihre Versammlung verhindern wollen.

In jüngster Zeit kam es wiederholt zu Angriffen auf Einrichtungen, die entweder symbolisch oder auch ganz praktisch für das Lebensrecht stehen. Wie ist Ihr Eindruck: Nimmt die Gewalt gegen Pro-Life-Aktivisten zu?

Mein persönlicher Eindruck ist, daß immer weniger Verständnis für den Lebensschutz, für den unbedingten Schutz jedes menschlichen Lebens in der Öffentlichkeit besteht. Gerade vor der Bundestagswahl wird immer vehementer die völlige Freigabe der Abtreibung quasi bis zur Geburt gefordert, einem Tabubruch folgt der nächste. Mit Müttern und Vätern im Schwangerschaftskonflikt scheint aber niemand reden zu wollen – was diese sich wünschen würden, welche Hilfe sie wirklich benötigen.

Wollen Frauen wirklich die Möglichkeit, straffrei bis zum 9. Schwangerschaftsmonat ihr Kind töten zu lassen? Wäre ihnen nicht vielmehr daran gelegen, daß beispielsweise der Vater des Kindes ein vorbehaltloses Ja zum Leben seines Kindes spricht – immerhin in 40 Prozent der Abtreibungen liegt der Grund bei Partnerschaftsproblemen, daß eben dieses Ja des Vaters fehlt.

Würden wir nicht viel mehr für Schwangere und Familien tun, wenn man auf die Nachricht einer Schwangerschaft zum Beispiel als Chef nicht reagiert mit "Wann steigst Du wieder ein", sondern mit "Ich freue mich für Dich, wie schön, daß Du ein Kind erwartest"?

Das Engagement für die Lebensschutz-Bewegung kann sehr frustrierend sein. Was macht Ihnen Hoffnung? 

Wir haben eine großartige Unterstützung für den Münchner Marsch fürs Leben erfahren. Familien, Einzelpersonen, Junge und Alte sind an uns herangetreten voller Freude, daß nun auch in München ein Marsch fürs Leben stattfindet, bei dem die Schönheit und Würde jedes Lebens und die Hochachtung vor dem menschlichen Leben bezeugt wird. Viele Menschen haben sich mit ihren individuellen Fähigkeiten eingebracht, sich mit ihren Geschichten und ihren zum Teil berührenden Lebenszeugnissen bei uns gemeldet: sei es der vielfache Familienvater, die Eltern eines schwerbehinderten Kindes, Einzelpersonen, die schon lange Jahre im Lebensschutz aktiv sind und uns mit ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und ihrer Motivation monatelang begleitet haben.

Daher überwiegt derzeit die Motivation. Das soll auch ein wesentliches Ziel der Versammlung sein: die Lebensschützer untereinander zu stärken, damit sie sehen "Ich bin nicht alleine, ich bin nicht der Spinner, als der ich immer dargestellt werde, es gibt noch viel mehr Menschen, die den Wert und die Würde jedes Lebens öffentlich bezeugen möchten".

Mit dieser Stärkung läßt sich dann auch die ein oder andere sich einstellende Frustration gut überwinden.

Die Aufzeichnung des "Marsch für das Leben" von 2020 in Berlin:

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