Köln, 25 März, 2021 / 7:35 AM
Die „Unabhängige Untersuchung zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln“ trifft nichtg nur in der katholischen Welt auf hohe internationale Resonanz. So berichteten in den USA unter anderem die New York Times, Washington Post und Washington Times über den „Gercke report“, teilte die Diözese mit.
Auch in weiteren Ländern erregte die Veröffentlichung der Unabhängigen Untersuchung das breite Interesse weltlicher Medien, etwa in Großbritannien und Irland (u.a. Independent, Daily Maily, Irish Times), Frankreich (u.a. Le Figaro, La Croix, Libération, Le Parisien), Italien (u.a. La Repubblica, La Stampa, Corriere della Sera), Kanada (National Post), Spanien (u.a. El País, El Mundo, ABC, Público). Neben internationalen katholischen Medien wie Catholic News Ageny und EWTN – dem größten katholische Mediennetzwerk der Welt – berichteten auch einzelne Zeitungen in Südamerika, Asien und Afrika.
Der „Gercke Rreport“ wird weit über die Grenzen Deutschlands und Europas wahrgenommen. Die Kanzlei Gercke & Wollschläger selbst erreichten nach eigenen Angaben mehrere Anfragen von Betroffenen und Betroffenenorganisationen aus anderen Ländern (Brasilien, Irland, Italien, Polen, Slowakei).
Kardinal Rainer Maria Woelki habe sich aus diesem Grund dazu entschieden, das Gutachten übersetzen zu lassen, so das Erzbistum Köln: „Sexualisierte Gewalt und deren Vertuschung ist ein Verbrechen, welches nicht nur hier in Deutschland geschieht. Aufklärung und Aufarbeitung haben für die Kirche in Deutschland, aber auch weltweit eine hohe Priorität, auch wenn die deutschen Diözesen und die verschiedenen Länder hier unterschiedlich weit sind. Wenn wir mit unserem Kölner Gutachten ein klein wenig dazu beitragen können, dass die Kirche Fortschritte macht, dann freut mich das sehr.“
Die Kölner Strafrechtsexperten Prof. Dr. Björn Gercke und Dr. Kerstin Stirner hatten am 18. März 2021 in einer Pressekonferenz die vom Kölner Erzbischof in Auftrag gegebene Untersuchung vorgestellt. Am 23. März haben Rainer Maria Kardinal Woelki und sein Generalvikar Dr. Markus Hofmann erste konkrete Konsequenzen und Maßnahmen bekannt gegeben, die im Erzbistum Köln auf Grundlage der Studie erfolgen.
Im Interview mit CNA Deutsch am 18. März erklärte Woelki: "Das Gutachten wird damit nicht der Endpunkt unserer Arbeit, sondern der Ausgangspunkt für die weitere Aufarbeitung sein".
Zu diesen Konsequenzen zähle die Einrichtung einer unabhängigen Aufarbeitungskommission entsprechend der Vereinbarung der deutschen Bischofskonferenz mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung Johannes Wilhelm Rörig.
Weitere Reformen beträfen eine verbesserte Aktenführung, eine personelle und organisatorische Stärkung der Intervention, die Evaluierung und Weiterentwicklung der Prävention, eine regelmäßige Kontrolle beschuldigter Kleriker und Laien und Veränderungen in der Priesterausbildung. Ebenfalls sollen zusätzliche Mittel für die erhöhten Anerkennungsleistungen für Betroffene bereitgestellt werden.
n den vergangenen Monaten hatte die Entscheidung des Kardinals, das erste Gutachten, das von der Kanzlei "Westpfahl Spilker Wastl" erstellt wurde, wegen "methodischer Mängel" nicht zu veröffentlichen, für scharfe Kritik von weltlichen Journalisten, kirchlichen Funktionären sowie einzelnen Klerikern (CNA Deutsch hat berichtet). Mehrer deutsche Medienvertreter hatten Woelki sogar vor Veröffentlichung der Gutachten vehement zum Rücktritt aufgefordert. Diese innerdeutschen Forderungen sind mit Veröffentlichung der Studie verstummt – auch wenn einzelne Kreise versuchten, diese am Leben zu erhalten.
Die Kanzlei indessen hatte den Auftrag, die einschlägigen Personalakten ab 1975 zu untersuchen um festzustellen, "welche persönlichen, systemischen oder strukturellen Defizite in der Vergangenheit dafür verantwortlich waren, dass Vorfälle von sexuellem Missbrauch gegebenenfalls vertuscht oder nicht konsequent geahndet wurden".
Die Entscheidung Woelkis, das Gutachten von "Westpfahl Spilker Wastl" wegen offenbar gravierender Mängel nicht zu veröffentlichen - unter anderem sollen nach Auskunft von Insidern aus dem Umfeld des Bistums personenschutzrechtliche Überlegungen bei dieser Entscheidung eine Rolle gespielt haben - führte unter anderem zu Forderungen eines Rücktritts des Kölner Erzbischofs. Andere warnten vor der Vorverurteilung durch "interessierte Kreise" – was sich nun offenbar bestätigt.
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