"Werde die nötigen Konsequenzen ziehen": Kardinal Woelki im Interview zum Gercke-Gutachten

Der Erzbischof von Köln gegenüber CNA Deutsch über die Veröffentlichung der unabhängigen Missbrauchs-Untersuchung am heutigen Donnerstag und die nächsten Schritte

Kardinal Rainer Maria Woelki
Erzbistum Köln

Es ist die wohl umfangreichste und transparenteste Studie, die je von einer deutschen Institution zum Thema sexualisierte Gewalt an Minderjährigen in Auftrag gegeben worden ist: Mit der Veröffentlichung des 800 Seiten langen, unabhängigen Gercke-Gutachtens am heutigen 18. März soll neben der Aufarbeitung von Sachverhalten vor allem die Rolle der damaligen und heutigen Verantwortlichen – Personalchefs, Generalvikare und Bischöfe – geklärt werden. Im Interview mit CNA Deutsch spricht der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, über die Veröffentlichung des Gutachtens, das er in Auftrag gegeben hatte

Herr Kardinal, mit welchem Gefühl haben Sie das Gutachten jetzt in der Hand gehalten?

Ich habe heute das Gutachten zum ersten Mal zu Gesicht bekommen, genau wie die Öffentlichkeit und alle weiteren Verantwortlichen des Erzbistums Köln. Ich hatte ja versprochen, ein wirklich unabhängiges juristisches Gutachten erstellen zu lassen, auf dessen Basis Amtsträger, die sich im Umgang mit Missbrauchsfällen falsch verhalten haben, zur Verantwortung gezogen werden können. 

Ich spüre Erleichterung, dass wir mit dem Gutachten nun endlich Klarheit über die Vergangenheit haben. Gleichzeitig bin ich traurig und betroffen über das, was wir gehört haben, über die festgestellten Verfehlungen. Insgesamt spüre ich eine große Verantwortung für den weiteren Weg. Das bedeutet für mich, die nötigen Konsequenzen aus dem uns jetzt zugänglichen Wissen zu ziehen. 

Was sind die nächsten Schritte?

Zunächst werde ich alle diese 800 Seiten lesen. Ich werde in diesen Tagen viele Gespräche mit meinen Mitarbeitern und natürlich den Verantwortungsträgern führen, damit wir am 23. März die nächsten personellen und organisatorischen Konsequenzen vorstellen können. Das Gutachten wird damit nicht der Endpunkt unserer Arbeit, sondern der Ausgangspunkt für die weitere Aufarbeitung sein. 

Können Sie die Diskussionen über die Aufarbeitung, die Notwendigkeit des zweiten Gutachtens und die Zweifel verstehen?

Ja, ich kann den Unmut über die Verzögerung und die Ungeduld verstehen. Es tut mir von Herzen leid, dass wir durch den schwierigen Weg der Aufarbeitung zur sexualisierten Gewalt im Erzbistum Köln den Betroffenen weiteren Schmerz zugefügt haben. Wir hatten leider keine Alternative zu der Entscheidung, ein zweites Gutachten in Auftrag zu geben, denn wir benötigen eine methodisch saubere und tragfähige Grundlage, um organisatorisch als Kirche die Verantwortlichkeiten klar benennen und in Zukunft dieselben Fehler vermeiden zu können.

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Die komplette Pressekonferenz mit anschließender EWTN-Sondersendung:

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