Passau, 24 November, 2021 / 4:11 PM
Das Bistum Passau hat den Klarnamen eines Missbrauchstäters veröffentlicht. Bei dem Täter handelt es sich um den im Jahr 2000 verstorbenen Kapuzinerpater Norbert Weber OFMCap, der zwischen den 1960er bis in die späten 1990er Jahre Kinder missbraucht habe. Dies teilte das Bistum am Dienstag mit.
"Wir gehen gemeinsam mit dem Namen des Geistlichen nun bewusst an die Öffentlichkeit, um weitere Betroffene zu ermutigen, sich zu melden. Wir wollen weitere Taten aufklären und aufarbeiten", erklären die Interventionsbeauftragte des Bistums für sexuellen Missbrauch, Antonia Murr, und der Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz, Bruder Christophorus Goedereis OFMCap.
Täter war Kirchenmusikdirektor und Beauftragter für Ministrantenarbeit
Pater Norbert Weber war von 1961 bis kurz vor seinem Tod in der Wallfahrtsseelsorge Mariahilf in Passau tätig, einzige Unterbrechung war eine kurze Kaplanszeit in Franken (1965 bis 1968). Von seinem Orden wurde Weber mit der Wallfahrtsseelsorge und damit auch mit der Ministrantenarbeit beauftragt. Das Bistum Passau stellte ihn dann ab 1968 zusätzlich als Referent für Kirchenmusik an. 1974 wurde der Geistliche zum Kirchenmusikdirektor ernannt und hat in dieser Anstellung auch Musikunterricht für Kinder und Jugendliche erteilt.
Bereits im Jahr 2010 habe sich ein Betroffener beim Missbrauchsbeauftragten im Bistum Passau gemeldet, teilt die Diözese mit. Der damals gemeldete Fall eines Ministranten sei unmittelbar an den zuständigen Kapuzinerorden weitergeleitet worden, woraufhin die deutsche Kapuzinerprovinz die Verantwortung für die Aufarbeitung des Falles haben soll und eine Zahlung als die Anerkennung des Leids an den Betroffenen leistete. Wie hoch dieser Betrag war, bleibt unerwähnt.
Ein weiterer Betroffener habe sich dann 2019 beim damaligen Generalvikar Klaus Metzl gemeldet, ein Dritter wandte sich in einem Schreiben an die Patres von Mariahilf. Das Bistum Passau schreibt wörtlich:
"Im Rahmen der daraufhin geführten Gespräche wurde deutlich, dass es nach unserer Überzeugung eine Reihe weiterer Betroffener gibt."
Bischof Stefan Oster: "Namensnennung soll zeigen, dass das Leid anerkannt wird"
Die Diözese erklärt, Bischof Stefan Oster habe "aufgrund der neuen Erkenntnisse der Dimension des Missbrauchs seinen ständigen Beraterstab in Fragen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger einberufen, um die konkrete Vorgehensweise festzulegen". Oster sagt:
"Uns ist bewusst, dass mit Pater Weber eine Person im Raum steht, die in einigen Kreisen – besonders in Musik und Kultur – immer noch großes Ansehen genießt. Doch aus Respekt vor den Opfern wollen wir als Bistum gemeinsam mit dem Kapuzinerorden die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels vorantreiben. Mit der Namensnennung wollen wir weiteren möglichen Betroffenen die Chance eröffnen, auf uns oder auf unabhängige Beratungsstellen zuzugehen. Wir wollen ihnen einen Weg aufzeigen, auf dem ihr Leid wahrgenommen und anerkannt wird. Wir hoffen sehr, dass diese Aufarbeitung für die Betroffenen befreiende oder gar heilsame Wirkung hat."
Gemeinsam mit den Kapuzinern wolle man sich nun "der Situation stellen und auch geschützten Raum für das Gespräch geben", erklärt der Passauer Generalvikar Josef Ederer. Die Bistumsleitung habe die bislang bekannten Fakten ohne Namensnennung der Betroffenen bereits an die unabhängige Aufarbeitungskommission übergeben. Diese werde sich im Rahmen ihrer Arbeit auch mit diesem Missbrauchsgeschehen intensiv befassen. "Wir wissen, dass diese Missbrauchsfälle in Mariahilf und darüber hinaus tiefe Wunden reißen und bei vielen Schock, Enttäuschung, Wut und Betroffenheit auslösen werden", so Ederer. Gemeinsam mit den Kapuzinern wollen wir uns der Situation stellen und auch geschützten Raum für das Gespräch geben“, betont Generalvikar Josef Ederer.
Das Bistum Passau und die Deutsche Kapuzinerprovinz bitten Betroffene, sich bei den angefügten Ansprechpersonen bzw. Kontaktstellen zu melden. Diese geben Namen und persönliche Daten nur mit Einverständnis der jeweils Betroffenen weiter.
Kontaktmöglichkeiten und Ansprechpersonen bei Verdachtsfällen von sexuellem Missbrauch im Bistum Passau finden Sie hier.
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