Berlin - Donnerstag, 10. März 2022, 15:20 Uhr.
Der Theologe Friedrich Wilhelm Graf sieht den deutschen "Synodalen Weg" als "Protestantisierung der katholischen Kirche". In einem Beitrag für die März-Ausgabe des "Rotary Magazins" beschäftigt sich der emeritierte Professor für Systematische Theologie und Ethik der Universität München mit den hohen Austrittszahlen und Hintergründen der Kirchenkrise in Deutschland.
Dabei deutet Graf den drastischen Verlust an Kirchenmitgliedern nicht als Entchristlichung, sondern nur als "Entkirchlichung", weil das Christentum sich auch in Musik, Kunst und Literatur manifestiere: "Bachs Weihnachtsoratorium darf man auch dann hören, wenn die eigenen Kinder und viele Freunde aus der Kirche austreten."
Für Graf steht das Christentum insgesamt in einer Spannung zur modernen Vernunft. Der protestantischen Theologie sei es gelungen, aus teilweise vernunftwidrigen biblischen Überlieferungen eine liberale Kulturreligion zu entwickeln. Die evangelische Kirche profitiere heute von der "Feminisierung des Pfarrberufs" und der Diversität unter den evangelischen Pfarrern.
Dass trotzdem so viele Protestanten ihre Kirche verlassen, liegt laut Graf an der aktuellen Ausgestaltung der Ökumene in Deutschland, die er als "Weichzeichnerökumene" bezeichnet, weil sie im Wesentlichen darin bestehe, die Unterschiede zwischen den Konfessionen rhetorisch verschwimmen zu lassen oder zu leugnen. So würde die evangelische Kirche für die Probleme der Katholischen Kirche in Mithaftung genommen.
Der Theologe wünscht sich dagegen eine "Ökumene der Profile", in der die Unterschiede zwischen den Kirchen deutlich bleiben. Den umstrittenen "Synodalen Weg" sieht das Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften äußerst kritisch, da er eine "Protestantisierung der katholischen Kirche" erzeuge. Graf prophezeit, dass dieser Versuch der Katholiken nicht dazu führen wird, dass die massive Berufungskrise und der daraus resultierende Priestermangel gelöst wird.
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