Vatikanstadt - Dienstag, 3. Mai 2022, 11:55 Uhr.
"Putin hört nicht auf, ich will ihn in Moskau treffen. Jetzt fahre ich nicht nach Kiew": Das hat Papst Franziskus mit Blick auf die russische Invasion der Ukraine in einem heute veröffentlichten Interview gesagt.
Gegenüber der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" sagte der Pontifex mehrmals, dass er bereit sei, in die russische Hauptstadt zu reisen. Er habe dies über seinen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin dem russischen Präsidenten mitteilen lassen, so der Papst.
Sowohl Franziskus als auch Parolin hatten in den vergangenen Tagen die Unterstützung der ukrainischen Armee durch westliche Waffenlieferungen kritisiert.
Pauschale Pazifismus-Parolen empören jedoch angesichts des Blutvergießens in der Ukraine viele Katholiken. Im Interview mit der italienischen Zeitung agiert Franziskus vorsichtiger: So sagt der argentinische Pontifex, er könne die Frage garnicht beantworten, ob es richtig sei, die Ukrainer mit Waffen zu unterstützen.
"Dazu bin ich zu weit weg", begründet der Papst wörtlich seine Aussage. Gleichzeitig wiederholt Franziskus seine oft geäußerte, grundsätzliche Kritik am Waffenhandel.
Nach Kiew werde er nicht reisen, so der Papst.
"Zuerst sollte ich nach Moskau gehen, zuerst sollte ich Putin treffen. Aber ich bin auch ein Priester, was kann ich tun? Ich tue, was ich kann. Wenn Putin die Tür öffnen würde..."
Der Papst erinnerte daran, dass er nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenskyy telefoniert hat.
Am 25. Februar begab er sich in die russische Botschaft, aber Franziskus stellte klar, dass er Putin "nicht angerufen" habe, als er dort war. In der Botschaft "bat ich sie, es mir zu erklären, ich sagte ihnen: 'Bitte hören Sie auf'", sagte der Papst.
Papst Franziskus sprach auch über seine Videokonferenzschaltung mit dem Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche im März. Er sagte, in der ersten Hälfte des 40-minütigen Gesprächs habe Patriarch Kirill von Moskau und ganz Russland "mir alle Rechtfertigungen für den Krieg vorgelesen".
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"Ich habe zugehört und ihm gesagt: Ich verstehe das alles nicht. Bruder, wir sind keine Staatskleriker, wir können nicht die Sprache der Politik verwenden, sondern die Sprache Jesu. Wir sind Pfarrer desselben heiligen Volkes Gottes. Deshalb müssen wir nach Wegen des Friedens suchen, um das Feuer der Waffen zu stoppen", sagte Franziskus.
"Der Patriarch darf nicht zum Messdiener Putins werden", fügte der Papst hinzu. "Ich hatte für den 14. Juni ein Treffen mit ihm in Jerusalem geplant. Es wäre unser zweites persönliches Treffen gewesen, das nichts mit dem Krieg zu tun hatte. Aber jetzt ist sogar er der Meinung, dass es ein zweideutiges Signal sein könnte, wenn wir damit aufhören.
Hannah Brockhaus trug zur Berichterstattung bei.
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