Eichstätt - Donnerstag, 11. August 2022, 11:17 Uhr.
In einem von der Initiative Maria 1.0 lancierten offenen Brief üben zahlreiche renommierte Unterzeichner scharfe Kritik am "Synodalen Weg" und fordern den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz (DBK) auf, die Zusammenarbeit mit der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zu beenden. ZdK-Chefin Irme Stetter-Karp hatte im Juli gefordert, es sei "sicherzustellen, dass der medizinische Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs flächendeckend ermöglicht wird".
Stetter-Karp ist, wie der DBK-Vorsitzende Bischof Georg Bätzing, Teil des vierköpfigen Synodalpräsidiums beim "Synodalen Weg".
"Uns, den Unterzeichnern dieses Schreibens, wäre der Gedanke unerträglich, dass Sie eines Tages vielleicht doch Seite an Seite mit Frau Dr. Stetter-Karp als Vertreter der katholischen Kirche Deutschlands nach Rom reisen oder, käme es wirklich dazu, sie gar gemeinsam mit Ihnen als Co-Vorsitzende im geplanten Synodalen Rat über die Geschicke der 'deutschen katholischen Kirche' mitentscheidet", heißt es in dem offenen Brief, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Direkt an Bischof Bätzing war der Brief bereits am 3. August gesandt worden, allerdings ohne bisher eine Antwort zu erhalten.
"Exzellenz, wir bitten Sie und Ihre Mitbrüder im Bischofsamt, die alle bei ihrer Weihe versprochen haben, das von den Aposteln überlieferte Glaubensgut der Kirche rein und unverkürzt wiederzugeben, die Zusammenarbeit mit Frau Dr. Stetter-Karp zu beenden, sofern diese nicht nachhaltig bereit ist, ihre Haltung öffentlich zu revidieren und zur Lehre der Kirche über den Schutz ungeborenen Lebens zurückzukehren", fordert der offene Brief.
Zu den Erstunterzeichnern gehören neben der Leiterin von Maria 1.0, Clara Steinbrecher, auch (teils emeritierte) Professoren wie Elmar Nass von der Kölner Hochschule für Katholische Theologie und Manfred Spieker oder Berthold Wald. Außerdem finden sich mehrere Unterzeichner aus dem Bereich der Publizistik, darunter der Historiker Michael Feldkamp, die Verlegerin Gisela Geirhos vom Media Maria Verlag, und Timothy Flanders, der Herausgeber von OnePeterFive in den USA. Inzwischen haben zahlreiche weitere Katholiken den offenen Brief unterschrieben.
Scharfe Kritik auch am "Synodalen Weg"
Neben den unmittelbar auf die ZdK-Präsidentin bezogenen Anmerkungen kritisiert der offene Brief auch den "Synodalen Weg" scharf. Während Papst Franziskus eine stärkere Rolle des Themas "Evangelisierung" beim "Synodalen Weg" gefordert habe, fragen sich die Unterzeichner: "Und wie hält es der Synodale Weg damit, dessen Co-Präsident Sie sind? Die Einrichtung eines eigenen Forums, das sich dem Thema Evangelisierung widmet, wurde abgelehnt."
"Auch unter Ihrer Führung, Exzellenz, droht der Synodale Weg in die Abseitsfalle zu laufen, die nach Papst Franziskus darin besteht, 'dass nämlich eine der ersten und größten Versuchungen im kirchlichen Bereich darin bestehe zu glauben, dass die Lösungen der derzeitigen und zukünftigen Probleme ausschließlich auf dem Wege der Reform von Strukturen, Organisationen und Verwaltung zu erreichen seien, dass diese aber schlussendlich in keiner Weise die vitalen Punkte berühren, die eigentlich der Aufmerksamkeit bedürfen'", warnten die Unterzeichner.
Man sei "auf dem besten Wege zu jenem 'modernisierten', woke-liberalen, politisch korrekten kirchlichen Organismus, vor dem Papst Franziskus warnt, dass er ohne Seele und ohne die Frische des Evangeliums bliebe", so der offene Brief.
"Zu all dem haben wir lange geschwiegen, haben uns fassungslos die Augen gerieben, wie die MHG-Studie und der Missbrauch unschuldiger Kinder und Jugendlicher – den wir genauso verurteilen und aufgeklärt wissen wollen wie Sie (!) –, zum Anlass für den Versuch genommen wird, unsere Kirche so umzubauen, dass wir uns als römisch-katholische Christen, gäbe es nicht Rom und die Weltkirche, nicht mehr darin wieder wiedererkennen würden", heißt es weiter.
Dies werde "jeweils orchestriert von der immer gleichen Handvoll deutscher Theologieprofessoren und -professorinnen, die sich anscheinend anschicken, bei uns das bischöfliche Lehramt ersetzen zu wollen."
"Und glauben Sie bitte nicht, dass uns die (auch von einzelnen Bischöfen) bewusst gesetzten vielen kleinen und größeren Verstöße gegen ausdrückliche römische Vorgaben oder die Lehre der Kirche nicht auffielen", erklärten die Unterzeichner. "Das führt nicht zusammen, Exzellenz, das spaltet!"
Die Synodalversammlung des "Synodalen Wegs" wird vom 8. bis zum 10. September zur vierten Sitzung in Frankfurt am Main zusammentreffen. Einige Texte liegen dabei in Zweiter Lesung vor und könnten offiziell als Beschlüsse verabschiedet werden.
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Es habe schon 2010 eine Meldung beim Bistum gegeben: "Seinerzeit gab es auch polizeiliche Ermittlungen, die allerdings eingestellt wurden, weil die betroffene Person volljährig war. https://t.co/3OTVaQWMBW
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"Handlungsleitend" sei "immer und ausschließlich" die Betroffenenperspektive gewesen, betonte Generalvikar Guido Assmann. "Es gab nie das Ziel, diese zu einem bestimmten Stimmverhalten zu animieren." https://t.co/Q6ZQIPbact
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Während beim "Synodalen Weg" beschlossen wurde, Laien bei der Wahl von Bischöfen in Deutschland zu beteiligen, war dies im Bistum Münster bei zwei Bischofswahlen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil schon der Fall. https://t.co/7l7S2sUnL8
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Gleichzeitig sehe "der Katechismus der katholischen Kirche eine legitime Verteidigung" vor, betonte Kardinal Pietro Parolin. "Die Menschen haben das Recht, sich zu verteidigen, wenn sie angegriffen werden." https://t.co/OvM8tQC7NU
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