Augsburg - Donnerstag, 22. September 2022, 14:55 Uhr.
Mit den Worten "Sowohl als auch" hat sich der Augsburger Bischof Bertram Meier im Credo-Interview am Mittwoch für Evangelisierung nicht nur in fernen Ländern, sondern auch in Deutschland stark gemacht. Credo ist das Online-Portal für junge Katholiken im Bistum Augsburg.
"Wir haben auf der einen Seite den Auftrag, vor der eigenen Türe zu kehren und zu schauen, wie stark das Evangelium noch im eigenen Land ist, und da ist vieles ausgehöhlt", betonte Meier. Papst Johannes Paul II. habe davon gesprochen, "dass die Evangelisierung mit der Selbstevangelisierung anfangen muss."
"Ich kann nicht evangelisieren, wenn ich mir das Evangelium selber nicht vorher zu eigen gemacht habe", sagte der Bischof. "Also Selbstevangelisierung oder auch das eigene Land wieder mit dem Evangelium vertrauter zu machen ist angezeigt." Es gehe darum, "Menschen zu finden, die das Evangelium im Herzen tragen und es den Menschen kommunizieren, nicht als Informanten, sondern als Zeugen des Evangeliums."
Gleichzeitig sei die Evangelisierung weltweit eine Aufgabe: "Alfred Delp hat schon während des Nazi-Deutschlands gesagt: Deutschland ist Missionsland geworden. Dieser Slogan wird oft wiederholt. Wenn wir aber sagen: 'Jetzt bringen wir erst einmal in Deutschland alles in Ordnung', ist das zu kurz gesprungen. Das ist zu wenig. Wir müssen nach außen gehen und diese Weltkirche, im Sinne der Solidargemeinschaft, auch finanziell und personell stärken."
Meier, der im Rahmen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für die Weltkirche zuständig ist, machte außerdem Werbung dafür, als Priester oder Laie für einige Zeit – "auf fünf, auf zehn Jahre" – in ein anderes Land zu gehen, "um dort das Evangelium hinzubringen. Und bereichert von dort wiederkommen und uns Deutschen einmal sagen: Das ist Kern des Evangeliums. Also diese Austauschsituation wäre mir wichtig."
Mit Blick auf den deutschen Synodalen Weg sagte Meier, dessen "vier Foren bilden nicht die kirchliche Wirklichkeit und die kirchlichen Herausforderungen in ihrer Weite und Breite ab. Themen wie etwa Weltkirche, Ökumene und Evangelisierung kommen de facto vielleicht als Fußnote vor, aber haben nicht die Kraft vom Kleingedruckten in die Haupttexte zu gelangen. Das ist die Schwäche des Synodalen Wegs in Deutschland."
"Ich habe bei meiner Bischofsweihe versprochen, dass ich den Glauben in der Tradition der Kirche – in Einheit und in Unterordnung mit dem Papst – verkünden will", erklärte der Bischof von Augsburg. "Und auf der anderen Seite muss ich aber auch schauen, dass ein Volk – zumindest so wie es sich im Synodalen Weg darstellt – nicht ausgegrenzt wird. Ich weiß aber aus meinen vielen Gesprächen mit dem Volk Gottes aus Augsburg, dass die Komposition der Synodalen Wegs, wie sie sich in Frankfurt darstellt, nicht unbedingt der Spiegel des Volkes Gottes in Deutschland ist."
Bei den vier namentlichen Schlussabstimmungen bei der vierten Synodalversammlung Anfang September stimmte Meier beim Dokument, das fordet, "die Frage nach dem Zugang von Frauen zum sakramentalen Amt in den Kontext der grundlegenden Erneuerung der Ämtertheologie zu stellen", mit "Ja". Bei den anderen drei Texten – darunter eine Kehrtwende in der Bewertung von Homosexualität – enthielt er sich.
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