Berlin - Dienstag, 15. November 2022, 11:45 Uhr.
Zum ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe haben Dutzende Organisationen rund um die Gruppe „Wir sind Kirche“ erklärt, man erwarte vom Vatikan „endlich ein eindeutiges Zeichen der Würdigung des deutschen Synodalen Weges“.
In der am Wochenende veröffentlichten Stellungnahme, die auch von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und der Initiative Maria 2.0 unterstützt wird, hieß es: „Wir erwarten, dass den sachlich nicht zu rechtfertigenden Schmähungen des Synodalen Weges in Deutschland sowie den gezielten Störmanövern aus dem In- und Ausland klar entgegengetreten wird, auch und vor allem wenn sie von hohen vatikanischen Amtsträgern geäußert werden. Die Gefahr für die Einheit und Zukunft der Kirche geht nicht von Deutschland, sondern von den beharrenden Kräften in der römisch-katholischen Kirche aus, die keine überzeugenden Antworten auf geistlichen Missbrauch und sexualisierte Gewalt haben und die sich Reformen grundsätzlich verweigern.“
„Wir fürchten, dass alle Bemühungen um die von Papst Franziskus vorgegebene Grundlinie der Evangelisierung ins Leere laufen, solange die eigentlichen Ursachen sexualisierter und spiritueller Gewalt, die Machtasymmetrien im Raum der Kirche sowie die fehlende Gewaltenteilung nicht benannt und behoben werden“, so die Unterzeichner. „Wenn wir die verlorene Glaubwürdigkeit unserer katholischen Gemeinschaft wiedererlangen wollen, braucht es eine kritische Selbstreflexion, eine theologische Neubesinnung und daraus abzuleitende strukturelle Konsequenzen.“
Es bedürfe „eines grundlegenden Mentalitätswechsels und umfassender Partizipation des gesamten Gottesvolkes“, so die Stellungnahme. Dabei teile man „die Visionen des Zweiten Vatikanischen Konzils und jetzt von Papst Franziskus, dass der Weg der Kirche in die Zukunft ein Weg des synodalen Miteinanders und der pastoralen Umkehr auf allen Ebenen sein muss. Diese Visionen sind konkret in die heutige Zeit umzusetzen und weiterzuführen.“
Der Synodale Weg war als Antwort auf die ans Licht gekommenen Missbrauchsfälle innerhalb der Kirche Anfang 2019 von der Deutschen Bischofskonferenz lanciert worden. Schnell wurden im Rahmen des Prozesses Forderungen nach einer Kehrtwende in vielen Bereichen der überlieferten kirchlichen Lehre laut, etwa was die Weihe von weiblichen Diakonen oder Priestern angeht, Änderungen in der Sexualmoral oder den hierarchischen Aufbau der Kirche.
Sowohl aus Rom als auch von deutschen Bischöfen und Theologen kam es daher zu teils massiver Kritik. So sagte etwa Kardinal Walter Kasper im Juni zur Einführung eines Synodalen Rats: „Synoden lassen sich nicht institutionell auf Dauer stellen. Die Tradition der Kirche kennt keine synodale Kirchenregierung. Ein synodaler, oberster Rat, wie er jetzt in Aussicht genommen wird, hat in der gesamten Verfassungsgeschichte keinerlei Anhalt. Er wäre keine Erneuerung, sondern eine unerhörte Neuerung.“
„Nicht ein Theologe, sondern ein Politologe hat das kürzlich etwas boshaft ausgedrückt, indem er einen solchen Synodalen Rat, als einen Obersten Sowjet bezeichnet hat“, so Kasper weiter. „Sowjet ist ein altrussisches Wort, das genau das meint, was wir in deutscher Sprache als Rat bezeichnen. Ein solcher Oberster Sowjet in der Kirche wäre offensichtlich keine gute Idee. Ein solches Rätesystem ist keine christliche, sondern eine aus ganz anderem Geist oder Ungeist kommende Idee. Es würde die Freiheit des Geistes, der weht, wo und wann er will, abwürgen und die Struktur zerstören, die Christus für seine Kirche gewollt hat.“
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Anders als beim Synodalen Weg in Deutschland habe der Pontifex „die Aufarbeitung des Missbrauchskomplexes von Anfang an vom Synodalen Prozess der Weltkirche abgekoppelt“. https://t.co/iu2kruuAIi
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